1346 - Mallmanns Schicksal
verstärkten. Er konnte sie kaum unter Kontrolle halten, als er die ersten Schritte ging und das unregelmäßig gelegte Pflaster unter seinen Füßen spürte.
Rechts und links standen die Häuser. Klein, windschief und verwinkelt. Zumeist im Dunkeln gelegen, aber nicht ohne Licht.
Nicht wenige der kleinen Fenster waren erhellt, auch wenn es kein gelber oder blendender Lichtschein war, sondern nur ein trübes Gelb oder Rot.
Der Vampir bewegte seine Augen. Er suchte nach Assunga, die er jedoch nicht zu Gesicht bekam. Doch er wusste, dass sie sich in der Nähe versteckte.
Er wollte sie nicht rufen. Er musste sich zunächst zurechtfinden und startete einen Versuch. Dass er es nicht mehr schaffte, sich in eine Fledermaus zu verwandeln, machte ihm zu schaffen. Es war bisher immer sein großes Plus gewesen. Durch diese Fähigkeit hatte er sich schon manchmal aus verzwickten Situationen retten können.
Dies jetzt verloren zu haben, sah er als ein großes Minus an, und das hatte er dem Schwarzen Tod zu verdanken.
Sein Hass auf ihn war nicht geringer geworden. Gleichzeitig war die Hoffnung gestiegen, ihn doch noch zu bekommen. Zusammen mit seiner neuen Verbündeten.
Der Supervampir wollte es genau wissen. Er entfernte sich zunächst von der Tür. Jetzt war der Abstand groß genug, um etwas in die Wege leiten zu können. Die Verwandlung in die Fledermaus, die von der Luft her regierte und auch blitzschnell zu einem Angriff ansetzen konnte.
Er versuchte es.
Er musste es tun, auch wenn er sich lächerlich vorkam. Aber er schaffte es nicht. Es war zum Verzweifeln, und er war drauf und dran, seine Wut hinauszuschreien. Seine tanzenden Bewegungen kamen ihm lächerlich vor, aber die Verletzungen durch die Sense waren eben zu stark gewesen. In seinem Körper musste etwas zerrissen sein, und Mallmann kam einfach zu dem Ergebnis, dass er nichts anderes mehr als ein ganz normaler Blutsauger war. Zwar nicht ganz hundertprozentig, weil er noch im Besitz des Blutsteins war, aber den großen Unterschied gab es leider nicht mehr.
Diese Tatsache ließen die Wut und den Hass in ihm hochsteigen.
Mallmann taumelte zur Seite. Er wirkte dabei wie in Mensch, der zu viel getrunken hatte. Aus seinem weit geöffneten Mund drangen keuchende Geräusche, und die beiden spitzen Vampirhauer schauten wie kleine helle Messerspitzen aus dem Oberkiefer hervor.
Die alten Zeiten waren endgültig vorbei. Er würde sie auch nicht mehr zurückholen können. Sein Feind hatte ihn angeschlagen, aber er hatte ihn nicht geschlagen, das wusste Dracula II. Er richtete sich wieder auf und schüttelte dabei den Kopf. In seine Augen trat ein kalter Glanz. Das war immer der Fall, wenn er sich zu etwas entschlossen hatte.
Wie jetzt!
Er drehte seinen Kopf nach rechts und nahm eines der Häuser in Augenschein. In seinem Blick lauerte bereits die Gier, und der Mund hatte sich zu einem bösartigen Grinsen verzogen. Seiner Meinung nach musste sich jemand im Haus aufhalten, nicht grundlos schimmerte das düstere Licht hinter den Fenstern.
Dracula II zögerte keine Sekunde länger. Er machte sich auf den Weg, der nur ein paar Schritte weit war. Eine Katze, die auf der Jagd nach Beute war, bewegte sich ähnlich wie er. Er war voll konzentriert. Er würde spüren, wenn ihm eine Gefahr drohte, und so war und blieb sein Ziel die Tür.
Das Haus war nicht besonders hoch. Es gab nicht mal eine erste Etage. Mit einem Zwergenhaus aus dem Märchen konnte man es nicht vergleichen, und doch hatte diese Umgebung etwas Märchenhaftes an sich, wobei es nicht nur gute, sondern auch böse Märchen gab.
Das Haus war aus Holz gebaut. Im Laufe der Zeit war das Material bestimmt nachgedunkelt. Außerdem hatten sich Spuren von Moos und Flechten an der Außenfassade abgesetzt.
Es gab keine Klinke. Mallmann musste einen Eisengriff umfassen, um die Tür aufzuziehen. Noch immer fragte er sich nicht, in welch eine Dimension man ihn verschleppt hatte oder ob er sich auf der Erde befand, für ihn war nur das Blut wichtig.
Er riss die Tür auf.
Alles lief glatt. Mallmann, der recht groß war, musste sich ducken, um das Haus betreten zu können. Es gab keinen Flur. Er schaute in den einen Raum hinein, der recht geräumig war. In der Mitte führte eine alte Treppe bis unter das Dach. Da allerdings war es dunkel. Licht spendeten auch keine Kerzen, sondern trübe Ölfunzeln. Früher hatte er die auf den Flohmärkten gesehen. Hier aber befanden sie sich im Gebrauch.
Wer lebte hier?
Mallmann ließ
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