1350 - Im Wald der toten Gesichter
wir uns endlich diesen verdammten Killer…«
***
Korbinian streifte durch den Wald wie ein Magier, der gekommen war, um seine Getreuen zu versammeln.
Er war eine helle Gestalt im Dunkel der Bäume. Er kannte hier jede Stelle, jeden Baum, jeden Ast. Es war sein Revier, durch das er streifte.
Er hatte sich umgezogen. Keine Arbeitskleidung. Der Umhang reichte ihm bis zu den Waden, und er hatte die Farbe von dem Holz, das sich unterhalb der Baumrinde befand.
Der Wald war zu seiner Heimat geworden. Schon damals in einem anderen Land hatte er sich ein derartiges Gebiet ausgesucht.
Er hatte es durchstreift und seine Zeichen gesetzt. Er wollte Mensch und Natur auf eine bestimmte Art und Weise miteinander verbinden. Bäume und Gesichter. Jeder Mensch stand potenziell als Pate zur Verfügung und konnte durch die Kraft der Hölle aktuell dazu bestimmt werden.
Genau sie war es, der Korbinian diente. Oder war er selbst die Hölle? So genau wusste er es nicht. Der Teufel und er. Die alte Kraft, die auch in ihm steckte. Die Macht, die es seit Urzeiten gab und die nur diejenigen bekommen hatten, die würdig genug waren.
Genau das war er.
Einer, der schon lange existierte. Der die alten Zeiten und auch die neuen erlebt hatte. Der es verstanden hatte, sich zu tarnen, um sich den Menschen angleichen zu können.
Er hieß Korbinian, er hatte sich in Deutschland ebenso versteckt wie in England. In keinem der beiden Länder kannte man sein wahres Gesicht. Das gab es noch, denn ein Mensch war er nur nach außen hin. Tatsächlich versteckte sich etwas anderes hinter dieser Fassade. Etwas Echtes, das schon seit Äonen existierte.
Korbinian war eine Kreatur der Finsternis!
Ein Abgesandter des Bösen. Das grauenvolle Geschöpf der Urzeit, das überlebt hatte. Ein Mensch, hinter dem sich etwas Furchtbares verbarg und zugleich jemand, der sich an die Menschen heranschlich, um sie für seine Zwecke zu missbrauchen.
So unterschiedlich die Kreaturen der Finsternis auch aussahen, im Prinzip waren sie gleich. In ihnen steckte das Urböse, die Botschaft eines Luzifers, dem größenwahnsinnigen Engel, denn sie waren zugleich auch seine Boten.
Korbinian dachte immer daran, als er durch den Wald ging. Jeder setzte seine Kräfte so ein, dass sie letztendlich dem Bösen dienten.
Er, der so alt war, hatte das erlebt. Er fühlte sich in seiner Verkleidung als Schnitzer wohl. Er war so geschickt mit den Händen und hatte es damals auch verstanden, sich in Deutschland etwas aufzubauen. Er war im Bayrischen Wald nicht aufgefallen, bis man ihn in eine Kirche hatte schleppen wollen. Das war nicht sein Fall gewesen. Zudem hatte er erleben müssen, dass der Glaube in den Menschen sehr gefestigt gewesen war. Er hatte sich in dieses gemachte Nest hineinsetzen wollen, doch die Leute waren zu misstrauisch gewesen.
Da hatte er sich zurückgezogen. Ein anderes Land, ein anderer Ort, und andere Menschen.
Hier war es ihm gelungen, seine Fühler auszustrecken. Hier hatte er die Leute überzeugen können, etwas von den Geheimnissen zu erfahren, die in der Natur verborgen lagen. Dazu hatten sie sich nur zu öffnen brauchen, das war alles.
Sie hatten es getan.
Und er hatte Geschenke an sie verteilt. Nicht bei allen im Ort, aber schon bei einigen, und genau die waren sehr stolz auf das Geschenk gewesen.
Denn wer bekam schon einen Baum geschenkt?
Die wenigsten Menschen. Korbinian aber hatte die Menschen davon überzeugt, dieses Geschenk anzunehmen, und so brauchten die Leute nur in den Wald zu gehen, um ihr Geschenk zu sehen.
Ein Baum. Oder Bäume mit ihren Gesichtern. Eingeschnitzt.
Perfekt gemacht. Er fühlte sich wie jemand, der nur jubeln konnte, denn er hatte es geschafft.
Mensch und Natur waren miteinander verbunden. Er wusste es, aber die Menschen nicht. In ihnen steckte das, was auch der Baum zeigte. Die Kräfte der Natur waren auf sie übergegangen. Irgendwo war jeder Mensch zu einem Baum geworden, und umgekehrt wurde ebenfalls ein Schuh daraus. Es gab einfach die perfekte Wechselwirkung, und genau das erfreute ihn. So war die Verbindung vorhanden, und als Mittler gab es die Mächte der Hölle.
Oder die uralten Kräfte, die schon alles überdauert hatten.
Und er wusste genau, dass es zudem noch zwei Hindernisse für ihn gab.
John Sinclair und Suko!
Er kannte sie nicht persönlich, aber er hasste sie. Wer sie waren, das hatte sich in bestimmten Kreisen herumgesprochen, und deshalb ging er davon aus, dass er etwas tun musste, wenn er schon in
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