1347 - Der Schwarze Tod, Assunga und ich
Ausgang sah ich natürlich auch. Es war eine normale Tür, von der ich auch nicht glaubte, dass sie abgeschlossen war. Sie war mein Ziel. Zwar nicht so locker wie sonst schritt ich auf sie zu, aber ich ging schon hin, und meine Füße schleiften dabei leicht über den Boden.
Dann musste ich schon eine kürzere Pause einlegen und Luft holen, als ich dicht vor ihr stand.
Meine Spannung wuchs. Ich ahnte nicht einmal, was mich nach Verlassen des Hauses erwartete. Aber ich rechnete mit einer tiefen Einsamkeit, in der sich die Hütte befand.
Die Tür besaß ein altes Schloss. Es hatte bereits Rost angesetzt.
Auch einen Schlüssel entdeckte ich darin. Da er von innen steckte, glaubte ich nicht daran, dass die Tür abgeschlossen war.
Ich startete einen Versuch!
Es klappte.
Die Tür ließ sich bewegen. Ich konnte sie nach außen drücken und lauschte dabei den schleifenden Geräuschen, die sie hinterließ.
Mein Blick traf das Freie, und im ersten Augenblick atmete ich beruhigt auf, denn es waren keine Feinde zu sehen. Ich stellte nur fest, dass ich auf einen freien Platz schaute, der an der Rückseite von einem dunklen Streifen begrenzt war.
Das konnte ein Stück Wald sein, musste aber nicht. Egal wie sich die Dinge entwickelten, ich atmete zunächst tief durch. Es war der Geruch der Freiheit, der mich erfüllte.
Es ging mir wieder besser, trotz der noch immer weichen Knie.
Mit diesem Gefühl stieß ich die Tür weiter auf.
Ich sah mehr, noch mehr – und hatte das Gefühl, zu Eis zu werden. Was ich da zu sehen bekam, war ein Schock für mich…
***
Es war die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr. Man konnte sie nicht eben als bleiern bezeichnen, aber sie lief auch nicht normal ab. Die Menschen hatten das Weihnachtsfest überstanden, sie konnten wieder durchatmen, aber sie gingen oftmals noch nicht ihrer normalen Tätigkeit nach, weil man sich auf den Jahreswechsel vorbereitete und diese Zeit einfach anders überbrückte.
Man stöhnte noch über Weihnachten. Viele dachten daran, wie sie ihre zugelegten Pfunde wieder loswerden konnten, aber sie wussten zugleich, dass an Silvester wieder gefeiert wurde.
Viele Firmen hatten geschlossen. Die noch vorhandene Weihnachtsbaumbeleuchtung wirkte in diesen Zwischentagen irgendwie fehlplatziert. Es waren höchstens noch die Kinder, die hinschauten.
Eingekauft wurde trotzdem. Viele setzten das Geld um, das sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten, und die Erwachsenen waren wieder unterwegs, um für die letzten Tage des Jahres einzukaufen.
Auch die Detektivin Jane Collins machte da keine Ausnahme. Sie war ebenfalls auf dem Gang durch die Stadt.
Sie wollte einiges besorgen und war sehr froh darüber, allein gehen zu können, denn ihre Mitbewohnerin Justine Cavallo hatte versprochen, im Haus zu bleiben.
Am liebsten wäre es Jane gewesen, wenn Justine Cavallo verschwunden wäre. Dieser Wunsch würde sich wohl nicht so leicht erfüllen. Auch im nächsten Jahr würde sie unter ihrer Mitbewohnerin zu leiden haben. Es sei denn, es trat ein Ereignis ein, das alles auf den Kopf stellte. Nur konnte sie daran kaum glauben. Die Cavallo hatte sich bei ihr eingenistet, und es war das Beste, was ihr passieren konnte.
Wie sie den letzten Tag des Jahres verbringen wollte, wusste Jane noch nicht genau. Sie und ihre Freunde hatten alles offen gelassen.
Es bestand der Plan, die Stunden gemeinsam zu erleben, doch große Vorsätze und das Schmieden von Plänen wollte sie erst mal zur Seite stellen. Bei dem Leben, das sie führte, konnte man nie wissen.
Großartig einzukaufen brauchte sie nicht. Es war ihr auch wichtig gewesen, rauszukommen. Sollte Silvester gemeinsam gefeiert werden, dann wollte sie zumindest etwas dazu beisteuern.
Champagner!
Sie kannte einen Laden, der viele Marken führte. Jane betrat ihn und musste feststellen, dass auch andere Kunden den gleichen Gedanken gehabt hatten wie sie.
Es war ziemlich voll. So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich anzustellen. Sie war tief in ihre Gedanken versunken. Die Unterhaltungen der Menschen bekam sie nur am Rande mit. Natürlich drehten sich alle Gespräche um das letzte Fest und um den Jahreswechsel. Die Leute kauften Getränke als wären sie kurz vor dem Verdursten.
Es war warm. Jane knöpfte ihren senfgelben Mantel auf, unter dem sie einen wasserblauen Pullover trug.
Alles ging mal vorbei. Vor ihr stand noch ein Kunde, der nicht nur edle Getränke kaufte, sondern auch Kaviar. Beides musste ein Angestellter schleppen.
Weitere Kostenlose Bücher