1340 - Lady Sarahs teuflische Tochter
Depression, denn jetzt stieg das Bewusstsein in ihr hoch, dass sie verloren hatte.
Sie schaffte es nicht mal, wegzukriechen. Der Körper war so schwer geworden, und sie musste einsehen, dass sie verloren hatte.
Waffenlos, ausgepowert und eingesperrt, befand sie sich in der Gewalt dieser verfluchten Feinde, die jetzt mit ihr machen konnten, was sie wollten. Wie lange man sie liegen lassen würde, war ihr ebenfalls nicht bekannt, aber irgendwann würde jemand kommen, um sich um sie zu kümmern.
Irgendwann…
Ihre Gedanken verflüchtigten sich. Jane konnte an nichts mehr denken oder sich erinnern. Sie wurde bewusstlos.
Das Flüstern und das leise Lachen vernahm sie wie durch einen dichten Nebel. Sie merkte auch, dass sie ein kalter Lufthauch streifte. Der jedoch schaffte es nicht, ihr die Lebensgeister wieder zurückzugeben und so fühlte sie sich weiterhin wie ein toter Fisch, der sich keinen Millimeter mehr bewegen konnte.
Sie merkte, dass man mit ihr etwas tat. Hände strichen über ihren Körper hinweg. Dann wurde ihr Kopf angehoben. Eine Männerstimme gab einen Kommentar ab.
Danach antwortete eine Frau. »Es ist schon okay. Schaff sie wieder auf die Couch, Robin.«
Es gab einen Ruck, dann wurde Jane in die Höhe gehoben und weggetragen. Wieder hatte sie das Gefühl, von den Wellen der Bewusstlosigkeit erfasst zu werden, aber sie hielt sich tapfer und kämpfte mit aller Macht gegen dieses Gefühl an.
Robin ging mit ihr zur Couch und warf sie dort nieder, wobei ihr Körper noch etwas nachfederte.
»Hol ihr etwas zu trinken.«
»Gut.«
Robin verschwand. Obwohl Jane die Augen geschlossen hielt, wusste sie genau, dass sie nicht allein war. Sie spürte die Anwesenheit dieser Claudine Parker, und da sie auf dem Rücken lag, öffnete sie die Augen, um nach vorn zu schauen.
Claudine hockte auf der Sessellehne. Der dicke Wulst am Ende des Sitzmöbels bot ihr Platz genug. Sie hatte den Kopf leicht gedreht und schaute Jane Collins an.
Allmählich klärte sich der Blick der Detektivin. Die Nebel verschwanden, und sie schaffte es, wieder besser zu sehen. Sehr klar sah sie die Frau vor sich, die sich als Lady Sarah Goldwyns Tochter ausgegeben hatte. Sie trug noch immer die gleiche provozierende Kleidung. Um ihre Lippen spielte ein spöttisches Lächeln.
»Pech, nicht wahr?«
Jane hörte die Worte. Sie empfand sie einerseits als dumpf und andererseits als dröhnend, denn sie hallten in ihrem Kopf nach.
Jane wollte reden. Es war nicht zu schaffen. Ihr Mund war wie ausgetrocknet, und so drang nur ein Krächzen über ihre Lippen.
»Es wird bald besser, wenn Robin dir etwas zu trinken gebracht hat.«
Lange dauerte es nicht. Der Mann mit den dunklen Haaren, die so kurz geschnitten waren, dass sie wie ein Schatten auf dem Kopf lagen, musste sich ducken, als er den Raum betrat. Das Glas mit dem Wasser hielt er in der rechten Hand.
Auch wenn sie es mit irgendetwas verseucht hätten, es wäre Jane jetzt egal gewesen. Sie wollte nur das Kratzen aus ihrer Kehle wegbekommen, um wieder normal sprechen zu können.
Jane trank. Sie war den beiden fast dankbar dafür. Die kalte Flüssigkeit rann durch die Kehle in den Magen hinein und spülte das kratzige Gefühl weg.
Es tat ihr gut, wieder einigermaßen durchatmen zu können, und zum ersten Mal nach langer Zeit fühlte sie sich besser und erfrischt.
Nicht mehr so ausgetrocknet.
Das leere Glas wurde ihr aus der Hand genommen und weggestellt. Jetzt schauten sie zwei Augenpaare an, und in keinem von ihnen erkannte sie so etwas wie Mitleid.
Claudine Parker stellte die erste Frage. »Kannst du mich hören, Jane?«
»Ja.«
»Wirst du auch sprechen können?«
»Ich hoffe es.«
»Gut.« Claudine Parker nickte ihr zu und veränderte ihren Sitz auf der Sesselkante leicht. »Es wird sich alles in meinem Sinne richten. Das heißt, du wirst nicht mehr dorthin zurückkehren, von wo wir dich geholt haben. Dieses Haus ist für dich nicht mehr existent. Ich werde es übernehmen, und dich wird es bald nicht mehr geben.«
»Nein«, flüsterte Jane. »Nein, verdammt! Du bist nicht die Tochter der Lady Sarah. Das ist unmöglich. Du kannst sie gar nicht sein. Das weiß ich genau.«
»Ach. Wer sagt dir das?«
Jane musste vor der nächsten Frage Luft holen. »Dann frage ich mich, wer dein Vater ist. Kannst du mir das sagen? Wer ist dein Erzeuger? Den muss es ja gegeben haben.«
»Das stimmt, Jane. Den hat es gegeben, und ich bin auch sehr stolz auf ihn.«
»Auf wen?«
Vor der Antwort
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