1348 - Die ESTARTU-Saga
ESTARTUS Erbe in vollem Umfang einsetzen könnt. Es ist so wie mit der Zelldusche. Im Augenblick ist sie nur einem kleinen Kreis Auserwählter zugänglich. Aber eines Tages, in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten, je nachdem, wie rasch ihr reift und die zur Verfügung stehenden Mittel richtig zu gebrauchen lernt, wird es euch dann gegeben sein, andere zu erwählen, die euch würdig erscheinen, die Zelldusche zu bekommen. Das mußt du einsehen, Thok. Und damit mußt du dich abfinden. ESTARTUS Sicherheitssystem ist gut durchdacht, aber mit jedem Tag, den ihr euren Horizont erweitert, wird es weiter abgebaut."
„Habe ich überhaupt Aussicht, das Geheimnis der Absoluten Bewegung und das der Zellregenerierung kennenzulernen?" fragte Thok. „Gib mir eine ehrliche Antwort."
„Theoretisch schon", sagte Gada. „Aber bis dahin würde soviel Zeit vergehen, daß ESTARTU von ihrer Mission längst schon zurückgekehrt sein wird. Hoffe, daß es nicht anders kommt, Thok, denn wenn ESTARTU bis zu diesem Zeitpunkt nicht in ihre Mächtigkeitsballung heimgekehrt ist, dann ist ein Unglück geschehen. Und dann, mein Geliebter, sehen wir uns auch nie wieder."
„Soll das bedeuten, daß du mit ESTARTU weggehst?" fragte er entsetzt, obwohl er von Anfang an geahnt hatte, daß es so kommen würde. „Ich bin ein Teil von ESTARTU, Thok", sagte Gada. „Und wenn ESTARTU geht, dann kann sie nichts von sich hier zurücklassen."
„Wann?" wollte er wissen „Jetzt..."
„Halt! Geh noch nicht!" rief er verzweifelt und nahm Gada so fest in die Arme, daß sie sich mit Körperkraft nicht losreißen konnte. Aber sie machte gar keine Anstalten, sich aus seinem Griff zu befreien, sie hatte ganz andere Möglichkeiten. „Ich möchte noch eine Frage beantwortet haben, auf die ich die Antwort nicht selbst gefunden habe. Warum gibt es auf Etustar keinen Vertreter der Singuva? Warum ist dieses Pterus-Volk als einziges ausgeschlossen?"
Er fühlte sich müde und kraftlos werden, Gadas Antlitz verschwamm vor seinen Augen, bis ein Nebel seinen Geist einhüllte und er hinüberdämmerte in einen künstlichen Schlaf.
Er glaubte, noch einmal die Stimme Gadas - ESTARTUS - zu hören. „Es waren die Singuva, die die Kolonialwelten in einen Krieg gegen das Stammvolk gehetzt haben - auch wenn es die Betroffenen nicht gemerkt haben. Und die Singuva intrigieren immer noch. Sie haben aus den Fehlern nicht gelernt, und sie werden nie gewillt sein, zu lernen. Sie sind kriegerische Intriganten, sei auf der Hut vor ihnen ..."
Thok wurde während des künstlichen Tiefschlafes, in den ihn ESTARTU versetzt hatte, bewußt, daß sie ihm mit dieser Warnung etwas arjvertraut hatte, was sie ihm ursprünglich gar nicht hatte verraten wollen.
ESTARTU hätte es viel lieber gehabt, wenn er durch eigene Erfahrung klug geworden wäre. Aber wenn er nach Jahrzehnten die Wahrheit noch nicht erkannt hatte, so mochte ESTARTU gedacht haben, würde er wohl von selbst nie dahinterkommen.
Thok hatte plötzlich Angst vor der Zukunft und vor der Bewältigung der gestellten Aufgabe. Die beruhigende Wirkung der Anästhesie, die ihm ESTARTU zum Abschied verabreichte, reichte nicht aus, seine Ängste zu unterdrücken.
Er fühlte sich auf einmal so verlassen, unscheinbar und zu schwach, um sich der zwölf Feuerräder zu erwehren, zu denen die Galaxien der ESTARTU geworden waren und die ihn zwischen sich zu zermalmen drohten.
Später erfuhr Thok von den anderen, daß sie denselben Alptraum gehabt hatten, und ihm wurde klar, daß ESTARTU diese Ängste sogar geschürt hatte, um ihnen die auf ihnen lastende Verantwortung unauslöschlich ins Bewußtsein zu brennen.
Thok hatte später immer wieder Visionen, die jedoch von Mal zu Mal weniger bedrohlich wirkten und nicht an seine Urinstinkte appellierten, sondern mehr an seinen Verstand. Den anderen erging es wiederum ebenso.
Nur einen Traum teilte Thok nicht mit den anderen.
In diesem Traum ging Thok Hand in Hand mit einer betörenden Gefährtin durch den Garten von Etustar, und die telepathisch begabten Pflanzen verkündeten jubelnd die frohe Botschaft: „ESTARTU ist jetzt wieder zurück. ESTARTU ist von ihrer Mission heimgekehrt."
Es war ein schöner Traum, und Thok bewahrte ihn sich, wie sehr er auch reifte und wie tief er in die Geheimnisse des Vermächtnisses der Superintelligenz vordrang. Es war wie der Traum eines Greises an die verlorene Jugend, wiewohl sich Thok dank der Zelldusche das jugendliche Äußere bewahrt hatte und
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