1346 - Mallmanns Schicksal
Gestank wehte in Richtung meiner Nase. Ich hätte sie hier vor der Tür erledigen können, aber Jane Collins musste im Haus etwas gehört haben, denn sie öffnete die Tür mit einer schnellen Bewegung.
Beide verloren wir den Halt.
Gemeinsam stolperten wir über die Schwelle. Ich sah für einen Moment Janes erstauntes und zugleich erschrecktes Gesicht, dann rutschte mir die Blutsaugerin fast aus den Händen.
Ich gab ihr noch einen Stoß und schleuderte sie so tiefer in den Flur hinein. Da stolperte sie über die eigenen Füße und landete auf dem Rücken.
»Tür zu, Jane!«
Sie rammte sie ins Schloss.
Ich zog meine Beretta und ging auf die Unperson zu, die mich anstarrte und wohl überlegte, ob sie aufstehen sollte oder nicht. Das hätte ich nicht zugelassen. Außerdem musste ich ihr etwas erklären.
»Diese Waffe ist mit geweihten Silberkugeln geladen. Eine davon wird deiner Existenz ein Ende setzen.«
Sie bewegte ihr Maul. Zuerst übte sie nur, dann hörte ich die keuchenden Laute. Ich musste schon genau Acht geben, um sie verstehen zu können. Mit dem Sprechen hatte sie Probleme, aber es gab zwei Namen, die mich aufhorchen ließen.
Mallmann und Justine!
Auch Jane hatte ihre Überraschung überwunden. Sie stand dicht bei mir und fragte: »Hast du auch ›Mallmann und Justine‹ gehört?«
»Ja.«
»Dann solltest du dir deine Kugel erst mal aufsparen.«
»Das werde ich auch.«
Sie stieß mich an. »Ich darf doch davon ausgehen, dass du sie nicht mitgebracht hast?«
»So ist es. Sie überfiel mich vor der Haustür. Schau sie dir an. Sie ist trocken und ausgemergelt. Sie braucht Blut, frisches Blut, und das wollte sie wohl bekommen.«
»Manchmal haben auch Vampire Pech.« Die Detektivin musste lachen. »Ausgerechnet dich hat sie sich als Opfer ausgesucht. Das will mir nicht in den Kopf.«
»Sie scheint es nicht gewusst zu haben.«
»Das nehme ich jetzt auch an.«
Die Vampirin lag noch immer am Boden. Sie hatte ihre Haltung auch nicht verändert. Noch immer lag sie auf dem Rücken und stierte zu uns hoch, Augen und Maul weit geöffnet, um ihre verdammten Vampirhauer zu zeigen, die leicht gelblich schimmerten.
»Was wolltest du?«
Ich hatte meine Frage klar gestellt. Leider bekam ich keine entsprechende Antwort. Sie sagte oder grunzte irgendwas und zog sich über den Boden kriechend zurück.
Jane Collins schob sich an mir vorbei und sprach sie an. »Los, hoch mit dir!«
Die Blutsaugerin reagierte noch nicht sofort. Wahrscheinlich war sie misstrauisch.
»Steh schon auf!«
Endlich gehorchte sie. Sie kam der Aufforderung sehr langsam nach und stützte sich an der Wand. Als sie endlich stand, blieb sie geduckt und schaute sich um.
Keiner von uns wollte ihr etwas tun. Wir behielten sie im Blick und warteten darauf, dass sie etwas machte. Kopfbewegungen gab es zu sehen, auch der irre Blick blieb, denn so leicht war die Gier dort nicht zu vertreiben, aber das war auch alles. Weder Jane noch mich sprang sie an. Normalerweise sind Vampire den Menschen überlegen, doch das sah hier anders aus.
In mir breitete sich allmählich die Ahnung aus, dass sie nicht nur erschienen war, um das Blut zu rauben, nein, sie konnte ein anderes Motiv haben.
»Was machen wir mit ihr, John?«
»Wir werden uns anhören, was sie uns zu sagen hat.«
»Sehr gut.«
Die Augen lagen tief in den Höhlen der Blutsaugerin. Sie bewegte sie nach rechts und links. Als ich näher hinschaute, glaubte ich auch, einen Schleier über den Pupillen zu sehen, aber da konnte ich mich auch getäuscht haben.
Ich packte die Gestalt an der Schulter und riss sie herum. Dann drückte ich ihr die Mündung der Waffe gegen den Hinterkopf.
»Noch mal, solltest du versuchen, an unser Blut zu kommen, bist du verloren. Verstanden?«
Sie zeigte keine Reaktion und ließ sich willig vorschieben.
Ich wunderte mich sowieso, dass sie mich angegriffen hatte. Da war die Gier einfach groß geworden. Es konnte allerdings auch sein, dass ich der unbekannte Faktor in ihrer Rechnung gewesen war, und deshalb gelangte ich zu dem Schluss, dass sie möglicherweise nur Jane Collins hatte besuchen wollen. Den Grund würde sie uns nennen.
Wir hatten keine Lust, das stinkende Geschöpf in ein Zimmer zu verfrachten.
Als wir den Beginn der Treppe erreicht hatten, drückte ich sie nach links und schleuderte sie auf die Stufen. Auf der dritten blieb sie hocken und starrte nicht nur ins Leere, sondern auch gegen die Mündung meiner Beretta. Jane und ich bauten uns zu beiden
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