1339 - Der Blutengel
Oder weißt du, was die andere Seite vorhat? Ich nicht.«
»Sie werden versuchen, das Kloster in Beschlag zu nehmen«, sagte Suko. »Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Sie müssen es. Sie haben es zerstört, um es zu übernehmen, und ich kann mir vorstellen, dass sie schon bald hier auftauchen. Van Akkeren, dann Saladin und möglicherweise einige der Baphomet-Templer. Sie müssen was tun und…«
»Das stimmt. Aber sie wissen auch, dass wir hier sind. Da werden sie besonders vorsichtig sein.«
Dagegen konnte Suko nichts sagen. Es gefiel ihm nicht, dass wir uns noch immer in Godwins Büro aufhielten, und er schlug vor, sich mal draußen umzuschauen.
»Tu das.«
»Bleibst du hier?«
»Ja.«
»Okay.« An der Tür drehte sich Suko noch mal um. »Hast du eigentlich an Justine Cavallo gedacht?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Hin und wieder.«
»Vergiss sie nicht.«
Nach diesen Worten ließ mich Suko allein. Ich habe im Allgemeinen nichts gegen das Alleinsein, in diesem Fall schon. Da kam ich mir verlassen vor und suchte verzweifelt nach einem Weg, um wieder näher an den Fall heranzukommen.
Dass er stagnierte, daran wollte ich nicht glauben. Es war zwar nichts Konkretes geschehen, aber es würde etwas passieren. Nicht grundlos hatte mir der Würfel diesen Reiter gezeigt.
Wer war er? Was hatte er vor? Wenn ich mir seinen Anblick noch mal in die Erinnerung zurückrief, rann mir schon ein Schauer über den Rücken, denn nicht nur er als Person war ein grauenhaftes Wesen, von ihm war auch etwas ausgestrahlt, das nach Tod und Verderben roch. So passte er irgendwie in die Reihe der Horror-Reiter hinein, obwohl er nicht direkt zu ihnen zählte.
Stand auch er auf der Seite des Baphomet?
Auch das war möglich. Mir war das gesamte Umfeld dieses Dämons nicht bekannt. Mit ihm hatte sich van Akkeren beschäftigt.
Wer konnte schon sagen, was er noch alles ausgegraben hatte, auch um den Schwarzen Tod zu unterstützen.
Suko war verschwunden. Von ihm hörte ich nichts. Auch ich dachte darüber nach, den Raum zu verlassen, als ich etwas hörte, bei dem ich eine Gänsehaut bekam.
Es war ein leises Lachen. Nicht schlimm, nicht so angesetzt, dass ich Furcht bekommen hätte. Es hörte sich mehr wissend an, und es war hinter meinem Rücken aufgeklungen.
Ich drehte mich langsam um und war auch bereit, jeden Moment meine Beretta zu ziehen.
Zwei Sekunden später weiteten sich meine Augen. Die Person, die vor mir stand, hätte ich nicht erwartet, obwohl ich eigentlich damit hätte rechnen müssen, dass sie auch auftrat.
Von nun an griff Atlantis in diesen Fall ein, denn vor mir stand Myxin, der Magier…
***
Meine rechte Hand sackte aus der Nähe der Waffe, und Myxin sah mein Erstaunen, was ihn zu einem erneuten Lachen animierte.
»Du?«, flüsterte ich.
»Ja.« Er schüttelte sich leicht, als wollte er eine bestimmte Erinnerung an seine Reise loswerden.
Myxin sah aus wie immer. Er trug auch noch diesen halblangen Mantel. Das flache Gesicht, die leicht grünlich schimmernde Haut, deren Farbe sich in den Augen wiederholte. Ich sah den schmalen Mund, das leicht fliehende Kinn, die hochstehenden Wangenknochen – nein, da hatte sich wirklich nichts verändert.
»Es wurde auch Zeit«, beschwerte ich mich.
»Warum?«
»Er ist wieder da!«
»Ich weiß!«
»Und weiter?«
Myxin hob seine Schultern an. »Ist das nicht dein Problem, John? Der Schwarze Tod, meine ich. Du hast ihn damals vernichten können, nun aber ist er zurückgekehrt. Er hat in Namtar damals den perfekten und willigen Helfer gefunden, und du stehst vor einem Problem.«
»Du nicht?«
»Nein.«
Mir gefiel Myxins Antwort nicht, und so bat ich ihn, mir die Dinge zu erklären.
»Er ist dein Feind, John, dein Todfeind. Ich habe mich in das Refugium zurückgezogen und kann dort warten. Ich bin nicht mehr so scharf darauf, in die großen Kämpfe einzugreifen und…«
Was mir der kleine Magier da sagte, gefiel mir überhaupt nicht.
»So kannst du nicht reden, Myxin. Du bist ebenfalls betroffen, verdammt. Der Schwarze Tod war und ist auch dein Feind. Wer hat dich denn bekämpft? Wer hat dich denn in diesen langen Schlaf geschickt? Los, antworte! Wer hat es getan?«
»Du weißt es selbst, John.«
»Eben. Und deshalb wundere ich mich, dass du dich so ungewöhnlich verhältst. Der Kampf wird wieder aufgenommen. Atlantis ist nicht gestorben. Wir führen ihn nur um Jahre später weiter und auch auf einer anderen Ebene, wie du weißt.«
»Ja, das ist
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