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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dauert nicht mehr lange.»
    Die Comtesse spuckte den Comte an und ging weg.
    «Schafft mir das Miststück her!», schrie der Comte.
    Die Comtesse ging weiter und hielt dabei ihr zerrissenes Kleid über der Brust zusammen. Genevieve berührte sie an der Schulter, sagte etwas zu ihr und kam dann auf Thomas zu. «Was hast du mit ihr vor?»
    «Ich habe kein Recht über sie, also habe ich gar nichts mit ihr vor», sagte Thomas, «aber sie kann nicht mit uns kommen.»
    «Warum nicht?»
    «Wenn wir hier weggehen», sagte Thomas, «müssen wir nach Mouthoumet. Wir müssen uns den Weg dorthin womöglich erkämpfen. Wir können keine Behinderung gebrauchen, keine nutzlosen Mäuler stopfen.»
    Genevieve lächelte kurz, dann sah sie zu den Armbrustschützen hinüber, die am Waldrand saßen. Keiner von ihnen hatte eine Waffe in der Hand, stattdessen sahen sie einfach nur zu, wie ihr Herr gedemütigt wurde. «Du bist hart geworden, Thomas», sagte sie leise.
    «Ich bin Soldat.»
    «Du warst auch Soldat, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind», sagte Genevieve, «und ich war eine Gefangene, der Ketzerei angeklagt, exkommuniziert und zum Tode verurteilt, aber du hast mich trotzdem von dort weggebracht. Was war ich anderes als ein nutzloses Maul, das du stopfen musstest?»
    «Sie wird uns nichts als Ärger einbringen», sagte Thomas gereizt.
    «Und war das bei mir nicht genauso?»
    «Aber was sollen wir mit ihr anfangen?», fragte er.
    «Sie wegbringen. Von diesem Schwein von einem Ehegemahl», sagte Genevieve, «von einer Zukunft in einem Kloster. Davon, dass die Nonnen ihr das Gesicht zerkratzen, weil sie ihre Schönheit hassen. Sie muss tun, was ich getan habe. Ihre Zukunft finden.»
    «Ihre Zukunft», sagte Thomas, «besteht darin, Unfrieden unter den Männern zu stiften.»
    «Gut», sagte Genevieve, «Männer bereiten den Frauen schließlich auch genügend Ärger. Ich werde sie beschützen.»
    «Lieber Gott im Himmel», sagte Thomas entnervt, dann drehte er sich zu Bertille um. Sie war, dachte er, wirklich eine außerordentliche Schönheit. Seine Männer starrten sie mit unverhohlener Begierde an, und das konnte er ihnen kaum vorwerfen. Männer würden für eine Frau wie Bertille sterben. Bruder Michael hatte einen Umhang gefunden, den er nun ausschüttelte, zu Bertille trug und ihr anbot, damit sie ihn über ihr zerschnittenes Kleid ziehen konnte. Sie sagte etwas zu ihm, und der junge Mönch wurde so rot wie die Abendwolken im Westen. «Es sieht so aus», sagte Thomas, «als hätte sie schon einen Beschützer.»
    «Das kann ich besser», sagte Genevieve, ging zum Pferd des Comtes und zog das blutverschmierte Kastriermesser aus einer Schlinge am Sattelknauf. Dann trat sie zu dem Comte, der beim Anblick des Messers zusammenzuckte. Finster starrte er die Frau in dem silbrig schimmernden Kettenhemd an, die ihn verächtlich musterte. «Eure Frau wird mit uns reiten», erklärte ihm Genevieve, «und wenn Ihr irgendeinen Versuch unternehmt, sie zurückzuholen, dann werde ich selbst Euch beschneiden. Ganz langsam. Und Ihr werdet wie das Schwein quieken, das Ihr seid.» Sie spuckte ihn an und ging davon.
    Noch ein Feind mehr, dachte Thomas.
    Die Genovini kamen, als die Dämmerung in Dunkelheit überging. Die Münzen wurden auf zwei Packpferde geladen, und nachdem Thomas überprüft hatte, dass die Summe stimmte, ging er zu Labrouillade. «Ich werde alle Münzen behalten, Messire, die schlechten und die guten. Ihr habt mich zwei Mal bezahlt, die zweite Zahlung war für den Ärger, den Ihr mir heute verursacht habt.»
    «Ich werde Euch töten», sagte der Comte.
    «Es war uns ein Vergnügen, in Euren Diensten zu stehen, Messire», sagte Thomas. Er saß auf, dann führte er seine Männer und alle erbeuteten Pferde westwärts. Die ersten Sterne blinkten am Himmel. Mit einem Mal war es kalt, denn es war ein Nordwind aufgekommen, der schon den Geruch nach Winter mitbrachte.
    Und im nächsten Frühling, dachte Thomas, würde es wieder Krieg geben. Aber zuerst musste er ins Armagnac.
    Und so ritten die Hellequin nach Norden.

Drei
    E s wäre für Fra Ferdinand leicht gewesen, ein Pferd zu stehlen. Die Armee des Prince of Wales hatte ihre Pferde außerhalb von Carcassonne gelassen, und die paar Männer, die sie bewachten, waren gelangweilt und müde. Die Schlachtrösser, die großen Pferde, die von Waffenknechten geritten wurden, waren besser bewacht, die Pferde der Bogenschützen aber nur eingepfercht, und der Predigermönch hätte ein

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