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1354 - Höllenflucht

1354 - Höllenflucht

Titel: 1354 - Höllenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschehen, auch wenn sie noch schluchzte und die Nase hochzog.
    »Alles wieder einigermaßen okay?«, flüsterte ich ihr zu.
    »Ja, das ist es.« Sie lachte schrill. »Nein, das ist es nicht.« Mit beiden Händen krallte sie sich an mir fest. »Nichts ist in Ordnung. Er ist tot. Er ist tot…«
    »Wer ist tot?«
    »Peter!«
    »Und wer ist Peter?«
    »Mein Freund. Man hat ihn umgebracht. Eiskalt getötet. Ich weiß das genau. Ich habe es gesehen.« Mit dem letzten Wort war Schluss.
    Sie brach zusammen, und hätte ich sie nicht festgehalten, wäre sie zu Boden gefallen.
    Ich hatte Neuigkeiten erfahren, wusste aber noch nicht, wie ich sie einordnen sollte. Möglich war, dass diese Frau den Tod ihres Freundes hautnah miterlebt hatte und deshalb so reagierte.
    »Bitte, Sie müssen jetzt…«
    »Nein, ich will hier weg. Ich will hier weg! Ich kann nicht mehr bleiben.«
    »Gut, dann gehen wir gemeinsam.«
    »Ja, ja…«
    Nach dieser Antwort löste sie sich von mir und lief mit unsicheren Schritten durch den Raum. Sie taumelte mehr als sie ging, aber sie stolperte nicht und blieb auf den Beinen.
    Mit dem Rücken an eine Wand gelehnt, blieb sie stehen. Ich leuchtete wieder in ihre Nähe und sah, dass sie den Kopf gesenkt hielt.
    Allerdings schielte sie zur Seite, und ihr Blick war dabei auf den Eingang gerichtet. Ihr Gesicht war so bleich wie eine verschmutzte Kalkwand, und die Augen blickten leer. Der Mund zuckte, und dann stellte sie eine Frage, die mich überraschte.
    »Wie heißt du?«
    »Ich bin John Sinclair. Und du?«
    »Evelyn. Evelyn Ferrer.«
    »Okay, Evelyn. Da wir uns schon gegenseitig kennen, kannst du mir auch verraten, wer hier bei dir gewesen ist.«
    Mit der Antwort zögerte sie. Erst nach einigen sehr langen Sekunden, sagte sie einen Namen. »Es war der Teufel. Ja, es war der Teufel…«
    ***
    Das konnte man glauben oder nicht. Im ersten Moment war ich überrascht, dann aber dachte ich genauer über die Antwort nach.
    Man kann den Teufel nicht als eine bestimmte Person einordnen. Jeder sieht ihn anders, und er zeigt sich den Menschen gegenüber auch anders. Er ist jemand, der in verschiedenen Verkleidungen auftritt. Er ist immer präsent, auch wenn man ihn nicht sieht. Er ist da.
    Er ist grausam, er ist verschlagen, und er kann Liebhaber und Mörder sein. Am Schlimmsten ist, dass man ihn als Mensch nicht ausrechnen kann.
    Das alles wusste ich, denn ich kannte ihn. Er gehörte zu meinen Todfeinden, und ich hatte ihm schon oft genug gegenübergestanden, ohne ihn allerdings besiegen zu können.
    Jetzt hatte Evelyn ihn gesehen. Ich ließ sie noch in Ruhe, denn ich sah, dass ihr die Antwort nicht leicht gefallen war. Dann ging ich auf sie zu, und sie zuckte wieder zusammen.
    »Darf ich dich fragen, wie der Teufel ausgesehen hat?«, flüsterte ich ihr zu.
    »Er war ein Mensch.«
    »Aha. Aber du bist davon überzeugt, dass er der Teufel gewesen ist – oder?«
    »Ja, das bin ich. Nur er kann so sein. Nur er. Ich weiß das. Ein Mensch ist nicht so. Ich habe ihn mit meinen eigenen Augen gesehen, und er hat Peter getötet.«
    »Wo ist er?«
    Sie waren durcheinander und fragte: »Peter?«
    »Genau.«
    »Nicht weit weg. Er wollte mich schützen, aber der Teufel war stärker.«
    »Ich möchte Peter sehen.«
    Evelyn schloss die Augen. »Das will ich nicht. Ich kann ihn nicht mehr ansehen. Er sieht so schrecklich aus.«
    »Dann sag mir, wo ich ihn finden kann.«
    Sie zögerte noch. Ihr Mund stand offen. Aus ihm drang der Atem als ein stöhnender Laut. Sie drehte sich schließlich zur Seite und deutete in die Dunkelheit des Raums hinein. Vorbei an den Fensteröffnungen, durch die das trübe Licht der anbrechenden Dämmerung sickerte und graue Fahnen auf den Boden malte.
    Ich nickte ihr zu, nahm wieder meine Lampe zu Hilfe und leuchtete in die Schatten.
    Da war eine Nische. Etwas höher als ein normaler Mensch groß ist.
    Auch breiter, aber nicht sehr tief. Es reichte so eben aus, um einen Menschen zu verstecken.
    Zuerst sah ich etwas Helles. Und als ich nachleuchtete, sah ich, dass es sich um einen Körper handelte. Ein Mann lag auf dem Boden. Er war nur noch mit seiner langen Hose bekleidet. Die andere Kleidung war ihm genommen worden.
    Er kniete in einer ungewöhnlichen Haltung. Der Oberkörper war nach vorn gesunken, so hatte er an der Wand den nötigen Halt bekommen. Je näher ich kam, desto mehr veränderte sich das Bild. Ich sah, dass sein Rücken nicht nur hell war. Er wies auch blutige Schnittstellen auf, als hätte

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