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1339 - Der Blutengel

1339 - Der Blutengel

Titel: 1339 - Der Blutengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gestreckt. Mit der rechten Hand umklammerte sie den Griff eines Schwerts, und die Gestalt hatte den Arm so weit angehoben, dass die Spitze der Klinge nicht über den Boden streifte, sondern darüber hinwegfuhr.
    Die unheimliche Gestalt auf dem Pferderücken passte weder zu den Horror-Reitern, noch zu Saladin und van Akkeren.
    Konnte es sich bei ihm um einen neuen Verbündeten des Schwarzen Tod handeln?
    Ausschließen wollte ich nichts, rein gar nichts. In diesem Spiel wurden die Karten immer wieder neu gemischt, aber ich war davon überzeugt, dass wir uns auf einen neuen Feind einstellen mussten.
    Er war zu sehen – und verschwand wieder von der Bildfläche.
    Der Würfel sah so aus wie immer. In seinem Innern bewegten sich noch die Schlieren, aber sie zuckten nicht mehr. Sie gewannen ihre Trägheit zurück, und so stand für mich fest, dass ich alles gesehen hatte.
    Ich ließ den Würfel los. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, mich auf den Knochensessel zu setzen. Es war auch nicht unbedingt nötig gewesen. Ein anderes Bild hätte ich bestimmt nicht zu sehen bekommen.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass sich der Schweiß überall auf meinem Körper ausgebreitet hatte. Er klebte am Rücken, auf der Brust und auch im Gesicht. Die letzte Aktion war alles andere als entspannend gewesen.
    Suko stand neben mir und wartete darauf, dass ich etwas sagte.
    »Soll ich dir etwas zu trinken besorgen, John?«
    »Nein, nein, lass mal.«
    »Was hast du denn gesehen?«
    Ich wischte mit der linken Hand über meine Stirn und nickte Suko dann zu.
    »Es war jemand, den ich bisher nicht kannte. Ein Reiter auf einem dunklen Pferd.«
    »Ein Horror-Reiter?«
    »Nein, aber er sah schon aus wie ein Bote der Apokalypse. Ich glaube auch nicht daran, dass er ein fünfter und vergessener Horror-Reiter ist. Der hier kocht seine eigene Suppe, aber welche das genau ist, kann ich dir nicht sagen.«
    »Beschreibe ihn genauer!«, forderte Suko.
    Den Gefallen konnte ich ihm tun. Suko hörte mir aufmerksam zu und musste schließlich den Kopf schütteln, als er sagte: »Sorry, aber einen solchen Typ habe ich noch nie zuvor gesehen.«
    »Eben. Ich auch nicht.«
    »Aber du hast dir Gedanken gemacht.«
    Ich verzog die Lippen in die Breite. »In der kurzen Zeit schon. Ich kann ihn nur nirgendwo hinstecken. Es fällt mir auch schwer, ihn mit den Templern in Verbindung zu bringen. Selbst mit denen, die zu van Akkeren gehören und dabei auf Baphomets Seite stehen. In seinem Dunstkreis ist er mir noch nicht aufgefallen.«
    Suko deutete auf den Würfel. »Aber er hat nicht gelogen, davon gehst du schon aus?«
    »Natürlich.«
    »Dann ist die Gefahr auf dem Weg zu uns.«
    Es ärgerte mich irgendwie, dies zu akzeptieren, aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Ich drückte mich von meinem Sitz hoch und ging mit langsamen Schritten zum Fenster. Dabei passierte ich meinen Freund, der mich nicht ansprach.
    Mein Blick fiel nach draußen in den Klostergarten. Wer ihn sah, der konnte nicht glauben, dass im Haus eine Bombe explodiert war, denn der Garten war nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Er bot ein friedliches Bild, nach dem der Herbst bereits seine Arme ausgestreckt hatte.
    Zwar zeigten die Hecken noch ein sattes Grün, aber an den Blättern der Bäume hatte die Jahreszeit bereits ihren Pinsel angesetzt und für eine Färbung gesorgt.
    Im Sommer war der Klostergarten ein kühler und schattiger Ort.
    Dort lag auch Abbé Bloch begraben, der letzte Templerführer vor Godwin de Salier. Als ich an Bloch dachte, fielen mir wieder die toten Templer ein. Die Männer, die bei der Explosion unter den einstürzenden Wänden ums Leben gekommen waren. Ich bezweifelte, dass sie hier ihre letzte Ruhestätten würden finden können.
    Der Himmel hatte sich bezogen. Er zeigte jetzt eine dichte, bleifarbene Decke, als wollte er sich unserer Stimmung anpassen.
    Mir ging die Gestalt nicht aus dem Kopf, die ich gesehen hatte.
    Der Würfel hatte nicht gelogen. Das war bei ihm noch nie der Fall gewesen. Dieser Reiter musste mit uns in einer unmittelbaren Beziehung stehen oder mit unseren Feinden, was bestimmt besser ausgedrückt war.
    »Was hast du vor, John?«
    »Nichts oder vieles. Ich sehe den Garten. Er ist völlig normal geblieben, aber ich kann dir nicht sagen, wie es weitergeht. Es gibt hier keinen Hinweis auf das, was ich gesehen habe. Alles scheint normal zu sein.«
    »Es scheint nur…«
    »Ja.« Ich drehte mich wieder um. »Aber uns lässt man verhungern.

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