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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Dutzend davon stehlen können, aber ein einzelner Mann auf einem Pferd ist auffällig, bietet sich Wegelagerern geradezu als Opfer an, und Fra Ferdinand wollte nicht den Verlust von
La Malice
riskieren, also ging er lieber zu Fuß.
    Er brauchte zehn Tage bis nach Hause. Vier Tage lang reiste er mit einer Gruppe von Händlern, die ein Dutzend Waffenknechte dafür bezahlt hatten, ihre Waren zu beschützen, doch dann nahmen sie die Straße zum südlich gelegenen Montpellier, und Fra Ferdinand setzte seinen Weg nordwärts fort. Einer der Händler hatte ihn gefragt, warum er die schartige Klinge bei sich habe, und der Mönch hatte die Frage mit einem achtlosen Schulterzucken beantwortet. «Das ist nur ein altes Schwert», hatte er gesagt, «vielleicht taugt es noch als Heumesser.»
    «Sieht aus, als könnte es nicht mal Butter schneiden», hatte der Händler gesagt, «am besten lasst Ihr es einschmelzen.»
    «Vielleicht mache ich das wirklich.»
    Er hatte unterwegs Neuigkeiten erfahren, allerdings konnte man sich auf die Erzählungen Reisender nie verlassen. Es hieß, die plündernde englische Armee habe Narbonne und Villefranche niedergebrannt, andere sagten, selbst Toulouse sei gefallen. Die Händler hatten gemurrt. Die englische
Chevauchée
war eine Strategie, um die Kraft eines Landes zu brechen, um seine hochgestellten Herren durch Steuerzahlungen ausbluten zu lassen, seine Mühlen abzufackeln, seine Weinstöcke herauszureißen, ganze Städte dem Erdboden gleichzumachen, und das Einzige, was eine solch zerstörerische Macht aufhalten konnte, war eine andere Armee, doch der König von Frankreich war immer noch weit weg im Norden, und der Prince of Wales wütete im Süden. «König Jean sollte hierherkommen», hatte einer der Händler gesagt, «und das englische Prinzchen töten, sonst hat er bald kein Frankreich mehr, über das er herrschen kann.»
    Fra Ferdinand hatte dazu geschwiegen. Die anderen Reisenden fürchteten ihn ein wenig. Er war hager, ernst und geheimnisvoll, doch seine Weggefährten waren dankbar, dass er nicht predigte. Die Dominikaner waren ein Predigerorden, dazu bestimmt, in Armut durch die Welt zu ziehen und die Menschen zur Frömmigkeit anzuhalten, und als die Händler nach Süden abbogen, gaben sie Fra Ferdinand Geld, und er hatte den Verdacht, dass sie ihn bezahlten, weil er sie in Frieden gelassen hatte. Er nahm das Almosen an, erteilte den Stiftern einen Segen, und setzte seinen Weg nach Norden allein fort.
    Er hielt sich in bewaldeten Gebieten auf, um unliebsame Begegnungen zu vermeiden. Er wusste, dass es
Coredors
gab, Banditen und Strauchdiebe, die nichts dabei fanden, einen Mönch auszurauben. Die Welt, dachte er, war schlecht geworden, und er betete um Gottes Beistand, und seine Gebete wurden erhört, denn er sah keine Banditen und begegnete keinem Feind, und spät an einem Dienstagabend kam er nach Agout, dem Dorf am südlichen Fuß der Hügel, wo der Turm stand. Er ging in das Gasthaus, und dort erfuhr er es.
    Der Comte de Mouthoumet war tot. Er hatte Besuch von einem Priester in Begleitung von Waffenknechten gehabt, und als der Priester ging, war der Comte de Mouthoumet tot gewesen. Inzwischen war er beerdigt worden, die Waffenknechte aber waren im Turm geblieben, bis ein Engländer gekommen war und gegen sie kämpfte, wobei der Engländer drei Männer des Priesters getötet hatte und die übrigen davongelaufen waren.
    «Sind die Engländer noch hier?»
    «Sie sind auch weg.»
    Fra Ferdinand ging am nächsten Tag zu dem Turm, wo er die Haushälterin Sire de Mouthoumets antraf, eine geschwätzige Frau, die sich hinkniete, um den Segen des Mönchs zu empfangen, aber selbst in dem Augenblick kaum ihr Geschnatter unterbrach, in dem er ihr den Segen erteilte. Sie erzählte ihm, wie der Priester gekommen war, «ein Grobian!», und dann war der Priester wieder gegangen, und die Männer, die er zurückließ, hatten den Turm und das Dorf durchsucht. «Das waren Unmenschen», sagte sie. «Franzosen! Und doch Unmenschen! Hinterher sind die Engländer gekommen.» Die Engländer, sagte sie, hatten Wappenröcke getragen, die ein seltsames Tier zeigten, das eine Schale emporhielt.
    «Die Hellequin», sagte Fra Ferdinand.
    «Hellequin?»
    «Auf diesen Namen sind sie stolz. Für diesen Stolz sollten die Männer bestraft werden.»
    «Amen.»
    «Aber die Hellequin haben den Sire de Mouthoumet nicht getötet?», fragte der Mönch.
    «Er war schon unter der Erde, als sie kamen.» Die Frau bekreuzigte sich.

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