135 - Die Söldnerin des Todes
Bisses hatte ihn überrascht und machte ihm Mut.
Vielleicht befreite Roxane den Silberdämon wirklich, dann brauchte Rillo den Spinnentempel nicht allein zu verlassen. Er hatte Angst, den Wächterspinnen noch einmal ins Netz zu gehen. Wenn Roxane und Metal bei ihm waren, vervielfachten sich seine Überlebenschancen, deshalb wartete er noch ab. Um von hier fortzukommen, würde Metal den Spinnendämon vernichten müssen.
Würde ihm das gelingen?
»Komm zu mir!« rief Metal. »Hierher!« befahl Raedyp. Seine schwarzen Spinnenbeine zuckten, und die dünnen Härchen, die seinen Körper bedeckten, sträubten sich. Roxane näherte sich dem Spinnendämon - den Obsidiandolch fest umklammert.
Raedyp grinste zufrieden. So war es richtig. Er glaubte, Roxanes Geist wieder unter Kontrolle zu haben. Sie schien ihm wieder bedingungslos zu gehorchen.
Für Rillo wuchs die Spannung ins Unerträgliche. Hatte Roxane schon wieder keinen eigenen Willen mehr? War es so einfach für Raedyp, sie unter seine geistige Befehlsgewalt zu stellen?
Die Hexe aus dem Jenseits ging weiter. Allmählich wurde auch Metal nervös, denn es hatte den Anschein, als würde Roxane ihn unbeachtet liegen lassen und an ihm Vorbeigehen.
»Denk an die Schmerzen, an die Schmach, die er dir angetan hat!« sagte der Silberdämon eindringlich. »Er hat dir deine Persönlichkeit und deinen Stolz genommen. Du mußtest vergessen, wer du bist, aber nun weißt du es wieder. Kämpfe um deine Unabhängigkeit! Kämpfe, Roxane! Wenn du mich befreist, helfe ich dir, dann sagen wir beide Raedyp den Kampf an.«
Der Spinnendämon lachte kalt. »Gib dir keine Mühe, Metal, es gelingt dir nicht. Roxane gehört mir - mit Haut und Haaren!«
»Stimmt das, Roxane?« fragte Metal. »Antworte mir! Ist das wahr, was Raedyp sagt? Gehörst du nicht immer noch Mr. Silver?«
Da war das Zauberwort wieder! Roxane blieb stehen, als wäre sie gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Es hatte den Anschein, als wüßte die Hexe nicht mehr, was sie tun sollte.
»Weiter!« schrie Raedyp herrisch.
»Zu mir, Roxane!« rief Metal.
Die Hexe aus dem Jenseits ging weiter, gehorchte dem Spinnendämon. Oder hatte sie die Absicht, ihn mit dem Obsidiandolch anzugreifen? Was auch zutreffen mochte, es war falsch, sich dem Spinnendämon zu nähern - falsch und gefährlich.
Raedyp grinste triumphierend. Für ihn stand fest, daß Roxane sich fügen würde. Zum ›Dank‹ dafür würde er sie töten. Er hätte das gleich tun sollen, aber sie hatte ihm imponiert, deshalb durfte sie ihr Leben behalten.
Nun wußte er, daß sie es nicht wert gewesen war, von ihm verschont zu werden, deshalb hatte er in diesem Augenblick den Entschluß gefaßt, ihr das zu geben, was bisher alle seine Opfer von ihm bekommen hatten: den Tod!
»Roxane, du mußt mir helfen!« schrie Metal aufgeregt. »Ich bin Mr. Silvers Sohn!«
Vielleicht war Roxane bis jetzt unschlüssig gewesen, doch nun wußte sie, was sie tun mußte.
***
Ich gab für mein Leben keinen Pfifferling mehr. Layton hatte im Kühlhaus der ›Ice Company‹ einen Grundstein gelegt, die Zombies hatten in Greenwich auf dem Flugplatz darauf aufgebaut, und sie bauten jetzt weiter.
Als sie züpackten hatte ich den Tod vor Augen!
Plötzlich klirrte Glas. Wie ein Geschoß sauste ein Körper durch das Fenster.
Ein Hund.
Nein, kein Hund!
Ein Wolf!
Ein WEISSER WOLF!
Bruce O'Hara!
Sein Körper streckte sich, er landete auf den Pfoten und schnellte herum. Seine Lefzen zogen sich hoch, er fletschte die Zähne und knurrte aggressiv.
Kraftvoll stieß er sich ab und stürzte sich auf Holloway: Er packte mit seinen Reißzähnen zu und zerrte ihn zurück. Holloway schlug unkontrolliert um sich, er taumelte rücklings durch den Raum. Der weiße Wolf ließ ihn nicht los.
Mit einem Gegner hatte ich es leichter.
Keel blieb von dem, was seinem Zombiekomplizen zustieß, unbeeindruckt. Er trachtete mir weiter nach dem Leben. Ich stieß ihn mit beiden Beinen von mir.
Bevor er wieder herankommen konnte, sprang ich auf, und eine Sekunde später hielt ich meinen magischen Flammenwerfer in der Hand. Das Feuer machte ihm Angst.
Er riß die Arme hoch und wich zurück. Ich setzte nicht nach, sondern ging nach links - einen Schritt, noch einen, den Zombie nicht aus den Augen lassend.
Keel folgte mir trotz der armlangen Feuerlohe, die ihm entgegenleckte. Aber er wagte sich nicht an mich heran. Ich erreichte den bewußtlosen Leibwächter und riß meinen Colt Diamondback aus seinem
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