1339 - Der Blutengel
Blutengel sind Feinde aus den alten Zeiten des Kontinents. Diese Feindschaft besteht noch immer. Da der Schwarze Tod eine Rückkehr erlebte, von der auch der Blutengel erfahren hat, will er endgültig eine Entscheidung herbeiführen.«
»Das muss man so sehen.«
»Und wo soll sie stattfinden?«
»Hier.«
»Im Kloster?«
»Ja.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Myxin, das kann nicht sein. Das geht nicht, verdammt. Der Schwarze Tod ist nicht hier. Er hat seine Vasallen geschickt und…«
»Hat Spuren hinterlassen, John. Es gibt seine Helfer, und sie werden den Blutengel auf die Spur des Schwarzen Tods bringen.«
Es hörte sich einfach an. Ob es dann so einfach sein würde, bezweifelte ich. Aber ich musste zugeben, dass sich die Vorzeichen verändert hatten. Wir waren wieder in ein neues Stadium der Auseinandersetzung eingetreten. Ich musste erst noch nachdenken und alles allmählich in die Reihe bringen.
Dabei glaubte ich nicht daran, den Blutengel zu meinen Freunden zählen zu können. Er konnte ein entfernter Verbündeter sein. Sollte es ihm gelingen, den Schwarzen Tod zu besiegen, wäre das Grauen das Gleiche geblieben. Auch einer wie er wollte die Macht, die Unterdrückung, die Knechtschaft der ihm hörigen Menschen. So musste man es einfach sehen. Ich hätte einen weiteren Gegner gehabt.
Zudem glaubte ich nicht daran, dass der Schwarze Tod so leicht zu besiegen war. Das hatte er in Atlantis sehr deutlich bewiesen, denn da hatte der Blutengel es auch nicht geschafft.
Es konnte natürlich sein, dass wir zwischen die Fronten gerieten, da mussten wir schon verdammt Acht geben.
»Woher hat er seinen Namen? War er ein Engel, der Blut getrunken hat? Oder ein Dämon, der sich Engel nannte?«
»Er trank kein Blut. Er ist kein Vampir gewesen. Er hat den Namen deshalb bekommen, weil man ihm die Haut bei lebendigem Leib abgezogen hat. Und jetzt ist nur noch das zu sehen, was sich darunter verborgen hielt. Einfach blutiges Fleisch. Daher stammt sein Name. Vielleicht wollte er auch als Racheengel gelten, deshalb der Name.«
»Wer tat es?«
»Der Schwarze Tod. Er hat ihm die Haut abgezogen und für diesen Hass gesorgt.«
»Dann kann ich verstehen, dass der Blutengel Rache will«, sagte ich und nickte.
»Er hat gewusst, dass es seinen Feind noch gibt.«
»Und du hast es auch gewusst, Myxin.«
»Stimmt. Ich sah ihn, als ich den Steinen einen Besuch abstattete.«
»War er auch dein Feind?«
Der kleine Magier lächelte. »Das kann ich dir nicht genau sagen. Er hätte einer werden können, vielleicht auch ein Verbündeter, aber mich schickte der Schwarze Tod in den langen Schlaf, aus dem du mich erst befreit hast.«
»Okay, jetzt kenne ich die Geschichte. Es steht noch immer die Frage im Raum, warum du gekommen bist. Willst du gegen den Blutengel angehen, ihn bekämpfen? Oder stellst du dich auf unsere Seite, damit wir den Schwarzen Tod gemeinsam für alle Zeiten zur Hölle schicken?«
»Traust du dir das zu?«
»Ich habe es schon einmal getan.«
»Ja, aber dir fehlt die Waffe.«
»Keine Sorge, ich bin flexibel. Ich werde meine Fantasie zur Geltung bringen, und ich warte nur auf den Augenblick, an dem ich ihm wieder gegenüberstehe.«
Myxin sagte nichts. Er fragte nur: »Hast du ihn gesehen?«
»Nein.«
»Er ist trotzdem in der Nähe, John. Sonst hätte mich der Weg nicht zu dir geführt.«
»Wie der Blutengel – oder?«
»Ja, wie auch er.«
Auch in mir hatte sich eine Spannung aufgebaut. An diese Wendung hatte ich nie im Leben gedacht. Jetzt wies sogar alles darauf hin, dass es in der Nähe des Klosters zu einem Kampf der Giganten kam.
»Dann werden wir ihn erwarten«, sagte ich. »Nicht hier, sondern draußen, wo sich Suko befindet. Er hat mir versprochen, die Augen offen zu halten. Möglicherweise kann er uns weiterhelfen.«
»Gut, John, gehen wir.«
Mir blieb nichts anderes übrig, als dem kleinen Magier zu folgen.
Aber mein Kopf steckte voller Gedanken…
***
Suko war das Kloster ebenfalls bekannt. Nun aber ging er wie ein Fremder durch die Trümmer. Zum ersten Mal sah er richtig, was die Explosion angerichtet hatte. Er sah die herabgestürzten Decken, die zusammengebrochenen Wänden, die scheibenlosen Vierecke der Fenster und konnte wirklich bestätigen, dass Godwin de Salier riesiges Glück gehabt hatte, dass bei ihm nicht mal das Fenster zerstört worden war.
Auch die Treppe, die nach oben in das elektronische Herz des Klosters führte, war in der unteren Hälfte verschüttet.
Wenn
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