1339 - Der Blutengel
können.
Nun ging er davon aus, dass es Hufgeklapper gewesen war.
Er spürte auch die Feindschaft. Sie wehte ihm zusammen mit dem Blutgeruch entgegen. Auch als er sich noch stärker auf die Gestalt konzentrierte, war es ihm nicht möglich, das Gesicht zu erkennen. Auch der Körper zeigte ungewöhnliche Maße. Zwar klebten die Stofffetzen an ihm, aber seiner Ansicht nach schien er aus Klumpen zusammengesetzt zu sein.
Blutige Klumpen…?
Zumindest rochen sie nach Blut. Nach einem alten und stockigen, das irgendwo vergessen worden war.
Suko hatte nicht auf die Uhr geschaut. Deshalb wusste er nicht, wie lange er dem Reiter gegenübergestanden hatte. In dieser Zeit hatte sich die Gestalt nicht bewegt. Das allerdings änderte sich, als der plötzliche Ruck den Arm erwischte.
Er streckte ihn nach rechts hin aus. Gleichzeitig drehte der Reiter die Hand. Plötzlich wirbelte das Schwert durch die Luft, überschlug sich einmal und wurde mit einem geschickten Griff wieder aufgefangen.
Im gleichen Moment bewegte der Reiter seine Beine. Er hieb die Hacken in die Flanken des Pferds, und das sprang aus dem Stand hervor nach vom. Zusammen mit dem Reiter und dem verdammten Schwert, dessen Spitze jetzt genau auf Suko zeigte…
***
Ich hatte in den letzten Minuten viel Neues erfahren. Mir war auch neu gewesen, dass der Schwarze Tod im alten Atlantis noch starke Feinde gehabt hatte. Man hatte es ihm zu diesen Zeiten bestimmt nicht einfach gemacht, und er hatte sich durchschlagen müssen, um an die Spitze zu gelangen, wo er Angst und Schrecken verbreitete.
Und wieder hatte ich feststellen müssen, dass mit dem Untergang des alten Kontinents nicht alles vergangen war. Einiges hatte überlebt, doch leider auch viel Negatives.
Ich ging schneller, weil auch der kleine Magier seine Schritte beschleunigt hatte. Über den Grund erfuhr ich nichts, aber wir näherten uns dem Ausgang.
Ich holte auf – und musste plötzlich stehen bleiben, weil auch Myxin nicht mehr weiterging. Beinahe wäre ich noch gegen ihn geprallt. So streckte ich die Arme aus und stützte mich mit meinen Händen an seinen Schultern ab.
»Nicht weiter, John!«, zischte er.
»Warum nicht?«
»Er ist da!«
Den Namen brauchte mir Myxin nicht zu nennen. Ich wusste sehr wohl, von wem er gesprochen hatte. Ein kalter Schauer rann über meinen Rücken hinweg. Ich hätte mich am liebsten an Myxin vorbeigedrängt. Das war nicht mehr nötig, denn er ging selbst vor.
Mein Blickfeld verbesserte sich. Ich schlich auf die zerstörte Tür zu und konnte so über den kleinen Magier hinwegschauen.
Die ersten Geräusche erreichten mich von draußen. Sie gefielen mir nicht. Sie waren auch nicht zu identifizieren, aber sie hörten sich nicht gut an. Ich nahm auf Myxin keine Rücksicht mehr, stieß ihn zur Seite und stürmte ins Freie.
Der Blick nach links, und ich hatte das Gefühl, in einem Kreisel des Schreckens zu stehen.
Der Blutengel und Suko kämpften um Leben und Tod!
***
Es war Sukos Glück, dass er es gelernt hatte, so schnell und richtig zu reagieren. Der Arm mit dem Schwert war weit nach unten gedrückt worden, und die Klinge hätte ihn bestimmt in der Mitte des Körpers aufgespießt. Da wäre er dann in die Höhe gerissen worden, um wie eine Trophäe gehalten zu werden.
Das klappte nicht. Suko war schneller. Er wich durch einen gewaltigen Sprung zur Seite und nach hinten hin aus, sodass die Klinge an ihm vorbeihuschte und die Luft durchschnitt.
Aus dem Maul des Reiters drang ein undefinierbares Geräusch.
Er lenkte sein Tier nur mit den Beinen und schaffte es durch den nötigen Druck, es um die Hand zu drehen.
Beide waren zum Kampf bereit!
Auch Suko, der sich weder von der Waffe noch von den Hufen des Tieres erwischen lassen wollte. Er war zurück bis gegen die Klostermauer gewichen, um einen Halt im Rücken zu haben.
Dann zog er seine Beretta.
Zu spät. Das Pferd flog in die Höhe. Suko sah die auskeilenden Hufe dicht vor sich. Bevor er abdrücken konnte, sprang das Tier auf ihn zu.
Diesmal ließ sich Suko fallen. Er rollte sich weg, als das Pferd gegen die Mauer prallte. Es machte ihm nichts aus, nicht mal ein Wiehern war zu hören.
Der Reiter nutzte die Gunst des Augenblicks. Er zerrte seinen Gaul zurück, beugte sich an der linken Seite tief herab und griff mit der freien Hand zu.
Suko hatte sich aus der Rollbewegung aufrichten wollen, als er die Hand an seinem Körper spürte, die sich an der Kleidung festgeklammert hatte.
Er kam zu keiner Gegenwehr
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