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1342 - Tod aus der Unendlichkeit

Titel: 1342 - Tod aus der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einer bis dahin nicht gekannten Versuchung erfaßt worden. Er hatte gewußt, was in der Schachtel war. Der Paratau hatte ihn mit geradezu magischer Kraft angezogen, und ohne nachzudenken, war er an die Antigravplattform getreten, hatte die Schachtel blitzschnell geöffnet und einige Tropfen herausgenommen. Dann hatte er sie wieder geschlossen und war davongeeilt.
    Erst sehr viel später hatte er begriffen, was er getan hatte. Er hatte seine Tat bereut, konnte sich jedoch nicht überwinden und die Tropfen zurückbringen. Statt dessen hatte er das Experiment gewagt, und das Ergebnis war so überraschend gewesen, daß er jegliche Vorsicht verloren hatte.
    Nun bereute er seine Tat nicht mehr. Er wunderte sich nur, daß ihm die Espo nicht schon viel früher auf die Schliche gekommen war. Zu erklären war diese Tatsache nur dadurch, daß sie aus einem unerfindlichen Grund seine Gedanken nicht lesen konnten.
    Er erreichte das winzige Haus, das er sich selbst gebaut hatte und allein bewohnte. Rasch trat er ein und schloß die Tür hinter sich. Keine Sekunde zu früh, denn gleich darauf trommelte der Regen gegen die Fenster. „Ich muß mir einige Tropfen beschaffen", sagte er laut. „Und ich werde es tun!"
    Die Lao-Sinh saß hinter einem mit zahllosen Papieren bedeckten Arbeitstisch. Eine Ordnung oder ein System, nach dem sie arbeitete, war nicht zu erkennen. Tarka-Muun und Teres-Trie hatten den Eindruck, daß Bezirksinspektorin Symle-Dortes wahllos mal nach diesem, mal nach jenem Arbeitsvorgang griff, wie es ihr gerade in den Sinn kam.
    Die für ihren Bereich verantwortliche Esper-Polizistin war erheblich älter als sie. Ein schütterer, schmutziggrauer Silberstreifen zog sich über ihren Kopf. Ihr linkes Auge wurde von einem halb herabfallenden Lid teilweise überdeckt. Irgendwann im Verlauf ihrer langen und nicht sehr beeindrukkenden Karriere hatte Symle-Dortes einen Prankenhieb einstecken müssen, der sie um ein Haar das Augenlicht gekostet hätte.
    Sie legte nun ihre Hände nebeneinander auf den Tisch, griff dann zu verschiedenen Schreibgeräten und Papieren, um sie zu ordnen, und brachte ihre Hände schließlich wieder in die Ruhestellung, als wolle sie damit eine besondere Disziplin dokumentieren.
    Es schien ihr nicht nur ungelegen zu kommen, daß die beiden Esper-Polizistinnen sie aufsuchten, es schien ihr aus unerfindlichen Gründen auch unangenehm zu sein.
    Teres-Trie erinnerte sich nicht daran, sie jemals anders gesehen zu haben. Stets versuchte Symle-Dortes, den Eindruck von Ordnung zu erwekken, wann auch immer sie zu ihr gekommen war. Und immer schien sie unangenehm berührt zu sein. Sie hatte Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Kartanin, was einer der Gründe dafür sein mochte, daß sie in ihrem Alter immer noch auf dem Stuhl einer Bezirksinspektorin saß. Sie konnte ihrem Gegenüber stets nur kurz in die Augen sehen und wandte sich zumeist zutiefst verunsichert anderen, nebensächlichen Dingen zu, wenn sie mit jemandem sprach. So auch jetzt. „Ich habe den Antrag hier irgendwo liegen", erklärte sie und begann, zwischen den Papieren zu suchen. Damit wollte sie nicht nur von sich ablenken, sondern auch dokumentieren, daß sie den Dienstvorgang als bei weitem nicht so wichtig ansah wie etwa Tarka und Teres-Trie. Das war eine ihrer Methoden, ihre eigene Bedeutung ein wenig herauszustreichen und die der anderen herabzusetzen.
    Teres-Trie mochte sie gerade wegen ihrer Schwächen. Sie tat ihr ein wenig leid, weil sie ständig überfordert zu sein schien, und sie hätte ihx gern geholfen. Sie wußte jedoch, daß dies nicht möglich war, daß Symle-Dortes niemanden an sich heranließ. Sie kapselte sich auch privat ab. Sie lebte allein in einem kleinen Apartment, und Gerüchte behaupteten, daß sie voller Bitternis einer großen Liebe nachtrauerte.
    Tarka-Muun dagegen belauerte die Bezirksinspektorin mitleidlos und kalt. Sie wartete voller Ehrgeiz darauf, daß sie einen Fehler machte, denn sie hoffte, daß Symle-Dortes dann endlich abgelöst wurde und daß sie selbst ihren Posten einnehmen würde.
    Sie trat einen Schritt vor und zeigte auf den Antrag. Er lag an der Kante der Schreibtischplatte und wäre fast heruntergefallen. Symle-Dortes griff rasch danach und las ihn durch. Sie tat, als habe sie ihn nie vorher gesehen und müsse sich erst jetzt über seinen Inhalt informieren. „Zwei Fremde sind gesichtet worden", erklärte Tarka-Muun. „Das steht da drin. Man hat auf sie geschossen, aber sie sind spurlos

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