136 - Chopper ruft die Leichen-Ladies
den Haufen.
David Gallun alias X-RAY-1 bat ihn, die Nacht
abzuwarten. Vielleicht hatte Iwan Kunaritschew keine Möglichkeit, etwas über
seine Position zu sagen - oder er war in die Hände der Hexe gefallen, die ihn
als Geisel festhielt. X-RAY-1 ging in seinen Überlegungen sogar noch weiter.
Für den Fall, dass Iwan mit großer Wahrscheinlichkeit sogar in die
Betschan-Klinik entführt worden war, was man aufgrund seiner Begegnung mit dem
Unfallopfer nicht ganz ausschließen konnte, lag er mit Sicherheit jetzt dort
auf Eis. In diesem Fall musste ein ganz neues Einsatzprogramm ausgearbeitet
werden. Galluns erklärtes Ziel war es, mit dem geringsten Einsatz an Risiko so
viel Erfolg wie möglich herauszuschlagen. Die ganze Geschichte um die Hexe und
Chopper war noch zu undurchsichtig, um einen effektiven Wert zu erzielen.
X-RAY-1 wollte Larry Brents Leben nicht unnötig gefährden. Die Betschan-Klinik
war durch einige entscheidende Bemerkungen plötzlich in den Mittelpunkt des
Interesses gerückt. Operierte Marina, die Hexe, von dort aus. War dort auch der
geheime Aufenthaltsort Choppers zu suchen?
„Es wäre verkehrt, jetzt dort eine große
Razzia zu veranstalten, X-RAY-3“, bemerkte X-RAY-1 nachdenklich. Seine ruhige,
sympathische Stimme klang überlegt. „Vielleicht ist es auch genau das, was
unsere Gegner erwarten. In diesem Fall gingen wir ihnen auf den Leim. Wir
müssen alles wissen, was derzeit in der Klinik vorgeht. Das bedeutet, dass wir
jemand einschleusen müssen, über den die Hexe und ihr möglicher Anhang noch
keine Informationen hat . Da kommt - als am
unverdächtigsten - nur eine Frau in Frage ...“
„Ich nehme an, dass es diesmal nicht Morna
Ulbrandson sein kann, Sir?“ Die schwedische Spezialagentin mit der Deckbezeichnung
X-GIRL-C war der Hexe keine Unbekannte. Auch Morna hatte schon ihre
einschlägigen Erfahrungen mit ihr gesammelt. Eine andere Agentin musste zum
Einsatz kommen.
„Und zwar umgehend und auf überzeugende
Weise“, teilte X-RAY-1 Brent seine ersten Überlegungen in dieser Richtung mit.
„Ich werde alles vorbereiten und Sie informieren, Larry. Halten Sie sich
bereit! Es muss uns etwas einfallen, den Gegner zu überlisten. Und zwar so
raffiniert und geschickt, dass er gar nicht oder erst sehr spät erkennt, dass er
an der Nase herumgeführt wurde.“
„Das wird nicht einfach sein, Sir.“
„Sie sagen es! Jemand, der Gedanken lesen
kann, ist dem anderen, der das nicht kann, immer voraus. Diesen Vorsprung
müssen wir durch ein massives Ereignis überdecken. Ich bin sicher, X-RAY-3, ich
werde mich noch am späten Nachmittag erneut mit Ihnen in Verbindung setzen ...
Das heißt, für Sie wird es dann schon nach Mitternacht sein. Unternehmen Sie
vorerst nichts, was mit der Betschan-Klinik zu tun hat, es sei denn, ganz
außergewöhnliche Ereignisse würden Sie dazu zwingen!“
●
Brian Kelly wusste selbst nicht, wie ihm
geschah, als mitten in der Nacht plötzlich das Telefon läutete. Da war dies
endlich mal ein Tag, wo er früher als sonst ins Bett gekommen war, und er
hoffte sich ausschlafen zu können - und da klingelte ihn irgend so ein Trottel
aus Jux aus den Federn. Unwillig griff er nach dem Hörer.
„Ja? Was ist denn los?“, fragte er unwillig.
„Tut mir leid, Mister Kelly, dass wir Sie zu
nachtschlafender Zeit stören", begann der Sprecher am anderen Ende der
Strippe mit sonorer Stimme.
„Wenn es Ihnen leid tut“, fiel Kelly dem
anderen ins Wort, „warum rufen Sie dann überhaupt an? Das könnten Sie sich doch
ersparen.“
Kelly war bekannt für seinen trockenen Humor,
der erst recht dann zum Ausdruck kam, wenn er sich über etwas ärgerte.
„Es gibt Dinge, die muss man einfach tun“,
ließ der Sprecher sich nicht beirren.
„Dann sind Sie wohl ein notorischer
nächtlicher Anrufer, klingeln müde Männer und alleinschlafende Damen aus dem
Bett.“
„Sie haben viel Fantasie, das ist uns
bekannt", führ der Anrufer ungerührt fort. „Das ist auch ein Grund,
weshalb ich mich mit Ihnen in Verbindung setze.“ „Wer sind Sie eigentlich?“,
fiel Brian Kelly dem Unbekannten wieder ins Wort. „Wenn Sie mir endlich sagen
würden, wie Sie heißen, wäre ich vielleicht schon schlauer.“
„Hätte ich längst getan, Mister Kelly, wenn
Sie mich endlich zu Wort kommen ließen. Mein Name ist Burkley. Ich bin für die
Regierung tätig. Bitte, haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen keine
detaillierten Auskünfte über meinen Tätigkeitsbereich
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