1346 - Mallmanns Schicksal
Augen.
»Hast du es gehört?«
»Wo ist sie?«
Jane zuckte mit den Schultern. »Wir wissen es nicht. Sie ist verschwunden und für sich allein.«
»Aber nicht bei ihm.«
»Das soll wohl sein.«
Wir waren an einem toten Punkt angelangt. Hier spielte keine Musik mehr. Wenn es sie überhaupt noch gab, dann in der Vampirwelt, die von Mallmann aufgebaut worden war und in der er wohl jetzt sein unrühmliches Ende erlebte.
»Das sieht nicht gut für uns aus«, sagte Jane und schüttelte den Kopf. »Was können wir tun?«
»Nichts.«
»Und sie?«
Ich winkte ab. »Esmeralda hat ihre Aufgabe verfehlt. Sie dachte, dass Justine bei dir wäre. Hätte ja auch zu gut gepasst. Dann wäre sie mit ihr zusammen wieder in die Vampirwelt zurückgekehrt.«
»Meinst du das?«
»Bestimmt.«
Jane schaute nachdenklich zu Boden und krauste dabei die Stirn.
Wenn sie sich so gab, dann dachte sie nach, und ich konnte mich schon auf eine Überraschung gefasst machen.
»Zurückgekehrt wäre sie.«
»Ja.«
»Wie denn?«
»Das musst du sie fragen.«
Jane lächelte. »Sie würde uns bestimmt eine Antwort geben, denn sie steht unter Druck. Aber darauf will ich nicht hinaus. Wenn Justine sich schon zurückgezogen hat, könnte sie doch jemand anderes mit in die Vampirwelt nehmen.«
Ich verstand sofort. »Du denkst dabei an dich.«
»Ja. Und an dich.«
War das gut? War das eine Gelegenheit? Ich bin für ungewöhnliche Vorschläge immer Feuer und Flamme. In diesem Fall allerdings dachte ich schon nach.
Was brachte es denn, wenn wir diese Reise ins Ungewisse antraten? Es konnte sein, dass wir dem Schwarzen Tod begegneten.
Dann würde der Kampf wieder von vorn beginnen.
Jane Collins war zwar nicht dabei gewesen, aber sie wusste, wie knapp es gewesen war, und es stand nicht fest, dass wir diese Dimension wieder lebendig verließen.
Und was war mit Mallmann, alias Dracula II?
Lohnte es sich für diesen verfluchten Blutsauger überhaupt, sich in Gefahr zu begeben? Mein Inneres schrie ein Nein entgegen. Wir konnten froh sein, wenn er vernichtet war, aber wir sollten auch Gewissheit haben, und darüber konnte nur er selbst Auskunft geben.
Entweder lebend oder als Leiche.
Esmeralda meldete sich wieder. Diesmal sprach sie mit leiser und brüchiger Stimme. »Das Skelett will seinen Kopf. Es will ihm den Kopf abschlagen. Dann hat es gewonnen.«
»Woher weißt du das?«, fragte ich.
»Er hat die Sense. Ich habe gesehen, dass er die Köpfe abgeschlagen hat. Ja, das sah ich.«
»Und weiter?«
»Nichts mehr, gar nichts…«
Sie saß schon krumm, doch jetzt sackte sie noch mehr zusammen.
Geredet hatte die Vampirin, doch das hatte uns keinen Schritt weitergebracht. Wir wussten nun, dass Mallmann existierte, aber uns war nicht klar geworden, ob er den Kampf gegen den Schwarzen Tod überlebt hatte. Auf seine Helferin Justine hatte er sich nicht verlassen können.
Jane öffnete bereits ihren Mund, um mir etwas zu sagen, als Esmeralda von einem regelrechten Schüttelfrost übermannt wurde.
Alles an ihrem Körper befand sich in Bewegung. Sie roch das frische Blut, auf das sie so lange hatte verzichten müssen, und es war ihr auch egal, dass ich eine geladene Waffe in der Hand hielt.
Dieser Urtrieb des Vampirs war bei ihr einfach zu stark. Als Opfer suchte sie sich Jane Collins aus.
Jane war so sehr in ihre Überlegungen versunken, dass sie nicht oder zu spät reagierte.
Esmeralda schnellte hoch, warf sich nach vorn und stieß Jane Collins heftig zurück. Mit dem Rücken prallte sie gegen die Flurwand. Sie hörte ebenso wie ich den irren Schrei, und die Untote zerrte ihren Kopf brutal nach rechts.
Sie wollte zubeißen!
In diesem Moment fegte sie mein Rundschlag zur Seite. Ich hörte den Schrei, dann knickte sie ein und fiel seitlich zu Boden. Es gab zwischen uns keine Verständigung mehr. Es gab nur eine Möglichkeit.
Als sie hochkommen wollte, schoss ich.
Die Kugel traf genau ihren Kopf.
Eine mächtige Wucht schleuderte ihn zurück. Wir hörten noch den Aufprall auf dem Boden und auch ein Knacken der alten Knochen im Schädel, dann war es vorbei mit ihr, denn die starke Kraft des geweihten Silbers löste sie auf.
Esmeralda gehörte schon zu den alten Monstren der Vampirwelt.
Und so war ihr Schicksal vorgeschrieben. Vor unseren Augen sackte sie innerhalb der Lumpen zusammen, denn die Knochen gaben ihr keinen Halt mehr. Sie zerbröselten und wurden zu einer körnigen grauen Asche, ebenso wie das alte Fleisch und die graue
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