1332 - Die Höhlen der Ewigkeit
Statisten im Spiel des Lebens. Und in dem Spiel, das sich in die Wirklichkeit begibt, kennen uns die wahren Akteure nicht richtig. Einige wissen etwas von dir, aber sie haben dich ausgeklammert. Die Worte des toten Lebenden in dem Raumschiff der obersten Etage beweisen das auch. Und von mir wissen sie alle noch nichts."
„Und Lainish?"
„Er weiß weder von dir etwas noch von mir. Er ist einer Vermutung gefolgt, nachdem er bei Ijarkor nicht vorgelassen wurde. Er ahnt etwas. Er jagt unerbittlich die beiden Arrangeure des Spieles des Lebens. Ünd Salaam Siin verdächtigt er des übelsten Verrats."
„Womit er nicht falsch liegt."
„Das kann man sehen, wie man will. Er vermutet, daß sich Danton, Tekener und Siin absetzen und zunächst in den Höhlen der Ewigkeit verbergen werden. Das Labyrinth ist ein ideales Versteck. Von dem Raumschiff weiß er noch nichts. Und so, wie ich den Weg der beiden Terraner verfolgen kann -wobei ich mich hauptsächlich an den Ophaler halte, den ich leichter verstehen kann -, werden sich diese Gegner hier treffen."
„Das paßt mir nicht. Ich habe keine Lust zwischen zwei Fronten zu geraten. Wir müssen verschwinden."
„Es ist zu spät, Alter. Es gibt Dinge, die du nicht ändern kanrist. Kletter hinauf zu deinem Guckloch. Berichte mir, was du draußen in den kalten Schluchten siehst. Ich verstehe es nämlich nicht."
„Das Spiel des Lebens!" fragte ich. „Nein, Jeo. Die ersten Kämpfe finden nicht hier statt. Es steht aber der Moment bevor, an dem die Sänger von Ophal den eigentlichen Festgesang anstimmen. Und nun klettere zu deinem Fenster."
Ich erhob meinen müden Körper. Der Aufstieg bis zu dem Guckloch, durch das ich Ijarkors Palast manchmal beobachtet hatte, war schnell zu schaffen. Natürlich kannte ich auch hier jeden notwendigen Tritt. Ich wußte, wo ich mich festhalten mußte. Dennoch wäre ich beinahe abgerutscht. Ich rief auf den letzten Stufen die Innere Ruhe. Sie gab mir die notwendige Stabilität.
Schließlich lehnte ich mich an die Brüstung des natürlichen Fensters.
Draußen war es nicht sonderlich hell. Die Sonne Siom stand schon hinter dem Kriegerpalast. Die Nacht würde den Tag bald ablösen. Ich stellte etwas überrascht fest, daß ich mein Zeitgefühl verloren hätte, denn ich war davon ausgegangen, daß es noch früh am Tag war. „Was siehst du, alter Träumer?" rief Kera-Hua-Zatara von unten. „Es wird allmählich dunkel."
„Strenge deine Augen an. Irgendwo in den Schluchten spüre ich Salaam Siin. Die beiden Terraner befinden sich sicher bei ihm. Ich spüre Roi Danton und Ronald Tekener aber nicht richtig. Sie sind mir zu fremd."
Ich suchte die trostlose Landschaft ab. Schließlich entdeckte ich drei Gestalten, die sich im Schutz der tiefen Schatten des Abends den Höhlen der Ewigkeit näherten. Ob es sich dabei um die drei Genannten handelte, vermochte ich nicht zu sagen.
Ich teilte dies der Pflanze mit und erwähnte dabei auch meine Zweifel über die Identität der drei Personen. Es leuchtete mir nämlich nicht ein, daß sich diese auf ihren eigenen Beinen fortbewegten, wo ihnen doch bestimmt ausgezeichnete technische Hüfsmittel und insbesondere das Teleport-System zur Verfügung standen. „Lainish wird sie auch registrieren", antwortete Kera-Hua-Zatara. „Er wird ihnen auflauern.
Aber es wird zu keinem Kampf kommen."
„Das verstehe ich nicht."
„Du wirst es noch verstehen, alter Eremit. Kannst du erkennen, an welcher Stelle sie in die Höhlen der Ewigkeit eindringen werden?"
„Unweit von hier", antwortete ich. „Wenn sie ihre Richtung nicht ändern. Ihr Ziel ist sicher das Raumschiff."
„Zweifellos. Und dazwischen wartet Lainish mit ..."
Sie brach mitten im Satz ab. Auch ich stutzte und klammerte mich an das Felssims.
Etwas Unbeschreibliches lag in der Luft. An allen Ecken und Enden schien es zu knistern und zu knacken. Der Mond Ijarkor zeigte sich, als sei er zum Leben erwacht.
Kera schien es auch zu spüren, denn sie bewegte unsicher ihren blauroten Blütenkopf hin und her. Aber auch in mein Bewußtsein drang dieses unbeschreibliche Etwas ein.
Die Luft schien sich elektrisch aufzuladen. Es war, als ob die fernsten Klänge des Universums mich umsäuselten, aber in Wirklichkeit hörte ich nichts. Der Abendhimmel Ijarkors schimmerte nun wieder heller und in ungewöhnlichen grünen Farben. Eine unheimliche Stimmung breitete sich aus.
Die drei Gestalten, die weit unter mir und außerhalb der Höhlen der Ewigkeit durch die
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