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1340 - Ephemeriden-Träume

Titel: 1340 - Ephemeriden-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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heimtückische Weise haben sie den Permanenten Konflikt unterhöhlt. Du, Ephemeriden-Wahrer, wirst die Strafe vollziehen!"
    „Ich bin mir keiner Schuld bewußt!"
    „Nein? Ist es nicht ein Verstoß gegen den Kodex, wenn man sich ihm gegenüber passiv verhält? In welcher Weise hat dein Volk nicht dagegen verstoßen?
    Kommen bei den Traifaern nicht täglich kleinere Verstöße vor, die sich allmählich zu einem großen Berg verdichten?"
    „Ich ... ich ...", machte Ruttaver. Er brachte keinen Ton mehr hervor. Sein Körper versteifte sich. Er knickte im Sessel zusammen, aber die kräftigen Hände der Rüstung des Ewigen Kriegers packten ihn und zerrten ihn empor. „Schwächling!" dröhnte Granjcar. „Dienst du so ESTARTU?"
    Er trug den hilflosen Traifaer zu einem aufleuchtenden Transmitterfeld hinüber und warf ihn hinein wie Abfall. Ruttaver materialisierte außerhalb des Schiffes. Die GOCCATH war inzwischen tief hinabgesunken, die Stadt lag direkt unter ihr. Feurige Strahlen verließen sie und verwandelten Nurminsal übergangslos in eine Gluthölle, in der nichts mehr lebte. Ruttaver fiel dieser Hölle entgegen. Er war in Apathie verfallen.
    Noch einmal vernahm er Worte des Ewigen Kriegers. „Das ganze Sonnensystem wird vernichtet. Dein Volk ist dem Untergang geweiht, wenn es nicht ..."
    Alles Weitere ließ er offen. „Was müssen wir tun, um überleben zu können?" schrie der Ephemeriden-Wahrer mit aller Kraft, die ihm noch blieb. „Sage es mir!"
    Der Ewige Krieger gab keine Antwort mehr. Es wäre auch sinnlos gewesen, wenn er ihm, dem Fallenden, eine Antwort gegeben hätte. Ruttaver konnte sie nicht mehr weitervermitteln.
    Der Traifaer schloß die Augen und wartete auf den Auf schlag. Seltsamerweise wurde er nicht schneller, obwohl er weiter nach unten fiel. Er riß die Augen auf und betrachtete das Wunder. Die GOCCATH über ihm war verschwunden, die Gluthölle der vernichteten Stadt ebenfalls. An ihrer Stelle sah er den Tempel des Teleports. Er stand nicht mehr auf dem höchsten Gipfel der Berge, sondern in der Ebene mitten in einem Meer aus Blumen. Dort wartete eine Gestalt auf ihn, die sich schon von weitem als die des Elfahders entpuppte. „Drohl?" dachte der Ephemeriden-Wahrer. „Hat Drohl mich gerettet?"
    Aber es war nicht Drohl. Ruttaver erkannte es, als er sanft in der Nähe der Gestalt aufsetzte. Er eilte zu ihr hinüber. Es war eine Statue, und der Traifaer bildete sich ein, eine verkleinerte Ausgabe dieser Statue irgendwo gesehen zu haben. Er konnte sich nur nicht mehr erinnern, wo das gewesen war. „Komm zu mir, Traifaer", vernahm er die Stimme. Sie kam aus der Statue, aber die Statue sprach nicht auf akustischem Weg. Nichts an ihr bewegte sich. Ihr Gesicht war seltsam verwachsen.'Sie erinnerte ihn an einen Traif aer und doch nicht. „Geh und sage zu deinem Volk: Es wird sich etwas Unglaubliches ereignen. Der Attar Panish Panisha, der Begründer der Upanishad, wird auferstehen und ihm den Weg zeigen. Er wird allen Völkern den Weg zeigen. Höre, Volk von Traifon. Oogh at Tarkan wird kommen und euch auf den rechten Weg zurückführen. Denn so steht es geschrieben. Die Upanishad ist nicht das Ende des Weges!"
    Ruttaver hatte sich vor Ehrfurcht an den Boden gekauert. Er wußte nicht mehr, was er denken sollte.
    Gerade noch die Verteufelung durch Granjcar, jetzt der Wegweiser durch den Gründer der Upanishad.
    Tief im Unterbewußtsein des Ephemeriden-Wahrers setzte sich eine Erkenntnis fest, die irgendwann an die Oberfläche seines Bewußtseins drängen würde. Es war die Erkenntnis, daß Upanishad und Ewige Krieger zwei Paar Stief el oder Sandaien waren. Daß sie nicht unbedingt zusammengehörten und beide (unabhängige?) Teile des Dritten Wegs waren. War es ein Wunder, daß es keine Harmonie mehr in ESTARTU gab?
    Ruttaver legte sich auf den Rükken. Er atmete ein paarmal tief durch und formulierte die Worte, die die Statue ihm vermittelt hatte. „Der Attar Panish Panisha wird auferstehen und dem Volk der Traifaer den Weg zeigen!"
    Er schrak auf, weil eine Hand sich schwer, auf seine Schulter legte. Er fuhr ernpor und blickte in das Gesicht von Orgfadul. Erst jetzt kam es ihm zu Bewußtsein, daß er sich im Saal des Volksrats befand.
    Sein Gesicht war schweißbedeckt, und die Augenlider seines Artgenossen flatterten übernervös. „Also auch du!" stellte Orgfadul fest. „Oogh at Tarkan hat zu uns gesprochen!"
    Da erkannte Ruttaver, daß er zwei Visionen gehabt hatte. Er holte ein paarmal Luft.

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