135 - Die Söldnerin des Todes
Leben würde sich von Grund auf ändern… Ich bin nicht sicher, ob ich das will, Metal. Ich bin eine Söldnerin. Man bezahlt mich fürs Kämpfen.«
»Damit solltest du aufhören. Irgendwann - vielleicht schon bald - könnte es zu deinem letzten Kampf kommen. Du brauchst jemanden, der dich beschützt.«
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte Shaccaranda, und sie gingen weiter.
Als sie zwischen den vier schwarzen Säulen hervortraten, erblickten sie Roxane und Rillo. Metal fragte nach den Wächterspinnen, und Roxane berichtete, wie sie sie ausgetrickst hatte.
Rillo wollte nicht länger auf dem Spinnenhügel bleiben. Auch dann nicht, als er erfuhr, daß Raedyp nicht mehr existierte. Der vierbeinige häßliche Teufel führte Roxane, Shaccaranda und Metal sicher den Hang mit den Glutsteinen hinunter.
Als sie unten anlangten, fühlte sich Rillo sichtlich wohler. Der Augenblick war gekommen, Abschied zu nehmen. Rillo würde in sein Jagdrevier zurückkehren, Shaccaranda in ihre Hütte, die nach Abollas Tod deprimierend leer war.
Roxane sollte auf die Erde zurückkehren, und Metal wollte die Suche nach Cuca fortsetzen - falls Roxane sich außerstande sah, Mr. Silver zu helfen.
»Ich kann ihm helfen«, behauptete die Hexe aus dem Jenseits. »Auch ich kenne zahlreiche Rezepte. Vielleicht stellt sich nicht gleich beim ersten Zaubertrank der gewünschte Erfolg ein, aber irgendeiner wird Mr. Silvers Kräfte zurückbringen.«
»Dann brauche ich nicht weiter nach Cuca zu suchen«, sagte Metal.
»Ich denke nicht, daß das nötig ist«, meinte Roxane. »Sie kann mit Sicherheit nicht mehr für Mr. Silver tun als ich.«
Der Silberdämon wandte sich an Shaccaranda. »Du hast gesagt, du würdest über meine Worte nachdenken.«
»Das werde ich.«
»Und wie erfahre ich, wie du dich entschieden hast?«
»Überlassen wir es dem Schicksal, ob es ihm gefällt, uns noch einmal zusammenzuführen, Metal«, sagte Shaccaranda lächelnd.
Dann ging sie.
***
Ich erreichte Paddington und bog wenig später in die Chichester Road ein. Vor dem Haus Nummer 22 hielt ich den Rover an, stieg aus und öffnete das Garagen tor.
Ich kehrte zu meinem Wagen zurück, rutschte wieder hinter das Volant und fuhr in die geräumige Garage, in der zwei Autos Platz hatten.
Das Fahrzeug meiner Freundin war nicht da. Schade. Ich hatte gehofft, Vicky zu Hause anzutreffen. Ich hätte gern mit jemandem über das Erlebte gesprochen.
Bruce O’Hara hatte ich vor dem Haus des. Weißen Kreises abgesetzt. Obwohl wir - eigentlich ganz nebenbei - eine ganze Gangsterbande hochgehen lassen hatten, erfüllte mich tiefe Unzufriedenheit.
Das würde sich erst ändern, wenn ich wußte, wo Mr. Silver war, und ganz wohl würde ich mich erst fühlen, wenn sich der Ex-Dämon wieder an meiner Seite befand.
Würde es jemals wieder dazu kommen?
Ich begab mich ins Haus. Boram, der Nessel-Vampir, war daheim. Er trat mir im Wohnzimmer entgegen, eine graue Dampfgestalt, die mir und allen meinen Freunden schon sehr ans Herz gewachsen war - trotz ihrer trockenen, stocksteifen Art.
»Bist du allein im Haus?« fragte ich den weißen Vampir.
»Ja, Herr«, antwortete Boram mit seiner unverkennbaren hohlen, rasselnden Stimme.
»Weißt du, wo Vicky ist?«
»Tut mir leid, Herr. Sie hat es mir nicht gesägt«, antwortete der Nessel-Vampir.
Während ich mich zur Hausbar begab, um mir einen Drink zu holen, den ich mir meiner Ansicht nach redlich verdient hatte, berichtete ich, was geschehen war
»Wenn ich helfen kann, Herr…« sagte Boram.
»Nichts würde mir mehr helfen, als wenn du mir sagen könntest, wo ich Mr. Silver suchen soll«, bemerkte ich seufzend.
»Ich wollte, ich könnte das.«
»Ja«, brummte ich. »Ich auch.«
Ich nahm einen großen Schluck vom Pernod und ließ die süßlich-scharfe Flüssigkeit in meinem Mund kreisen, als wär’s Mundwasser. Manche behaupten, Pernod würde nicht nur wie Mundwasser aussehen, sondern auch so schmecken. Mein Lieblingsgetränk hat nicht nur Freunde, sondern auch Gegner.
Ich stellte das Glas plötzlich hart ab und blickte entgeistert aus dem Fenster. Verdammt, was war denn das? Vor meinem Haus stand… ein Kühltransporter!
***
War soeben Mr. Silver abgeliefert worden? Kam das in gewisser Weise einer Versöhnung des Gegners gleich? Stellte man mir meinen toten, von Eis umschlossenen Freund vors Haus, um mich zu verspotten, um mir den schmerzhaftesten Tiefschlag zu verpassen, der mich treffen konnte?
Das wäre Zeros Stil
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