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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Worten. Sie ist eine holde Erscheinung, aber sie ist die Kreatur des Teufels, ebenso wie ihr Gemahl. Sie sind beide exkommuniziert, beide Ketzer.» Er drehte sich um, als ein Diener durch den düsteren Gang auf sie zukam. «Danke», sagte er und nahm dem Mann den Falken ab. Er hatte einen Lederhandschuh übergestreift und wickelte nun den Fesselriemen um sein Handgelenk, bevor er über die Haube streichelte, die über den Kopf des Vogels gezogen worden war. «Wisst Ihr», fragte er Roland, «was die Ketzer in Montpellier wollten?»
    «Sie hat mir erklärt, dass sie einen englischen Mönch begleitet haben, Vater, der sich an der Universität einschreiben wollte.»
    Vater Marchant lächelte traurig. «Sie hat gelogen, mein Sohn.»
    «Hat sie das?»
    «Ihr Mann sucht
La Malice

    «Nein!», sagte Roland, nicht um zu widersprechen, sondern vor Erstaunen.
    «Vermutlich hat er gehört, dass die Waffe dort sein könnte.»
    Roland schüttelte den Kopf. «Das glaube ich nicht», sagte er sehr bestimmt.
    Nun war es an Vater Marchant, erstaunt zu sein. «Das glaubt Ihr nicht …», begann er mit schwacher Stimme, dann unterbrach er sich.
    «Nun, ich weiß es natürlich nicht», sagte Roland, «und vielleicht habt Ihr ja Neuigkeiten über
La Malice
, die ich nicht kenne.»
    «Wir hatten gehört,
La Malice
wäre an einem Ort namens Mouthoumet, aber als wir ankamen, war die Klinge weg.»
    «Es ist möglich, dass sie nach Montpellier gebracht wurde», sagte Roland zweifelnd, «aber ein Mann, der sich um
La Malice
sorgt, würde sie gewiss an ihren richtigen Platz zurückbringen.»
    «Es gibt einen richtigen Platz?», fragte der Priester verhalten. Er streichelte über die Vogelhaube, seine Finger glitten sanft über das weiche Leder.
    Roland lächelte bescheiden. «Meine Mutter, Gott segne sie, ist eine Nachfahrin des alten Geschlechts der Cambrai. Sie waren große Krieger, doch einer von ihnen trotzte seinem Vater und gab den Dienst an der Waffe auf, um Mönch zu werden. Junien hieß er, und eine Familienlegende erzählt, dass ihm der gebenedeite Petrus im Traum erschien und ihm das Schwert gab. Petrus erklärte Junien, dass nur ein Mann, der zugleich ein Heiliger und ein Krieger ist, imstande sei, die Klinge zu beschützen.»
    «Sankt Junien?»
    «Er ist nicht sehr bekannt», gestand Roland traurig ein, «in der Tat, wenn er überhaupt bekannt ist, dann dafür, dass er bei einem Schneesturm geschlafen hat, in dem er hätte umkommen müssen, aber durch die Gnade Gottes blieb er vor dem Tode bewahrt …» Er hielt inne, weil Vater Marchant seinen Arm so fest gepackt hatte, dass es schmerzte. «Vater?», fragte er.
    «Hat dieser Junien einen Heiligenschrein?»
    «Die Benediktinerinnen bei Nouaillé bewahren seine sterblichen Überreste auf, Vater.»
    «Bei Nouaillé?»
    «Das ist im Poitou, Vater.»
    «Gott segne Euch, mein Sohn», sagte Vater Marchant.
    Roland hörte die Erleichterung in der Stimme des Priesters. «Ich weiß nicht, ob
La Malice
dort ist, Vater», gab er zu bedenken.
    «Aber sie könnte dort sein», sagte Vater Marchant, dann unterbrach er sich, als ein Diener einen Nachttopf durch den Gang trug, der schwach von dem spärlichen Licht erhellt wurde, das aus dem Saal fiel. «Ich weiß nicht», sagte er schließlich, als der Diener vorbei war, «ich weiß nicht», wiederholte er erschöpft. «Sie könnte überall sein! Ich weiß nicht, wo ich sonst suchen soll, aber vielleicht weiß es
le Bâtard
.» Er streichelte den Falken, der sich unruhig auf seinem Handgelenk bewegte. «Also müssen wir feststellen, was er weiß und warum er nach Montpellier gegangen ist.» Er hob den Arm, auf dem der Falke saß. «Bald, meine Gute», sagte er zu dem Falken, «bald nehmen wir dir die Haube ab.»
    «Ihm die Haube abnehmen?», fragte Roland. Das zu tun schien ihm zu dieser Nachtzeit sehr merkwürdig.
    «Dieser Vogel ist eine
Calade
», sagte Vater Marchant.
    «Eine
Calade

    «Die meisten
Calades
entdecken die Krankheiten eines Menschen», erklärte Vater Marchant, «aber dieser Vogel hat das gottgegebene Talent, die Wahrheit zu entdecken.» Er trat einen Schritt von Roland weg. «Ihr seht müde aus, mein Sohn. Darf ich Euch etwas Schlaf empfehlen?»
    Roland lächelte kläglich. «Ich habe in den letzten Nächten nur wenig geschlafen.»
    «Dann ruht Euch jetzt aus, mein Sohn, ruht Euch mit Gottes Segen aus.» Er sah Roland nach, dann drehte er sich zu den anderen Rittern um, die am Ende des Gangs warteten. «Sir Robbie!

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