1353 - Die Fratze des Todes
alles lief viel zu schnell ab.
Trotzdem rannte Suko die Stufen hinab. Sehr schnell hatte er den nächsten Absatz erreicht und blieb dort stehen. Das Licht traf ihn. Er malte sich gut ab, und er wäre jetzt ein Ziel für den Killer gewesen, doch der griff nicht an.
Es war weg. Als hätte sich der Erdboden aufgetan, um ihn zu verschlingen.
Suko ging zurück. Er fand Mason an der gleichen Stelle. »Habe ich dich angelogen?«
»Ich denke nicht.«
»Das ist der, der schon vier andere gekillt hat. Es wäre besser, wenn du verschwindest. Zieh hier aus. Als nächstes Opfer wird er bestimmt dich holen.«
»Kann sein. Aber zuvor musst du zu einem Arzt. Dann bist du aus dem Schneider.«
Mason widersprach ihm nicht. Er sah selbst ein, dass er mit seinem blutigen Gesicht nicht weit kam. Die Treppe nahmen sie nicht. Für sie war der normale Aufzug wichtig.
Als sie den Flur betraten, standen vor der Tür zwei Teenies in zu kurzen Kunstlederröcken und knallroten Strümpfen.
»He, was ist denn mit dir, Mason? Hast du dich geprügelt und verloren?«
»Haut ab! Verpisst euch!«
»Ruhig«, sagte Suko und legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter.
»Sie wollen…«
»Wie hättest du denn im umgekehrten Fall reagiert?«
Er gab dem Inspektor keine Antwort, weil sich die Tür des Aufzugs öffnete. So konnten beide eintreten.
Die Teenies blieben draußen. Bevor sich die Tür schloss, hoben sie beide ihre Mittelfinger hoch, aber das störte Suko nicht. Er war froh, wenn sich niemand einmischte…
***
Suko hatte den Arzt alarmiert, der in seine Wohnung gekommen war, in der Mason hockte.
An der Tür hatte Suko den Mann abgefangen, ihm kurz erklärt, wer er war und ihn gebeten, den Mund darüber zu halten. Er sollte ihn als einen normalen Mieter behandeln.
»Geht klar.«
Wenig später schaute er sich den Verletzten an, der stumm auf dem Sessel hockte und den Mann im weißen Kittel von unten her misstrauisch betrachtet.
»Glück gehabt«, sagte der Doc nach einer ersten Untersuchung.
»Das kann man so sagen.«
»Wieso?«
»Die Schnitte hätten tiefer sein können. Aber dass jemand sogar ein Wort in ihre Haut geritzt hat, wundert mich. Oder habe ich mich etwa verlesen?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Okay, dann sehen wir uns die Sache mal näher an.«
So nah stand Suko nicht. Er schaute von der Tür her zu und erlebte, dass Mason nicht eben derjenige war, der auch Schmerzen aushielt. Des Öfteren zuckte er zusammen, stöhnte auch vor sich hin oder bewegte sich zu hektisch.
Der Arzt gehörte auch nicht eben zu den feinfühligsten Menschen.
»Stellen Sie sich nicht so an, verdammt! Den Kopf reiße ich Ihnen schon nicht ab!«
Der Mann im weißen Kittel säuberte die Schnittwunden. Er wusste genau, was er zu tun hatte, und brauchte keinen Ratschlag von einem anderen Menschen.
Suko ging deshalb in den Flur. Die Haustür stand offen. In einer Gegend wie dieser sprach sich etwas Ungewöhnliches sehr schnell herum. Und hier war das Ungewöhnliche eingetreten. Da bekam jeder Gaffer einen langen Hals und wollte zuschauen, was in seiner Umgebung ablief.
Suko wurde aus mehreren Augenpaaren angeschaut. Die Leute verhielten sich zwar ruhig, doch wer genauer hinschaute, der erkannte, dass sie auch ängstlich waren. Obwohl kein Mensch umgebracht worden war, gab es sicherlich nicht wenige, die die Verletzungen des jungen Mannes mit den Mordanschlägen in Verbindung brachten.
Mittlerweile hatte sich auch die Dunkelheit ausgebreitet und der Umgebung ein völlig anderes Gesicht gegeben. Selbst die Häuser wirkten verändert. Noch immer glichen sie Türmen, die sich gegen den Himmel reckten. Nur wirkten sie nicht mehr so kompakt. Zahlreiche Lichter schimmerten hinter den Fenstern, von denen jedoch nicht alle erhellt waren. Innerhalb der Hauswände gab es regelrechte helle Streifen, denen dunkle Stellen folgten. Mit viel Fantasie konnte die Umgebung auch als futuristisch angesehen werden.
Suko fiel eine Bewegung in der Nähe auf. Er sah zudem, dass ihm ein Arm zuwinkte. Beim zweiten Hinschauen identifizierte er die Person. Es war Fleur Aubry, die etwas von ihm wollte.
Sie war auch schnell bei ihm und atmete recht heftig durch Mund und Nase.
»Was ist denn hier geschehen?«, fragte sie. »Der Arzt ist da. Ich meine, dass…«
»Er kümmert sich um einen Verletzten.«
Die Frau mit der schokoladenbraunen Haut nickte. Sie blickte auf das Fenster, das zu Sukos Wohnung gehörte. »Ist das bei Ihnen passiert?«
»Nicht
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