1346 - Mallmanns Schicksal
Haut.
Selbst als wir eine Skelettfratze sahen, blieb die nicht länger bestehen. Wir brauchten sie nicht mal mit dem Fuß zu berühren. Sie war so brüchig, dass sie von allein brach.
»Und jetzt?«, fragte Jane, deren Hände über ihren Hals hinwegstrichen.
Ich zuckte nur mit den Schultern…
***
Der zweigeteilte Kopf! Das Ende durch den Schlag einer mörderischen Sense.
Lange genug hatte der Schwarze Tod gewartet. Jetzt war er am Ziel, beim zweiten Anlauf.
Mallmann lag auf dem harten Boden der ehemaligen Vampirwelt. Eine Chance, der Sense zu entgehen, hatte er nicht. Er war auch nicht mehr in der Lage, sich zu verwandeln. Zudem hätte eine solche auch zu viel Zeit gekostet, und genau die hatte er nicht mehr.
Vielleicht war es wirklich so, dass bei einem Menschen kurz vor seinem Tod alle wichtigen Stationen seines Lebens ablaufen, wenn sich das Gedächtnis noch mal entleert. Bei einem Vampir war das nicht der Fall. Dracula II sah nur die verdammte Sense und dieses tödliche Schimmern des gekrümmten Metalls.
Er hörte auch das Zischen, das ihn wie ein Windstoß traf. Er glaubte, dass der Schwarze Tod die Sense nach unten drosch, aber er hatte sich getäuscht.
Plötzlich war sie da!
Eine Frau!
Und sie stand zwischen dem Vampir und dem Schwarzen Tod wie eine Herrscherin.
Für den Supervampir war sie ein Traum oder eine letzte Einbildung vor der endgültigen Vernichtung. Er konnte sich auch keinen Reim darauf machen, er glaubte auch nicht an sie, obwohl er sie mit eigenen Augen direkt ansah.
Eine Person, die einen langen Mantel trug, deren Haarpracht rötlich schimmerte, die sich dann in die Knie sacken ließ, als wollte sie Mallmann eine große Ehre erweisen.
Woher die Frau kam, das wusste Dracula II nicht. Aber auch der Schwarze Tod war überrascht. Er schlug nicht zu, weil er mit dieser Fortsetzung nicht gerechnet hatte.
Die Frau kniete und öffnete ihren schwarzen, weit geschnittenen Umhang. Das Futter schimmerte in einem hellen Gelb, und genau in dieser Sekunde fiel dem Vampir ein, wen er vor sich hatte.
Assunga, die Schattenhexe!
Der Gedanke stand noch immer in seinem Kopf, als sich Assunga vorbeugte und dabei praktisch auf Mallmann fiel. Genau das hatte sie gewollt. Sie musste sehr nahe an ihn herankommen, um den Mantel zu schließen, denn erst dann begann der Zauber zu wirken.
Bei dieser Bewegung entstand wieder ein huschendes Geräusch, und es passierte etwas, was auch der Schwarze Tod nicht mehr stoppen konnte. Vor seinen Augen verschwanden Assunga und Dracula II.
Trotzdem fuhr die Sense nach unten.
Ihre Klinge zerschnitt die Luft, nicht mehr…
***
Jane Collins hatte uns einen starken Kaffee gekocht, den wir in Lady Sarahs ehemaligem Wohnzimmer tranken. Es war ein Raum, über dessen Einrichtung man lächeln konnte oder nicht, aber Jane hatte alles so gelassen, und auch ich sah all die Gegenstände, die dort herumstanden, nicht als Kitsch an.
Der Kaffee war zwar ausgezeichnet, er brachte uns trotzdem nicht auf andere Gedanken. So wussten wir beide nicht, welchen Weg wir gehen mussten, um gewisse Dinge zu ändern. Was hier aussah wie eine heile Welt, war alles andere als das.
Die Reste des Blutsaugers hatten wir entsorgt. Das Zeug lag jetzt in einer Abfalltonne, die an der Rückseite des Gebäudes stand.
Ich quälte mich mit dem Gedanken herum, ob es richtig gewesen war, diese Esmeralda zu vernichten. Ja, es war richtig gewesen. Ihr Blutrausch hatte sich zu sehr gesteigert. Da hatte sie einfach ihrem Trieb nachgeben müssen.
»Wir stehen wieder am Anfang«, erklärte ich und schaute Jane über den Rand der Tasse an.
Ihre Frage war berechtigt. »Waren wir jemals schon viel weiter?«
»Nein.«
»Eben.« Sie spielte mit dem Rand einer der von Lady Sarah gehäkelten Decke. »Wir sind nicht weitergekommen. Hier spielt nicht die Musik, und wir mischen nur am Rande mit. Da haben andere die Regie übernommen, und der Film läuft auch nicht hier bei uns ab, sondern in der Vampirwelt.«
Da muste ich ihr zustimmen, fügte aber noch etwas hinzu: »Wir wissen immerhin, dass es der Schwarze Tod nicht geschafft hat, Mallmann zu killen. Er hat sich gehalten, wie auch immer. Ich sehe ihn noch auf der Sensenklinge aufgespießt. Da habe ich keinen Pfifferling mehr für seinen Fortbestand gegeben.«
Jane war skeptisch. »Bist du sicher, dass er jetzt noch existiert?«
Ich hob die Schultern. »Was heißt sicher? Ich schätze ihn als schlau ein. Er kann möglicherweise einen Weg gefunden haben, um
Weitere Kostenlose Bücher