137 - Fluch der Seelenwanderer
Totengottes. Von dort hat er sie
weggenommen. Mein anderes, mein böses Ich! Und es muß sich, nachdem es meine
Wohnung wieder betreten hatte, aufgelöst haben wie ein Nebelstreif in der
Sonne...«
Die Mordwaffe, von der Gerd Mahler sprach,
war in der Tat vorhanden. Aber sie war winzig klein, nur insgesamt fünf Millimeter
lang. Sie steckte fest und unverrückbar im Gürtel der Bronzefigur, war ein Teil
von ihr...
Gerd Mahler mußte wirklich den Verstand
verloren haben, so etwas zu behaupten.
Er wurde abgeführt, nachdem man ihm erlaubt
hatte, sich unter Kontrolle von zwei Polizisten anzuziehen.
Die Wohnung wurde versiegelt. Iwan
Kunaritschew erbat sich die Erlaubnis, die rätselhafte Bronzefigur aus Hongkong
mitzunehmen.
»Seien Sie vorsichtig damit«, warnte Gerd
Mahler ihn noch, bevor er zum Polizeikommissariat gebracht wurde. Dort wurde er
in der gleichen Stunde noch mit fünf anderen Personen, der Taxifahrerin Margot
Reiser vorgestellt. Auf Anhieb fischte sie ihn heraus. »Ich wollte es auch
nicht glauben... nun bin ich eines besseren belehrt worden... Wer die Figur
besitzt, der macht sich schuldig, der wird schuldig auf irgendeine Art. Sie
bringt Unheil über denjenigen ...«
Wenig später schloß sich die massive
Zellentür hinter Gerd Mahler.
Iwan Kunaritschew klangen die Worte des
Mannes noch lange in den Ohren, und er beschäftigte sich damit.
Zusammen mit Hauptkommissar Kortner fuhr er
in den »Black Cat Club« zurück.
Der Kommissar musterte seinen Begleiter von
der Seite. »Wie denken Sie über die Angelegenheit, Herr Kunaritschew ?«
X-RAY-7 atmete tief durch. Sein breite Brust hob und senkte sich. »Wir werden nachprüfen, was es damit auf sich
hat, Kommissar. So absurd sich das alles scheinbar anhört - unsere Abteilung
ist spezialisiert auf Absurdes. Und da kommen manchmal Dinge ’raus, daß einem
graust...«
*
Das Gefühl, von einem Unsichtbaren beobachtet
zu werden, wurde so stark in Larry Brent, daß er auf merkwürdige Weise
reagierte.
Er beugte sich nach vom und ließ wie zufällig
seine rechte Hand über den Rücken des Sitzpolsters rutschen.
Gab es etwas, das er tasten konnte?
Ja!
Er spürte deutlich einen Widerstand, einen
Körper, der unter seiner Berührung zusammenzuckte, eine Muskelbewegung, die
sich auf seinen Fingerkuppen fortsetzte.
»Wer sind Sie und was wollen Sie ?« fragte Larry Brent heiser.
»He ?« machte der
Chauffeur erschrocken. Ruckartig wandte er den Kopf zur Seite und starrte Larry
Brent an wie einen Geist. »Was reden Sie denn da für einen Unsinn? Stimmt etwas
nicht mit Ihnen ?«
Unwillkürlich tastete der Fahrer mit der
Linken in das Seitenfach seiner Tür. Dort steckten ein paar Handschuhe, eine
Stadtkarte und eine kleine Spraydose, die Tränengas enthielt. Wenn etwas schief
ging, war er sofort bereit, ohne Verzögerung zu reagieren.
»Ich wollte Sie nicht erschrecken«, ließ
Larry Brent sich wieder vernehmen. »Ich habe nicht Sie angesprochen - sondern
... Ist Ihnen denn noch gar nichts aufgefallen? Merken Sie überhaupt nichts?
Bitte, halten Sie mich nicht für verrückt. Beantworten Sie einfach meine Frage,
ohne erst lange darüber nachzudenken .«
Um die Lippen des Chauffeurs zuckte es. Etwas
Unstetes lag in seinen Augen. »Ich weiß gar nicht, was Sie wollen. Ich...«
»Haben Sie denn nicht das Gefühl, daß wir
nicht mehr allein im Wagen sind ?« warf X-RAY-3 ein.
»Das Gefühl habe ich, seit Sie mit dem
Chinesen hier sitzen. Davor war ich allein .«
»Das meinte ich nicht. Außer uns ... da ist
doch noch etwas. Spüren Sie es denn nicht? «
Der Fahrer druckste herum. »Doch«. Seine
Stimme klang kleinlaut. »Ich habe das Gefühl, daß jemand neben mir sitzt. Aber
das kann ja wohl schlecht möglich sein. Schließlich sehe ich niemand .«
»Dann greifen Sie ganz vorsichtig hin. Ich
möchte wissen, ob Sie das gleiche spüren wie ich ...«
Der Taxifahrer nagte nervös an seiner
Unterlippe. Er konnte sich nicht erinnern, jemals einen solchen Fahrgast
befördert und eine solch merkwürdige Situation erlebt zu haben.
Mit der Linken sowohl die kleine
Tränengasdose und das Steuer haltend, löste er seine Rechte vom Lenkrad und
ließ seine Hand vorsichtig auf den Nebensitz gleiten. Das heißt - das wollte er
tun. Aber seine Hand berührte den Sitz nicht. Etwa zehn Zentimeter über der
Sitzfläche schwebte sie wie auf einem unsichtbaren Luftkissen! Der Chauffeur
bemühte sich offensichtlich, seine Hand fest auf den Sitz zu pressen. Es
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