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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Hölle wissen die Franzosen, dass er bei uns ist, und ich nicht?»
    Niemand antwortete. Der Prinz ließ das Pergament auf den Teppich fallen. Was würde sein Vater tun? Aber Edward der Dritte, der gefürchtetste Kriegerkönig Europas, war im fernen England. Also musste der Prinz seine eigene Entscheidung treffen. Es stimmte, er hatte Berater und war klug genug, sie anzuhören, doch am Ende war es allein seine Entscheidung. Er stand auf, ging zum Zelteingang und starrte an den Bannern vorbei über den Wald, wo es im Westen langsam dunkel wurde. «Die Bedingungen sind hart», wiederholte er, «aber eine Niederlage wäre noch weitaus härter.» Er drehte sich um und sah den Earl of Warwick an. «Handelt sie herunter, my Lord. Bietet die Hälfte dessen, was sie fordern.»
    «Es ist wohl kaum eine Forderung, Sire, sondern ein Vorschlag der Kardinäle. Auch die Franzosen müssen die Bedingungen akzeptieren.»
    «Das werden sie zweifellos tun», sagte der Prinz, «sie haben die Bedingungen schließlich diktiert! Sogar die Hälfte dessen, was sie wollen, bedeutet einen Sieg für sie! Gott! Sie bekommen alles!»
    «Und wenn die Franzosen keine gemilderten Bedingungen akzeptieren, Sire? Was dann?»
    Der Prinz seufzte. «Es ist besser, eine Geisel in Paris zu sein als eine Leiche in Poitiers», sagte er. «In Wahrheit ist es eine Kapitulation, oder nicht?»
    «Nein, Sire», sagte der Earl of Warwick nachdrücklich. «Es ist ein Waffenstillstand und ein Abkommen.» Stirnrunzelnd versuchte er eine gute Nachricht unter all den schlechten zu entdecken. «Die Armee erhält die Erlaubnis, in die Gascogne abzurücken, Sire. Es werden keine Gefangenen gefordert.»
    «Sind Geiseln keine Gefangenen?», fragte der Earl of Salisbury.
    «Für Geiseln werden keine Lösegelder bezahlt. Wir werden ehrenhaft behandelt.»
    «Ihr könnt es in Samt packen», sagte der Prinz unzufrieden, «und es in Parfüm tränken, es bleibt trotzdem eine Kapitulation.» Doch er hatte keine andere Wahl. Soweit er es beurteilen konnte, hieß es Kapitulation oder blutige Niederlage.
    Denn die Engländer waren besiegt.
     
    Die Hellequin bewachten die Furt. Sire Roland de Verrec und Robbie Douglas waren mit den übrigen Männern des Earls of Warwick auf dem Hügel geblieben, doch alle anderen Männer von Thomas lagerten am Südufer des Flusses. Auf dem nördlichen Ufer standen Bogenschützen bereit, und auch Keane mit seinen Wolfshunden war dort. «Sie schlagen an, wenn sie Männer oder Pferde riechen», sagte er.
    «Keine Feuer», hatte Thomas angeordnet. Sie sahen den Schimmer der englischen und gascognischen Feuer auf dem Hügel, und ein Abglanz an den Wolken im Nordwesten zeigte, wo die französische Armee die Nacht verbrachte, aber Thomas ließ keine Feuer zu. Sir Reginald wollte die Aufmerksamkeit des Gegners nicht auf die Furt über den Miosson lenken, und deshalb zitterten die Waffenknechte und Bogenschützen in der kühlen Herbstnacht. Wolken verhüllten den Mond, nur manchmal tat sich eine Lücke auf, durch die helle Sterne blinkten. Eine Eule schrie, und Thomas bekreuzigte sich.
    Irgendwann in der Nacht waren Huftritte aus der Dunkelheit zu hören. Die Wolfshunde erhoben sich knurrend, dann aber rief eine leise Stimme: «Sir Thomas! Sir Thomas!»
    «Ich bin hier.»
    «Lieber Gott, ist das dunkel.» Es war Sir Reginald, der aus der Nacht auftauchte und sich aus dem Sattel gleiten ließ. «Guter Mann, keine Feuer. Irgendwelche Besucher?»
    «Keine.»
    «Wir vermuten, dass sie Männer auf diesen Hügel dort verlegt haben.» Er deutete auf den dunklen Umriss des Champs d’Alexandre. «Verflucht, sie müssen von der Furt hier wissen, sie müssen begriffen haben, dass wir entkommen wollen. Nur dass wir es womöglich doch nicht wollen.»
    «Nicht?»
    «Die Kirchenmänner haben Bedingungen genannt. Wir bezahlen diesen Bastarden von Franzosen ein Vermögen, geben alles Land zurück, das wir erobert haben, und versprechen gutes Benehmen für die nächsten sieben Jahre. Der Prinz hat angenommen.»
    «Mein Gott», sagte Thomas leise.
    «Ich bezweifle, dass der irgendetwas damit zu tun hat. Und wenn die Franzosen die Bedingungen annehmen? Dann liefern wir ihnen morgen Geiseln aus und schleichen uns.» Er klang empört. «Und Ihr seid eine der Geiseln.»
    «Ich!»
    «Euer Name steht auf der Liste.»
    «Mein Gott», sagte Thomas noch einmal.
    «Warum sollten die Franzosen Euch wohl haben wollen?»
    «Kardinal Bessières will mich», sagte Thomas. «Ich habe seinen

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