1369 - Eine grausame Wahrheit
Augen. »Es stimmt, ich brauche Blut. Ich hole es mir auch. Ich könnte für eine Armee von Blutsaugern sorgen, aber ich habe es nicht getan. Ich vernichte sie, wenn ich satt bin.«
»Klar«, sagte ich knirschend und bekam leichte Beklemmungen, wenn ich daran dachte, wie die blonde Bestie mit dem perfekten Aussehen ihren Hunger stillte.
»Bleiben wir doch bei den Fakten«, erklärte Suko. »Die Blutsauger befanden sich in einem Kühltransporter. Der fuhr zu dieser Fischhalle. Dort hätten sie den Wagen verlassen müssen. Dass man ihnen nicht sagen kann, los, verschwindet jetzt, liegt auf der Hand. Es muss also etwas mit ihnen geschehen. Sie müssen irgendwo auftauen, wo es niemand bemerkt. Da ist diese Fischfabrik schon ein guter Ort, denke ich mir. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es dort einige gute Verstecke gibt, die man finden müsste. Auch muss der Chef nicht unbedingt etwas davon erfahren. Denke an die beiden Mitarbeiter. Sie haben ihren Job getan und den Fisch ausgeliefert. Als die Truhen dann leer waren, haben sie die zweite Ladung hineingelegt. Nur eben keine toten Fische. Jetzt müssen wir nur herausfinden, wo sie die Gestalten aufgesammelt haben. Dazu ist es wichtig, die Route nachzuvollziehen, die uns zum Glück bekannt ist.«
»Waren es nur die beiden Männer?«, fragte Jane Collins.
»Es sieht so aus«, sagte Suko. »Wir haben mit anderen gesprochen, bevor wir herkamen. Antworten bekamen wir nicht und ernteten nur Achselzucken. Jeder hat seinen Job gemacht und ist einzig und allein seine Route gefahren. Die Kühltruhen waren leer.«
»Dann geht ihr davon aus, dass sich Saladin nur um die beiden bestimmten Fahrer gekümmert hat.«
»Das müssen wir. Es wäre außerdem schrecklich, wenn es anders gelaufen wäre.«
»Und wie siehst du die Dinge, John?«
Ich hatte Probleme mit meiner Antwort. Alles war möglich. Es gab für uns auch verschiedene Alternativen. Wir konnten die Route der Wagen abfahren und Fragen stellen, doch ich glaubte nicht daran, dass wir so zum Ziel gelangten. Die Fahrer hatten die Blutsauger sicherlich nicht bei einem Kunden eingeladen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto wichtiger erschien mir das Ziel dabei und nicht der Start.
All diese Gedanken trug ich vor und erntete auch Zustimmung, wobei Jane sagte: »Einen Vorteil haben wir. Die beiden Männer, die auf Saladins Seite standen, leben nicht mehr, so tragisch dies auch ist. Ich denke, er wird das gemerkt haben und braucht jetzt Zeit, um sich einen neuen Plan zu erarbeiten. Wenn eben möglich, sollten wir diese Zeitspanne auch nutzen.«
»Alles klar.« Ich griff nach dem mit Mineralwasser gefüllten Glas und drehte es zwischen den Händen. »Bei all unseren Diskussionen hat keiner von uns an Glenda Perkins gedacht, die wie vom Erdboden verschwunden ist. Wo kann sie sein? In welch eine Hölle hat sie sich selbst hineingeschafft?«
»Muss es unbedingt eine Hölle gewesen sein?«, fragte Suko.
»Was dann?«
Etwas vorwurfsvoll fragte er mich: »Traust du ihr nicht zu, dass sie sich auch in Sicherheit gebracht haben könnte?«
»Schon. Aber ich rechne auch damit, dass sie von einem Gefahrenherd in den nächsten gebeamt worden ist. Wäre sie in Sicherheit, hätte sie sich längst gemeldet.«
»Ein Punkt für dich, John.«
»So will ich das gar nicht sehen. Ich werde…«
Nein, ich tat nichts. Oder doch. Ich holte mein Handy hervor, das sich meldete.
Auf dem Display bildete sich keine Nummer ab. Ich war gespannt, wer da etwas von mir wollte.
»Ja…?«
»Ich bin es!«
Plötzlich saß ich da wie zu Stein geworden. Die Anruferin hatte ihren Namen nicht erst zu nennen brauchen, denn Glendas Stimme kannte ich im Schlaf.
Zuvor war ich schon zusammengefahren, und das hatten auch die anderen bemerkt, die mich mit ihren starren Blicken anschauten.
»Glenda«, flüsterte ich.
Jetzt wussten auch meine Zuhörer Bescheid. Sie reagierten trotzdem kaum und blieben sitzen. Jane und Suko holten nur lautstark Luft. Justine brauchte ja nicht zu atmen.
»Du bist okay, Glenda?«
»Bin ich.« Die Stimme klang so nahe. Ich glaubte dennoch daran, dass sie recht weit entfernt war, und stellte auch keine weiteren Fragen mehr, denn ich hörte einfach nur zu.
Glenda sprach schnell, aber sie redete auch deutlich. Für mich war jedes Wort verständlich. In diesen Momenten kam es darauf an, die Konzentration zu behalten, obwohl das Staunen bei mir überwog, als ich erfuhr, wo sich Glenda befand.
Sie wollte keine Fragen hören und
Weitere Kostenlose Bücher