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1354 - Höllenflucht

1354 - Höllenflucht

Titel: 1354 - Höllenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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glatt geworden. Ich entdeckte keine Gegenstände. Keinen Schrank, keinen Sitzplatz. Hier war alles leer, und mich umgab ein kalter Hauch.
    War jemand hier?
    Bei diesen Lichtverhältnissen war dies nur schwer zu erkennen.
    Aber ich hörte etwas und spürte plötzlich das eisigen Rieseln auf meinem Rücken. Es war das Atmen eines Menschen, das mich erreichte. Vermischt mit einem leisen Stöhnen.
    Ich ging noch zwei Schritte, um das Geräusch deutlicher zu hören.
    Dann sah ich vor mir einen Umriss. Es konnte ein Mensch sein, musste es aber nicht.
    Ich hielt die Waffe noch immer fest. Drehte auch den Kopf, um zurückzuschauen.
    Niemand zeigte sich am Eingang.
    Dann riskierte ich es.
    Die kleine Lampe hielt ich Sekunden später in der Hand. Ich machte mich auf alles Mögliche gefasst, spreizte den Arm vom Körper ab und schaltete die Lampe ein.
    Kerzengerade war der lange Lichtfinger. Es gab ein Ziel, aber es überraschte mich, als ich es sah.
    In den hellen Lampenkegel hinein schaute das Gesicht einer jungen Frau…
    ***
    Mit dieser Überraschung hatte ich nicht gerechnet. Die Frau sah wirklich nicht aus, als wollte sie mich in der nächsten Sekunde angreifen. Sie lehnte an der Wand, drückte ihren Rücken dagegen, hielt die Arme gespreizt und presste die Handballen gegen das Gestein. Sie trug Jeans, eine dicke Jacke, die offen stand, und darunter einen Pullover mit hohem Rollkragen.
    Das Haar hing ihr wirr ins Gesicht. Die Farbe war kaum zu erkennen. Sie lag irgendwo zwischen blond, grau und braun.
    Eines stand für mich fest. Die Frau hatte Angst. Sie litt unter ihrer Einsamkeit. Sie nahm dann beide Hände vor ihr Gesicht, um sich zu schützen.
    Ich tat ihr den Gefallen und leuchtete an ihr vorbei. Dann ging ich langsam näher. Wäre die Mauer nicht da gewesen, die Frau wäre geflohen. So aber blieb sie stehen, denn der Weg nach vorn war ihr durch mich versperrt.
    »Bitte«, sagte ich leise. »Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben. Ich bin ebenso überrascht wie Sie. Aber ich denke, dass wir uns unterhalten sollten.«
    Das Stöhnen verstummte. Dafür flüsterte sie: »Kann nicht… kann nicht mehr …«
    »Aber…«
    »Nein, ich will nicht. Hau ab. Geh weg…«
    Ich tat genau das Gegenteil.
    Meine Schritte dämpfte ich schon, als sich auf die Person zuging, die so heftig atmete, dass man beinahe Angst um sie bekommen konnte. Sie schüttelte sich, und sie sprang plötzlich zur Seite, achtete aber nicht auf den Weg und rutschte aus.
    Als sie fiel, schrie sie auf und blieb liegen.
    Ich drückte mich und sah, dass sie sich zusammenkrümmte. Sie zog die Beine an und auch den Kopf. Aus ihrern Mund drangen leise Wehlaute. Ihr Gesicht sah aus, als würde es mich aus einem Zerrspiegel angrinsen, so sehr stand sie unter Druck.
    Ich fasste sie an.
    Ein Schrei löste sich aus ihrer Kehle. Dann schüttelte sie heftig den Kopf.
    »Bitte«, flüsterte ich, »bitte! Ich will Ihnen nichts. Ich möchte Sie nur bitten, mir zuzuhören.«
    Ich wartete einige Augenblicke auf ihre Antwort. Aber da kam nichts. Sie blieb stumm. Lag weiterhin gekrümmt am Boden und hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben.
    Wieder fasste ich sie an.
    »Nein!«
    Ich war ratlos, was ich noch tun sollte. Diese Frau musste ein schreckliches Erlebnis hinter sich haben, sonst hätte sie nicht so reagiert. Sie war mit den Nerven am Ende.
    »Können Sie aufstehen?«
    »Weg! Hau ab! Ich will euch nicht mehr sehen.«
    Ich horchte auf. Diese bedauernswerte Person hatte in der Mehrzahl gesprochen, aber ich war nur ein einzelner Mensch. Also hatte sie schon mit jemandem Kontakt gehabt, der vorher hier gewesen war. Und das war nicht nur eine Person gewesen.
    Ich konnte mir vorstellen, dass diese Menschen in dem Van gesessen hatten und jetzt verschwunden waren. Aber sie hatten irgendetwas mit ihr gemacht, dass stand fest. Normalerweise veränderte sich ein Mensch nicht so radikal.
    Ich streichelte ihre Wange wie bei einem kleinen Kind. Diesmal zuckte sie nicht zurück und protestierte auch nicht. Sie blieb ruhig liegen. Das leise Jammern senkte sich auch ab, und ich riskierte es, sie auf die Beine zu stellen.
    Langsam zog ich sie hoch. Die junge Frau ließ alles mit sich geschehen. Sie hatte sich unabsichtlich schwer gemacht, und als sie auf den eigenen Füßen stand, da musste ich sie abstützen, damit sie nicht zusammenbrach.
    Ihr Gesicht war tränennass. Ich holte mein Taschentuch hervor und trocknete ihre Wangen so gut wie möglich. Jetzt liest sie alles mit sich

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