1365 - Belials Lügenwelt
ich fing an, diese verdammte Lügenwelt zu hassen.
Ich schrie ihnen die Formel entgegen.
»Terra pestem teneto – salus hic maneto!«
Half die Formel? Half sie nicht? War diese Dimension der Engel überhaupt für die Kräfte der Formel existent?
Beim Schrei hatte ich das Kreuz mit der linken Hand umfasst, denn ich wollte den Kontakt so dicht wie möglich halten.
Und dann erschien das Licht!
Hell, sehr weiß, strahlend. Ich hatte das Gefühl, als wäre die Welt um mich herum explodiert. Ich wusste nichts mehr. Alles war aufgehoben. Ich hatte zudem das Gefühl, einen Ruck zu spüren, als ob mich jemand wegtragen wollte, auch, dass ich zugleich geteilt wurde.
Trotz meiner geöffneten Augen wurde ich durch das Licht nicht geblendet. Es war ein Schutz für mich. Leider so dicht, dass ich nicht sah, was außerhalb passierte.
Bis plötzlich ein Schatten erschien, der aussah wie eine schwache Zeichnung. Der Schatten taumelte, und ich erkannte das graue Gesicht des Lügenengels, der von einer Seite zur anderen taumelte und zum Spielball anderer Mächte geworden war.
Eine Welt aus Lügen. Eine Welt, die es eigentlich nicht gab. Die aber trotzdem existierte und jetzt zerrissen wurde.
Ich war zu einem Teil von ihr geworden.
Und so trieb ich weg, weit, weit weg und nicht mehr wissend, ob ich noch ein normaler Mensch war…
***
Suko hatte sich kurz vor dem Angriff für einen Moment umgedreht, weil er erkennen wollte, wie sein Partner reagierte. Er sah John zu Boden fallen. Er sah das Blitzen des Kreuzes vor der Brust und glaubte sogar, das Echo von Schüssen zu hören. Einen weiteren Blick konnte er sich nicht erlauben, denn jetzt griffen ihn die Killerengel an.
Suko war kein Mensch, der sich wehrlos ergab. Auch wenn die Gegner noch so zahlreich waren, er zog es durch, und das bewies er in diesem Kampfgetümmel. Jetzt mischte er mit.
Und wie er das tat.
Normalerweise schlug er mit der Peitsche gezielt zu. In diesem Fall kam es nicht in Frage, denn er musste es auf eine andere Art und Weise versuchen.
Er riss den rechten Arm hoch und bewegte ihn schwankend. Plötzlich rotierten die drei Riemen wie Rotorenblätter über seinem Kopf, und den hatten sich die Killerengel als Ziel ausgesucht.
Sie jagten heran – und flogen genau in die sich drehenden Riemen der Peitsche hinein.
Wenn eine Waffe existierte, die eine starke Magie ausstrahlte, dann war es Sukos Peitsche. Er hatte durch sie schon manchen Dämon oder manche dämonischen Wesen in die Hölle geschickt, und genau das tat er in diesen Augenblicken.
Immer wieder drehte er seinen Arme und damit die Peitsche. Und sie schlug in die angreifenden kleinen Bestien hinein. Sie klatschte gegen die Körper, sie traf Flügel und zerhackte sie, als bestünden sie aus Zuckerwatte.
Suko sah die einzelnen Teile der Killerengel um sich herumfliegen und zu Boden fallen. Aber es wurden immer mehr. Suko schlug weiter. Was John tat, darauf konnte er nicht achten, aber er bekam etwas davon mit, denn plötzlich fegte ein Licht auf ihn zu.
Es war so schnell, dass er nicht ausweichen konnte. Das Licht fand nicht nur ihn als Ziel, es erwischte auch die angreifenden Killerengel und schnitt in sie hinein wie mit einem Messer.
Es war für Suko wunderbar.
Die Killerwesen wurden förmlich von dem Licht zuerst an- und dann hineingezogen. Was da in seinen Ohren surrte, das mussten die Todesschreie der Belial-Helfer sein.
Ob das Licht, das sich in eine gewaltige Saugmaschine verwandelt hatte, alles holte, sah Suko nicht. Er freute sich darüber, auf der Straße des Siegers zu sein und drehte sich jetzt um die eigene Achse, weil er seine Schlagtechnik verändern wollte.
Es war nicht mehr nötig. Die Masse der Killerengel dachte gar nicht daran, sich auf ihn zu stürzen. Sie rasten in das Licht hinein und verglühten. Er sah einige andere noch weghuschen und im Nirgendwo dieser Lügenwelt verschwinden, dann hatte er es geschafft.
Er stand plötzlich allein und konnte den Arm sinken lassen.
Bis es ihn wegriss.
Suko verlor den Halt. Eine andere Kraft katapultierte ihn aus seiner Welt in dieser fremden Dimension heraus, und in seiner Nähe tauchte die Fratze des Lügenengels auf, als wollte Belial von ihm gegriffen werden.
Suko war so von Zorn erfüllt, dass er liebend gern seine Faust in das Gesicht geschlagen hätte.
Es war nicht möglich.
Belials Lügenwelt um ihn herum zerriss endgültig. Suko erlebte in seinem Kopf eine Leere, wie er sie nicht kannte. Er musste sich voll und ganz
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