136 - Chopper ruft die Leichen-Ladies
gebe. Sagen wir:
allgemeine besondere Angelegenheiten.“
„Ich hoffe, Sie sind nicht vom Finanzamt?
Stimmt etwas mit meiner letzten Steuererklärung nicht?“
„Es geht um ihre Tätigkeit als Maskenbildner,
Mister Kelly. Sie wurden kürzlich für die beste Ausstattung der Schauspieler in
Ruf aus der Ferne mit dem höchsten südafrikanischen Preis der Film Wirtschaft
ausgezeichnet. Man sagt dass der Film für die beste maskenbildnerische Leistung
Oscar verdächtig und für Hollywood angemeldet sei.“
„Ja, stimmt.“
„Sie haben ein neues und eigenes Verfahren
entwickelt, das ganz allein Ihr Geheimnis ist.“
„Und es auch bleiben soll.“
„Dagegen habe ich nichts, Mister Kelly. Ich
würde nur sehr gern und vor allem sehr schnell Ihre Dienste in Anspruch
nehmen.“
„Wollen Sie etwa einen Film drehen? Heute
Nacht noch?“
„Es geht um keinen Film, sondern um die
Wirklichkeit. Die sollen Sie etwas verändern. Ich schlage Ihnen einen
Regierungsauftrag vor. Eine streng geheime Sache! Sie sollen einer Person ein
neues Gesicht verpassen. Dafür erhalten Sie fünfundzwanzigtausend...“
Brian Kelly war hellwach. „Ich hoffe, Sie
erlauben sich keinen Scherz mit mir Mister Burkley?“
„Wie käme ich dazu? Es ist mir bitterernst
und äußerst eilig. Wenn Sie Näheres wissen wollen, werden Sie in etwa zehn
Minuten von einem Polizeiwagen abgeholt und fliegen wenig später mit dem
Helikopter an einen geheim gehaltenen Ort. Auf einer Farm soll die Aktion
stattfinden. Nehmen Sie alles mit, was Sie brauchen, um das Gesicht eines
Menschen von Grund auf zu verändern. Die Maske muss so perfekt sein, dass
keiner sie als solche erkennt.“
„Genau das, Mister Burkley, ist meine
Spezialität. Wenn das ganze kein Witz ist, bin ich in einer Viertelstunde
abholfertig.“
Er hielt Wort, wie auch sein geheimnisvoller
Gesprächspartner. Genau fünfzehn Minuten später stoppte vor dem villenähnlichen
Gebäude am Stadtrand von Johannesburg ein Polizeifahrzeug, in dem zwei Beamte
saßen. Brian Kelly verließ das Haus, in dem er allein mit drei Katzen, einem
Papagei und einem trägen Bernhardiner wohnte, der sämtliche Räume des aus
insgesamt sechzehn Zimmern bestehenden Hauses als seinen Herrschaftsbereich
anzusehen schien. Die Lieblingsbeschäftigung des Hundes bestand darin, durchs
ganze Haus spazierenzugehen, mal auf diesem oder jenem Teppich und in diesem
und jenem Raum zu liegen. Doch so friedlich, wie sich das anhörte, war es nicht
immer. Der Bernhardiner wagte seine Spaziergänge nur, wenn die Katzen schliefen
oder sich draußen im Garten herumtrieben. Waren die Katzen wach, dann war es
der Bernhardiner, der die uneingeschränkte Macht dieser Tiere anerkannte. Sie
waren die wahren Herrscher des Hauses, nahmen zum Vergnügen die Lieblingsplätze
des Hundes ein, so dass dieser beleidigt den Schwanz einzog, die Ohren noch
mehr hängen ließ, als es schon seine Art war, und dann lautstark bellend
protestierte. Da dies in der für einen Bernhardiner ziemlich hohen und
nervenaufreibenden Tonlage passierte, fingen die Katzen zu jammern an und der
Papagei, der weder das Jaulen noch das Jammern hören konnte, fiel mit schrillem
Kreischen ein. Was dann im Haus los war, ließ sich nicht beschreiben und das
Konzert der Bremer Stadtmusikanten musste dagegen der reinste Ohrenschmaus
gewesen sein.
Doch in der Nacht als Kelly abgeholt wurde,
war alles still. Der Maskenbildner nahm als einziges Reisegepäck einen Koffer
mit, der an eine Arzttasche erinnerte. Darin befanden sich alle seine
Utensilien, Chemikalien und Farbtöpfe. Der Hubschrauber wartete bereits im Hof
des Polizeihauptquartiers. Niemand in Johannesburg - außer den unmittelbar an
der Aktion Beteiligten - bekam in dieser Nacht mit, was, hier vorging. Und auch
erst während des Fluges wurde Brian Kelly von jenem mysteriösen Mr. Burkley so
weit in seine Aufgabe eingeweiht, wie er es unbedingt wissen musste, um
erfolgreich operieren zu können.
Er sollte das Gesicht einer Frau verändern,
die Susan Mailer hieß. Sie war schlank und sportlich und wartete auf der Farm,
hundertzwanzig Meilen nördlich von Johannesburg. Dort stand ein zweiter
Hubschrauber, der jene Susan Mailer an den Treffpunkt gebracht hatte. Außer den
Piloten, Mr. Burkley, Brian Kelly und Susan Mailer war sonst niemand da. Die
Farm - welchen Zwecken sie auch sonst dienen mochte - war leer.
Brian Kelly wurde in knappen Worten in seine
Aufgabe eingeweiht.
„Miss Mailer ist Angehörige
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