1341 - Die Wiege des Kretins
einfach dahergesagt worden, sondern eine konkrete Drohung, die er in die Tat umsetzen wollte.
Wäre ich auf dem Besucherstuhl sitzen geblieben, wäre meine Position nicht eben günstig gewesen. Für mich stand fest, dass ich an einer körperlichen Auseinandersetzung nicht vorbeikam. Ich konnte nur hoffen, schnell genug an mein Kreuz zu kommen.
»Ich bin das Tier!«, brüllte er und warf sich mir entgegen. Ihm war es egal, dass er dabei den Schreibtisch fast leer räumte. Er wollte mich killen. Man hatte es ihm eingeimpft, und es ging von nun an kein Weg mehr daran vorbei.
Ich wich zurück. Viel Platz war nicht. Mit dem Rücken prallte ich gegen einen schmalen Aktenschrank. Er war nicht eben stabil gebaut und fing an zu zittern.
Die beiden recht unkontrolliert geführten Schläge erwischten mich nicht. Aber Muhani hörte auch nicht auf. Er machte sofort weiter und lief um seinen Schreibtisch herum. Dabei griff er in seine rechte Kitteltasche und zog mit einer geschickten Bewegung ein Messer hervor. Es konnte auch ein scharfes Instrument aus einem OP sein, so genau sah ich den Gegenstand nicht. Wie dem auch sei, er war verdammt gefährlich, und in den richtigen Händen konnte er auch tödlich sein.
Bei Dr. Muhani ging ich davon aus. Er arbeitete tagtäglich mit diesen Instrumenten und würde mich eiskalt abstechen. So wie man es ihm eben in seinem Kopf befahl.
Er lachte wie ein Irrer und stach zu.
Ich entwischte ihm.
Dann war ich an der Reihe. Als er seinen Arm zum zweiten Zustoßen angehoben hatte, knallte ihm meine Handkante gegen die linke Schulter und an den Hals.
Den Schlag nahm ich hin. Der erste Angriff wurde sogar gestoppt. Ich hörte ihn fluchen, setzte nach und rammte ihm meinen Ellenbogen gegen das Kinn, das so wunderbar freilag.
Der Arzt torkelte durch den halben Raum. Dass er sich auf den Füßen hielt, glich einem Wunder. Dann kippte er zurück und prallte mit dem Rücken gegen die Seite des Schreibtisches. Er fiel noch nach hinten, sein rechter Arm mit der Waffe bewegte sich hektisch, aber er fand kein Ziel.
Dass dies auch so blieb, dafür sorgte ich, als ich mit beiden Händen seine Knöchel packte und an den Beinen riss.
Er rutschte von der Schreibtischplatte weg, landete auf dem Boden und schlug dabei hart mit dem Hinterkopf auf. So etwas reichte oft aus, um manche Menschen in die Bewusstlosigkeit zu schicken. Ob es bei dem Arzt der Fall war, wusste ich nicht, es war im Moment auch nicht wichtig. Ich wollte ihn nur ruhig haben, um mein Kreuz gegen ihn einzusetzen. Es sollte die andere Kraft aus seinem Kopf vertreiben.
Nein, er war nicht bewusstlos geworden. Dafür allerdings ziemlich angeschlagen. Er brabbelte etwas vor sich hin und bewegte auch seinen rechten Arm.
Bevor ich das Kreuz zum Einsatz brachte, drehte ich ihm das Messer aus der Faust. Er ließ es mit sich geschehen. Wahrscheinlich hatte er es nicht mal bemerkt.
Ich kniete über ihm. Sehr breit, denn meine Knie hatte ich auf seine Arme gestemmt. Dann schaute ich in das Gesicht des Arztes. Die Fratze war nicht mehr vorhanden. Er wirkte nahezu schläfrig auf mich und brabbelte etwas vor sich hin.
Das Kreuz lag bereits frei. Ich musste nur noch die Kette über den Kopf streifen, was auch schnell passiert war.
Ob er sah, wie das Kreuz sich seinem Gesicht näherte, fand ich nicht heraus. Aber er merkte die Berührung, denn jetzt wurde er genau mit dem Gegenteil dessen konfrontiert, was in seinem Kopf steckte und ihn übernommen hatte.
Es gab noch die Verbindung zwischen Muhani und dem verfluchten Hypnotiseur. Zudem war mein Kreuz so mächtig, dass er es einfach spüren musste.
Ja, er spürte es.
Körper und Kopf zuckten so heftig, als wären beide von Peitschenhieben erwischt worden. Er schrie zum Steinerweichen. Er zitterte, und sein Kopf ruckte von einer Seite zur anderen, wobei er immer heftig auf den Boden prallte.
Dämonen starben. Bei Menschen, die unter einem dämonenähnlichen Einfluss standen, liefen die Reaktionen nicht so endgültig ab.
So war es bei Dr. Muhani.
Er bäumte sich hoch. Der Schweiß brach ihm wie Wasser aus den Poren. Er versuchte, seine Arme anzuheben, um sich an mir festzuhalten, aber ich blieb nach wie vor darauf knien und wartete darauf, dass der Anfall vorbei ging.
Das passierte auch, aber der Arzt erlebte dabei eine Hölle. Er schrie, jammerte und stöhnte. Hätte ich ihn nicht festgehalten, wäre er bestimmt durchgedreht und hätte sich womöglich noch selbst etwas angetan.
Ich sprach ihn
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