Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1350 - Im Wald der toten Gesichter

1350 - Im Wald der toten Gesichter

Titel: 1350 - Im Wald der toten Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Menschen hier im Ort. Er war auch davon überzeugt, dass es etwas mit dem Wald zu tun hatte. Mehr konnte oder wollte er nicht sagen. Wäre er nicht verschwunden, hätten sie ihn selbst fragen können.«
    »Ja, das hätten wir«, sagte ich.
    Keiner von uns wollte ihr die Wahrheit sagen, obwohl sie diese erfahren würde, wenn sie nach draußen ging und mit den Leuten redete. Ob sie das tat, war nicht sicher. Wahrscheinlich würde sie sich betrinken und dann einschlafen. In ihrem Fall hielt ich es sogar für einen Vorteil.
    Wir erfuhren noch, dass die Frau des Pubbesitzers verreist war, aber das war uninteressant. Uns kam es auf diesen Korbinian an, über den zwar viel gesprochen worden war, den wir aber noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
    Ich deutete auf die Tür. »Gehen wir?«
    Meine Freunde waren einverstanden. Auch von Lucy Denning hörten wir keinen Protest. Sie beschäftigte sich wieder mit ihrem Whisky.
    Als wir das Haus verließen, glitten unsere Blicke automatisch zum Himmel. Er graute bereits ein. Wir hatten Winter, und zu dieser Jahreszeit blieb es nun mal nicht so lange hell wie im Sommer.
    Den Weg kannten wir jetzt. Dass wir mit einem Toten im Kofferraum fuhren, störte uns zwar, doch es war nicht zu ändern…
    ***
    Der Weg über die Wiese glich mehr einer Schaukelstrecke. Da hatte man nichts plattiert, und so hüpften der Wagen auf und nieder.
    Obwohl es mittlerweile eingedunkelt war, konnten wir die Blockhütte nicht übersehen. Sie war recht groß und stand dort wie ein einsames Gebäude, bei dem man vergessen hatte, weiterzubauen.
    Ob sich jemand in der Hütte aufhielt, war nicht zu sehen. Es drang auch kein Licht aus den Fenstern. Sie wirkte auf uns verlassen, umwuchert von einem bräunlichen Wintergras und links mit einem kleinen Anbau versehen, der wie ein Stall wirkte.
    In der oberen Hälfte sahen wir keine Fenster. Das Wohnen und Arbeiten spielte sich wohl nur auf der unteren Ebene ab.
    Wer hier lebte und arbeitete, hatte einen freien Blick in alle Richtungen hin. So war es egal, aus welcher Richtung wir über die Wiese fuhren, und Suko ließ den Wagen recht dicht an den Bau heranrollen.
    Wir stiegen aus.
    Im Dorf war es nicht eben laut gewesen, doch hier hatte die Stille noch einen anderen Wert. Sie wurde von keinem Laut unterbrochen, und auch an den Fenstern zeigte sich keine Bewegung. Auch die Tür blieb für uns geschlossen.
    Bill runzelte die Stirn. »Unser Schnitzerkönig scheint wohl nicht im Haus zu sein.«
    »Das sehe ich auch so.«
    Suko war bereits an der Tür, die man mit einer dunklen Eisenklinke bestückt hatte. Er probierte sie und rüttelte zugleich daran, aber sie ließ sich nicht öffnen.
    »Abgeschlossen!«, kommentierte er.
    »Sollte das ein Problem sein?«, fragte ich.
    Suko schaute sich das Schloss an und schüttelte den Kopf. Es war völlig normal, und mein Freund gehörte zu den Personen, für die solche Schlösser kein Problem waren.
    Bill und ich ließen ihn in Ruhe werkeln und schauten uns in der Umgebung um. Hätte es den Ort Braming nicht gegeben, hätte man von einer tiefen Einsamkeit sprechen können, denn eine weitere menschliche Ansiedlung geriet nicht in unser Blickfeld. Das Gelände war hier sehr flach, aber die welligen Hügel malten sich noch als Schatten in der Ferne ab.
    »Ihr könnt kommen.«
    Suko hatte es geschafft. Er schob jetzt die Tür auf, und das Knirschen war für uns eine begleitende Melodie. Natürlich waren wir gespannt, doch dieses Gefühl hielt sich in Grenzen. Keiner von uns hatte seine Waffe gezogen.
    Suko nahm sich das Privileg heraus, als Erster das Holzhaus zu betreten. Ich folgte ihm auf dem Fuß und wusste sehr bald, warum er so schnüffelte. Der Geruch nach Holz war im gesamten Haus vorhanden, und das lag nicht an den Wänden oder am Fußboden, denn sie rochen beileibe nicht so frisch.
    Es war zu dunkel. Dagegen half Licht. Es gab einen Schalter, den ich antippte. Unter der Decke wurde es hell. So konnten wir uns mit der Einrichtung vertraut machen.
    Ein Möbelverkäufer hätte von einem Wohn-Schlafzimmer gesprochen. Einen Arbeitsraum oder eine Werkstatt sahen wir im Moment nicht. Dafür eine Couch, einen Tisch, ein Bett und auch ein kleines Waschbecken neben einer Kochplatte, die auf einem Kühlschrank stand. Die beiden Türen eines alten Kleiderschranks waren geschlossen. Nichts wies darauf hin, dass sich der Bewohner überhaupt im Haus befand. Alles wirkte verlassen, aber aufgeräumt, als wäre der Bewohner nur für kurze Zeit

Weitere Kostenlose Bücher