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136 - Im Schloss der Daa'muren

136 - Im Schloss der Daa'muren

Titel: 136 - Im Schloss der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Jenny atemlos.
    Matt zuckte die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Ich habe schon davon gehört, bin aber selbst noch keinem begegnet«, sagte Aruula. »Man nennt es einen Dra’guum.«
    »Wie dem auch sei«, meinte Matt und hob den Driller.
    »Gleich ist es ein Dra’guum gewesen.«
    »Nein!« Mit einem unterdrückten Aufschrei fiel ihm Jenny in den Arm. »Du darfst nicht schießen, Matt! Wir sind zu nahe beim Schloss – die Daa’muren würden es hören!«
    »Sie hat Recht, Maddrax.« Aruula zeigte auf das faustgroße Auge. Es schimmerte golden, und es ruckte zwischen den Gefährten hin und her. »Lenk ihn ab. Dann erledige ich ihn mit dem Schwert!«
    Doch auch damit war Jenny nicht zufrieden.
    »Warum müsst ihr alles töten, was euch begegnet?«, fragte sie aufgebracht und trat ein Stück näher, zeitgleich mit Aruula.
    Matt folgte Jenny hastig, um sie zurückzuhalten. Das goldene Auge ruckte herum. Jenny zeigte darauf. »Das ist ein harmloses Tier! Es versucht sich zu verstecken!«
    Der Dra’guum hatte alle Farbe verloren, als die Barbarin ihr Schwert hob. Er spürte die Gefahr und musste umdisponieren, denn die Zweibeiner hatten ihn entdeckt und waren zudem ein kleines Stück außer Reichweite. Wie ein Jungtier duckte sich der große Räuber an den Boden, den Kopf in Demutshaltung vorgestreckt. Doch die Entfernung war noch immer zu groß.
    »A-uula! A-uula!«, ahmte er Matts Stimme nach, jammervoll und bettelnd. Es zeigte Wirkung. Er registrierte, dass das kampflustige Weibchen sich durch Laute mit den Anderen verständigte, dann zurück trat und die Grabenwand hinauf zu klettern begann. Die anderen Zweibeiner aber wandten sich nur ab und gingen fort. Der Dra’guum hob den Kopf. Seine Chance war gekommen.
    »Ich bin froh, dass ihr ihn nicht getötet habt!«, sagte Jennifer Jensen noch, als hinter ihr bereits eine gewaltige Chamäleonzunge heran peitschte. Die junge Frau schrie auf, als der harte, kalte Muskel sie umschlang. Im nächsten Moment wurde sie hoch gehoben und fortgerissen – einem Maul voll scharfer Zähne entgegen.
    Jenny konnte nichts dagegen tun. Niemand hätte das gekonnt, denn es blieb keine Zeit. Die mörderische Waffe des Dra’guums holte sogar Vögel in vollem Flug aus der Luft. Sie war absolut treffsicher, und nichts kam ihr an Schnelligkeit gleich.
    Außer Aruulas Schwert.
    Die Kriegerin war gerade erst auf dem Grabenrand angekommen, als der Angriff erfolgte, und sie hatte ihren Bihänder aus der Bewegung mit aller Macht zurück geschickt.
    Er drehte sich einmal um sich selbst im Flug. Dann fand er sein Ziel. Es lag irgendwo auf der Handbreit Zunge, die noch zwischen Jennys Rücken und dem Maul des Dra’guums zu sehen war, und er traf, wie man es erwarten konnte: punktgenau.
    Aruula war sofort hinterher gerannt. Als das abgetrennte Zungenstück herab fiel, schlang sie im Vorbeilaufen ihren Arm um Jenny und riss sie mit sich. Keine Sekunde zu früh: Die krallenbewehrte Vorderpfote des Dra’guums wischte durch die Luft.
    »Lauf!«, sagte Aruula halblaut und stieß die junge Frau fort.
    Dann rollte sie sich herum. Ihre Hand tastete hektisch nach dem Schwert, das irgendwo neben ihr liegen musste. Vor ihr – über ihr, bis in den Himmel – ragte der Dra’guum auf. Blut troff aus seinem Maul, und er fauchte vor Zorn und Schmerz.
    Eine Pfote krallte sich unweit von Aruulas Gesicht in den Boden. Sie war doppelt so groß wie ihr Kopf.
    Wo ist es? Verdammt, wo ist mein Schwert?, dachte Aruula, während der gereizte Gigant sein Aussehen veränderte. Rote Wellen pulsierten über die Schuppenhaut, und hinter dem Kopf klappte eine fächerförmige Hautfalte hoch, mit hohlen Stacheln an den Enden. Sie rasselten bösartig, als der Dra’guum zu suchen begann.
    Normalerweise fand er seine Opfer über ihre Witterung, die er mit der Zunge aufnahm, was ihm jetzt nicht mehr möglich war. Aber sie verrieten sich auch durch Laute und Bewegungen.
    Aruula rührte sich nicht, als der große Schädel über ihr auf und ab wippte. Klebrige Tropfen fielen herunter, und mit jedem Schnaufen waberte ein übler Gestank heran. Doch Stillliegen allein würde Aruula nichts nützen: Die Augen des Dra’guums saßen nach Chamäleonart auf einem Sockel, und es bedurfte nur einer kleinen Seitwärtsbewegung seines Kopfes, um in ihr Blickfeld zu geraten.
    Ist es das? Die Hand der Barbarin hatte etwas ertastet, das hart und glatt war. Doch als sie vorsichtig ihr Gesicht zur Seite drehte, stoppte plötzlich der Atem, den sie die

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