1331 - Zu Ehren Ijarkors
sich dessen bewußt, daß der Plan auf tönernen Füßen stand. Nur ein sehr kleiner Kreis von Mitstreitern war informiert, aber es gab außerordentlich viele, die in der Lage waren, das Vorhaben zu erraten.
Hat jemand allzu intensiv nachgedacht? fragte sich der Terraner. Irgend jemand könnte mißtrauisch geworden sein. Er könnte ein paar Fragen zuviel gestellt haben.
Er wurde sich dessen bewußt, unter welch ungeheurer Anspannung er stand Bisher hatte er alle Zweifel von sich geschoben, doch nun überfielen sie ihn um so heftiger.
Kodexwahrer Dokroed schien etwas zu bemerken. Er legte den Kopf zur Seite und blickte ihn forschend an.
„Lainish hat schwere Vorwürfe gegen euch erhoben", eröffnete er das Gespräch.
„Das überrascht mich nicht", erwiderte Roi Danton. „Von ihm habe ich nichts anderes erwartet. Er hat sich selbst in letzter Zeit sehr eigenartig benommen, so daß ich meine Zweifel an seiner Loyalität zu Ijarkor hatte."
„Salaam San und du - ihr seid Verräter", fauchte der Zwerg-Gavvron ihn an.
„Ach ja? Sind wir das?" Der Terraner setzte sich in einen der Sessel. Lässig schlug er die Beine übereinander. Seine Arme ruhten auf den Lehnen. Er überlegte kurz, dann entschloß er sich dazu, den Anführer des Hatuatano anzugreifen. Er gab einer Vermutung nach, obwohl er keinerlei Beweise in den Händen hielt.
„Die Heraldischen Tore sind manipuliert worden", erklärte er. „Das hatte zur Folge, daß insgesamt 300.000 Sänger ihr Ziel nicht erreicht haben. Salaam Siin, Ronald Tekener und ich sind die letzten, die ein Interesse an einem solchen Fehlschlag haben könnten. Wir wollen zu Ehren Ijarkors das Spiel des Lebens inszenieren, und wir arbeiten sehr intensiv daran, daß es ein Spiel wird, wie es noch niemals zuvor organisiert wurde. Da paßt eine Manipulation der Heraldischen Tore nicht ins Konzept. Sie kann nur von jemandem eingeleitet worden sein, der verhindern will, daß es Spiele werden, die zur Ehre des Ewigen Kriegers gereichen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, daß Lainish voller Eifersucht und Mißgunst verhindert hat, daß die Sänger ihr Ziel erreichen. Er weiß sehr gut, daß alle 1.300.000 Ophaler auf dem Mond Ijarkor sein müssen. Er hat dafür gesorgt, daß 300.000 fehlen."
„Eine Unverschämtheit", empörte sich Lainish.
„Er ist dafür verantwortlich, daß diese Ophaler Pailliar und Lombok nicht verlassen können, denn er hat die Blockierung der Tore veranlaßt."
Kodexwahrer Dokroed war hin und her gerissen. Er wußte nicht, was er von diesen Anschuldigungen halten sollte, die ihm aber bei allen Zweifeln logischer erschienen als die Behauptungen Lainishs. Er fragte sich, warum Ronald Tekener und Roi Danton das Spiel des Lebens scheitern lassen sollten. Er selbst hätte alles geopfert, was ihm lieb und wert war, wenn ihm die Ehre zuteil geworden wäre, das Spiel des Lebens zu inszenieren, und er konnte sich nicht vorstellen, daß irgend jemand eine solche Aufgabe nicht als höchste Ehre empfinden könnte.
„Das Problem ist einfach zu lösen", erklärte er, nachdem er den Zwerg-Gavvron mit einer energischen Zurückweisung daran gehindert hatte, nunmehr seinerseits Anschuldigungen zu erheben.
„Was hast du vor?" rief Lainish.
„Wir müssen erreichen, daß die Blockade des Terraner-Tors aufgehoben wird. Sobald das der Fall ist, können die Ophaler zum Mond Ijarkor gebracht werden, und sobald wir auch die Ophaler von Lombok abgezogen haben, ist das Problem aus der Welt."
Lainish lachte zornig.
„Ja, das hört sich gut an", rief er. „Aber wie können wir die Blockade der Heraldischen Tore beenden? Was hat sie überhaupt blockiert? Ich kann das nicht beantworten."
Er lügt, erkannte Roi Danton. Er hat die Tore mit Hilfe des Nakken Faragha lahmgelegt.
Nur so kann es gewesen sein. Wenn er jetzt dafür sorgt, daß die Tore ihre Arbeit wieder aufnehmen, stellt er sich selbst bloß, denn dann gibt er ja zu, daß er die Möglichkeit hat, die Tore zu manipulieren.
Lainish blickte ihn haßerfüllt an. Es schien fast so, als habe er die Gedanken des Terraners erfaßt.
„Ich weiß nicht, was geschehen ist", behauptete er. „Ich jedenfalls habe die Heraldischen Tore nicht beeinflußt. Ich könnte es gar nicht. Aber ich bin bereit, mit euch zusammen zum Terraner-Tor zu gehen und mit dem Tormeister zu reden. Ich bezweifle allerdings, daß wir damit etwas erreichen."
Der Anführer des Hatuatano wußte, daß er einen Fehler gemacht hatte. Jetzt war ihm klar, daß
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