1348 - Die ESTARTU-Saga
entgegen.
Thok fühlte sich so vital wie am ersten Tag. Denn wann immer er sich durch die aufreibende Tätigkeit müde und gealtert vorkam, wenn er nicht rnehr die Kraft und den Willen hatte, an der Vollendung des großen Planes weiterzuarbeiten, suchte er das Physiotron auf. Insgesamt dreimal ließ er sich durch eine Entmaterialisierung seines Körpers und gleichzeitiger Regenerierung jeder einzelnen Zelle die Jugend erhalten. Und wenn er durch die Zelldusche physische Kraft getankt hatte, so konnte er sich auf Gadavanida verlassen, daß sie ihm jenen psychischen Rückhalt gab, den er brauchte, um nicht an der gigantischen Aufgabe zu zerbrechen. „Was würde ich ohne dich machen, Gad!" sagte er nicht nur einmal. „Kraft kann man tanken, nicht aber die Weisheit, die von dir kommt."
„Weisheit kommt durch die Lebenserfahrung", sagte Gadavanida. „Du bist noch so jung, Thok; mit den Jahren wirst du erkennen, worauf es wirklich ankommt. Und eines Tages wirst du meiner führenden Hand nicht mehr bedürfen."
Thok verdrängte diesen Gedanken. Er wollte nicht wahrhaben, daß es irgendwann zu einem Abschied für immer kommen würde.
Er war von ESTARTU zum Sachverwalter seiner Heimatgalaxis Muun auserkoren worden. Aber er verließ Etustar nur selten und wenn es sich überhaupt nicht vermeiden ließ. Denn auf diesen Reisen begleitete ihn Gada nicht. Sie meinte, daß die Schüler wie er allmählich selbständig werden und in ihre Aufgabe hineinwachsen müßten.
Die Trennung erschien ihm immer wie eine Ewigkeit, obwohl das Raumschiff, mit dem er die 1,3 Millionen Lichtjahre vom Dunklen Himmel nach Muun überbrückte, eine Geschwindigkeit von 35 Millionen Überlichtfaktor erreichte.
Es ging ihm dennoch zu langsam, weil er wußte, daß ESTARTU selbst eine viel raschere Art der Fortbewegung kannte, nämlich die der Absoluten Bewegung. Auf diese Weise hatte ihn die Superintelligenz vom Schlachtfeld Lhaskor nach Etustar geholt, ebenso wie auch die Tausende anderen ... Die meisten dieser Schüler waren wieder nach Muun zurückgekehrt, hatten diplomatische Posten und höchste politische Ämter bezogen, um für Ruhe und Ordnung in den Reihen des eigenen Volkes zu sorgen. Der Umbruch war reibungslos vonstatten gegangen, es herrschte Friede unter den Pterus, und die Friedenspolitik wurde auch auf den Kontakt mit den Fremdvölkern übertragen, die den ersten Expansionsdrang der Pterus überstanden hatten. Sie waren alle Kinder der ESTARTU und hatten ebenso das Recht auf Selbstverwirklichung wie die Pterus, und auch wenn die Pterus sich in dem Bewußtsein sonnen duriten, die Lieblingskinder der ESTARTU zu sein, ließen sie es die anderen nicht spüren. Und auch die Konflikte mit den Extremweltkolonisten waren ausgeräumt, weil sich das Stammvolk der Pterus ihren Problemen gegenüber aufgeschlossen und großzügig zeigte. „Warum muß ich diese Reisen unternehmen, wo in der Heimat alles zum besten steht?" fragte Thok. „Jeder Tag der Trennung von dir, von ESTARTU, ist für mich eine Qual."
„Als Sachverwalter und Interessenwahrer der ESTARTU hast du gewisse Pflichten", erwiderte Gada.
Obwohl sie eine Inkarnation ESTARTUS war, sprach sie von der Superintelligenz stets in der dritten Person. „Es geht nicht nur darum, daß du deine Kontrollfunktion erfüllst, du mußt auch dafür sorgen, daß die Philosophie vom Dritten Weg Verbreitung findet. Denn wenn sich das eingeführte System etabliert hat, wird sich dein Aufgabenbereich erweitern und auf höhere kosmische Ebene veriagern. Du wirst dafür sorgen müssen, daß weder die Ordnungsmächte noch die Mächte des Chaos sich in die Belange dieser Mächtigkeitsballung einmischen. Das ist das wahre Ziel des von ESTARTU beschrittenen Dritten Weges."
„Diese Lektion habe ich sehr wohl verstanden", erwiderte Thok. „Worauf ich hinauswill, ist etwas anderes. Wenn mich ESTARTU in diesen Rang erhebt, warum übergibt sie mir nicht auch die entsprechenden Machtmittel? Warum muß ich mich wie jeder normale Sterbliche eines Raumschiffs bedienen, wenn ich die Entfernungen zwischen den Galaxien zu überwinden habe? Wieso steht mir die Absolute Bewegung nicht zur Verfügung?"
„Ich habe damit gerechnet, daß du solche Forderungen stellen wirst", erklärte Gada. „Aber die Antwort, die ich für dich parat habe, wird dich nicht befriedigen. ESTARTU kann nicht leichtfertig mit ihrem Instrumentarium umgehen. Du und die anderen, ihr müßt erst den Umgang mit der Macht lernen, bevor ihr
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