1348 - Die ESTARTU-Saga
keine Fragen mehr. Du wirst allmählich von selbst erkennen, wie sich die Dinge geregelt haben."
Thokmenen setzte sich in Bewegung und schritt staunend durch diesen unwirklichen Garten, in dem die Pflanzen sprechen konnten. Es war alles wie in einem Traum, wie in einem Wirklichkeit gewordenen Traum, denn er spürte den Boden unter den Füßen, konnte die Pflanzen berühren, genoß die würzige Luft und den Anblick des wolkenlosen, klaren Himmels, von dem eine grüne Sonne strahlte.
Grüne Sonnen waren äußerst selten im Universum und besaßen den Nimbus des Einmaligen. Eine grüne Sonne war die rechte Lebensspenderin für diesen einmaligen, traumhaftunwirklichen Garten.
Thokmenen trat auf eine Lichtung hinaus.
Dort sah er sich plötzlich zwei Extremweltlern gegenüber: einem Sandkriecher von Odul-Nauk mit seinem plattgedrückten Echsenkörper, der von der hohen Schwerkraft seiner Mutterwelt auf alle stummelartigen viere gedrückt worden war und bei dem die steil aufgerichtete Schwanzspitze der höchste Punkt war; und einem Morlom-Extremen mit dem Schuppenkörper und den wie Flügel anmutenden Rückenkiemen - beides Zerrbilder von Pterus, bessere Tiere bloß.
Thokmenen griff unwillkürlich zur Waffe, mußte aber feststellen, daß sein Gesäßhalfter weg war.
Die beiden EWK lachten, aber ihr Lachen war ohne Spott. „Es gibt keine Waffen in diesem Paradies, Bruder", sagte der Sandkriecher. „TJnd keinen Kampf. Nur Friede, Freude, Einigkeit. ESTARTU macht es rnöglich."
„Es scheint, daß man dich geradewegs aus dem Kampf gerissen hat, Bruder", sagte der Morlom-Mutant. „Wo warst du im Einsatz?"
„Ich war der Kommandant von Lhaskor", sagte Thokmenen irritiert. „Dann bist du der Eherne Thok", sagte der Odul-Nauk-Extreme voller Hochachtung, schränkte aber sofort wieder ein: „Hier nützen dir deine Orden aber wenig, Bruder. Es sei denn, daß ESTARTU dich wegen deiner Verdienste hierhergeholt hat. Aber ganz sicher hat sie dich nicht an deinen militärischen Qualitäten gemessen. Wir sind hier auf Etustar ein buntes Völkchen. Einige tausend Pterus unterschiedlichster Herkunft. Hier gibt es Vertreter aller Brudervölker."
„Ist der Krieg tatsächlich vorbei?" fragte Thokmenen ungläubig. „Für uns auf jeden Fall", sagte der Morlom-Pterus. „Und auch in der Heimatgalaxis wird nicht mehr gekämpft."
„Heimatgalaxis?" wunderte sich Thokmenen. „Sind wir denn nicht in Muun?"
„Wir sind zirka eine Million und dreihunderttausend Lichtjahre von der Heimat entfernt", antwortete der Odul-Nauk amüsiert. „Etustar liegt im Überlappungsgebiet einer Zwillingsgalaxis, dem sogenannten Dunklen Himmel, dem Hoheitsgebiet von ESTARTU. Aber ich merke, daß du noch nicht eingeweiht wurdest. Darum nur noch soviel: ESTARTU herrscht über zwölf Galaxien. Sie ist ein Überwesen, dessen Macht und Erscheinung unsere Vorstellungskraft sprengen. ESTARTU ist die Friedensstifterin. Sie hat unser Volk - und damit meine ich alle Pterus, auch uns, deren Erbgut verändert wurde - für eine besondere Aufgabe auserkoren. Mach uns also keine Schande, Eherner Thok, damit sich die Pterus den Anforderungen als würdig erweisen."
Thokmenen marschierte weiter. Er traf noch auf weitere Pterus verschiedenster Abstammung. Manche waren noch so neu hier wie er und hatten Schwierigkeiten, sich mit der Lage abzufinden. Andere wiederum waren besser informiert als die beiden Extremweltler, denen Thokmenen zuerst begegnet war.
Aber keiner der Auserwählten zeigte Aggressionen, auch nicht gegen ehemalige Feinde.
Meinungsverschiedenheiten wurden verbal ausgetragen, aber stets im Rahmen des Vertretbaren, nie gehässig - und es gab keine Diskriminierung.
Auch darum wirkte hier alles so unwirklich, weil der Garten von Etustar eine so befriedende Wirkung auf seine Besucher hatte, die von einem Wesen namens ESTARTU nach hier geholt worden waren.
Zuerst dachte Thokmenen, daß dieses geheimnisvolle Wesen nur Pterus eingeladen hätte, die von Natur aus friedfertig waren wie er selbst und im Grunde ihres Herzens Gegner des Krieges.
Aber je länger er durch den Garten wanderte, desto deutlicher wurde ihm sein Irrtum. Er traf auf Pterus der unterschiedlichsten Glaubensrichtungen und aller politischen Strömungen, und er traf auf Vertreter aller Extremwelten.
Nur Singuva traf er keine.
Ich habe euch eingeladen, auf Etustar mit einem großen Werk zu beginnen, erzählte ihm ESTARTU. Mal teilte sie sich ihm im Traum mit, dann wiederum sprach sie über
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