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1350 - Im Wald der toten Gesichter

1350 - Im Wald der toten Gesichter

Titel: 1350 - Im Wald der toten Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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könnte, der bisher eine Spukgestalt für uns war.
    Äste schrammten an meinem Körper entlang. Ich sah sie auch im Licht meiner Lampe, und da sahen sie aus wie bleiche Arme, die von irgendwelchen Toten stammten.
    Wieder ein Gesicht.
    Aber nicht meines.
    Ich hatte angenommen, dass es nicht weit von dem meines Freundes zu finden war. Ein Irrtum, denn ich musste weitergehen, und das über einen sehr unebenen Boden, der unter der Laubschicht doch recht tückisch war, denn zweimal sackte ich ein.
    Dem nächsten Baum, in dem ein Gesicht eingeschnitzt war, näherte ich mich von der Seite. Das Licht sah ich, aber ich schaute nicht direkt in das Gesicht. Das schwache Licht breitete sich aus und umgab den Baum ringsherum wie ein Schleier.
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, genau richtig zu sein. Das wurde mir bestätigt, als ich mich umgedreht hatte, noch weiterging, und dann genau vor dem Baum stehen blieb.
    Plötzlich schlug mein Herz schneller. Ich hatte es noch nicht gesehen, aber in mir steckte jetzt Gewissheit.
    Ich schaltete die Lampe nicht ein. Es war nicht nötig, und ich schaute direkt auf den Stamm.
    Das Gesicht befand sich mir genau gegenüber.
    Ich kannte es verdammt gut, denn es war meines!
    ***
    Es war natürlich nicht so, als würde ich in einen Spiegel blicken, aber die Gefühle, die in mir hochstiegen, konnte ich schlecht kontrollieren.
    Es war perfekt. Es ging nicht besser. Ich schaute mich an, und mein Gesicht bestand nicht nur aus Strichen. Ich sah die Augenbrauen, die Stirn mit den Falten, meine Nase, den Mund, auch das Kinn, und es entsprach alles vollkommen meinen Gesichtszügen.
    Bei diesem Anblick wurde mir heiß und kalt zugleich.
    Ich verdaute den ersten Schock und dachte darüber nach, was ich jetzt unternehmen sollte. Das Bild war da. Es würde bleiben, und ich konnte es nicht wegdiskutieren.
    Da hatte jemand etwas über mich gewusst, der mir unbekannt war. Ich kannte ihn nur unter dem Namen Korbinian, aber er hatte sich mit mir beschäftigt. Äußerlich ein Mensch, im Inneren jedoch verfault und widerlich. Ein verdammter Dämon. Möglicherweise ein uralter, eine Kreatur der Finsternis.
    Ich steckte tief in der Zwickmühle. Es war mir auch jetzt unmöglich, eine Entscheidung zu treffen. Die schreckliche Teufelsfratze im Anbau der Werkstatt war durch mein Kreuz zerstört worden. Das freute mich auch, aber das Kreuz hier und dabei gegen mich einzusetzen, das traute ich mich nicht.
    Was sollte ich machen?
    Etwas zuckte durch den Wald wie ein weißer Blitz und huschte auf mich zu.
    Bill und Suko hatten ihre Position gewechselt. Sie leuchteten mich an, und ich drehte mich nach links um, wobei ich einen Arm hob und die Hand einige Male senkte.
    Jetzt wussten sie, was ich entdeckt hatte. Bill wollte mich nicht allein lassen. Er kam zu mir, sah das geschnitzte Gesicht und stöhnte leise auf.
    »Perfekt, nicht?«
    »Ja, John, besser kann man es nicht schnitzen.«
    Das Licht war vorhanden, aber wir erkannten nicht, ob es aus dem Gesicht drang oder aus dem Inneren des Stamms. Es war ein gelbliches Leuchten, das auf das Quadrat beschränkt blieb.
    Mein Kreuz in der rechten Tasche drückte schwer. Und ein Druck hatte sich auch in meinem Kopf aufgebaut, wo er sich durch leichte Stiche bemerkbar machte.
    Was tun?
    »Du überlegst, nicht wahr?«
    »Klar«
    Bill räusperte sich leise. »Das macht Suko auch und er hat eine gefährliche Idee.«
    »Inwiefern?«
    »Er hat schon daran gedacht, das Gesicht zu zerstören, indem er die Dämonenpeitsche einsetzt.«
    Ich zuckte zusammen, als hätte ich einen Schlag mit der Peitsche erhalten. »Um Himmels Willen, nein. Das wäre fatal. Er könnte sich unter Umständen selbst töten.«
    »Das habe ich ihm auch gesagt. Er meinte, dass er das Gesicht weghaben muss.«
    »Kann ich verstehen.« Meine Hand verschwand in der rechten Tasche. Ich holte das Kreuz hervor. Es hatte sich nicht erwärmt, doch als es auf meiner Handfläche lag, da verstärkte sich mein Gefühl, dass es wesentlich schwerer geworden war.
    Doppelt so schwer…
    Neben mir stand mein Freund Bill und verzog das Gesicht. In seinen Zügen las ich deutlich die Verzweifelung darüber, dass er mir nicht helfen konnte und auch keine Idee hatte, wie das in der nahen Zukunft anders werden könnte.
    »Es gibt noch eine Alternative«, sagte ich leise.
    »Und welche?«
    »Wir müssen Korbinian finden.«
    Bill klatschte sehr leise in seine Hände. »Damit bin ich hundertprozentig einverstanden, aber ich frage mich, wo du ihn

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