1370 - Das Vampir-Lager
zufrieden, Glenda?«
»Vorerst schon. Oder bleibt mir etwas anderes übrig?«
»Leider nicht.«
»Eben. Aber ich kann trotzdem etwas tun, wenn du mir dein Satellitentelefon überlässt.«
»Du willst John anrufen?«
»Ja.«
»Bitte, es steht dir zur Verfügung…«
***
»Du weißt mehr, nicht wahr?«
Die blonde Bestie Justine Cavallo unterbrach ihren Gang, der sie einige Male durch den Raum geführt hatte. Sie drehte den Kopf und schaute Jane Collins an.
»Wie kommst du darauf?«
»Ich ahne es.«
Justine winkte ab. »Ahnungen.«
»Gerade meine Ahnungen haben mich schon öfter auf eine richtige Spur gebracht. Und dann brauche ich dich nur anzuschauen. Seit John und Suko weg sind, scheinst du nervös geworden zu sein.«
»Das kommt dir nur so vor.«
»Aber es kribbelt in dir. Dass es Vampire in London gibt, von denen du nichts weißt, kann dir nicht gefallen.«
Die Cavallo blieb stehen. »Ja, da hast du Recht.«
»War mir klar.«
»Und deshalb werde ich etwas tun.«
»Was denn?«
»Ich werde etwas tun, habe ich gesagt. Und nicht du, wenn du verstehst, Jane.«
»Klar. Du willst los.«
»Genau.«
»Dann lass uns den Fischgroßhändler gemeinsam besuchen. Kann ja sein, dass wir dort einige Bekannte treffen.«
Die Bluttrinkerin fühlte sich zwar nicht richtig ertappt, etwas ärgerlich war sie schon. »Gut«, sagte sie und schaute Jane scharf an.
»Ich werde dich mitnehmen, aber nur, wenn du dich an meine Regeln hältst.«
»Wenn sie gut sind, hast du damit keine Probleme.«
»Auch das bestimme ich.«
Jane Collins wollte keinen Streit, deshalb hielt sie den Mund. Sie stellte ihren Wagen zur Verfügung, um zum Ziel zu gelangen. Dass die Helligkeit des Tages längst verschwunden war, störte sie nicht.
Eine wie die Cavallo agierte sowieso lieber in der Dunkelheit. Dann lief sie als Geschöpf der Nacht zu einer großen Form auf, und das wusste auch Jane Collins.
Den Weg hatten sie sehr schnell gefunden. Es gibt Unternehmen, die auch in der Nacht durcharbeiten müssen. Der Fischgroßhandel gehört dazu. Allerdings wurde in diesen Stunden nur mit halber Kraft geschafft. Es waren mehr Vorbereitungsarbeiten für den großen Run in den frühen Morgenstunden, wenn die Lkws mit ihren Ladungen eintrafen.
Vorsichtig verhielten sich beide. So stand der Wagen außerhalb des Geländes. Den Rest der Strecke gingen die beiden Frauen zu Fuß. Sie gelangten an die Vorderseite und sahen einen dunklen Bau, der kaum beleuchtet war. Hinter den Fenstern lag die Dunkelheit, und der Parkplatz mit seinen Grünstreifen vor dem Haus war leer.
Über die Straße rollten nur wenige Wagen. In diesem Industriegebiet hielt man die Nachtruhe ein.
»Wie kommen wir rein?«, fragte Justine und bewegte ihren Kopf, um die Fassade genauer zu betrachten.
»Nicht hier. Wir könnten es an der Rückseite versuchen. Außerdem würde ich gern John und Suko Bescheid geben, damit sie wissen, wo wir uns aufhalten.«
»Nein, das nicht.«
»He, was ist…«
»Das hier ziehen wir allein durch. Ich will wissen, ob dieser Jenkins noch weitere Vampire versteckt hält.«
»Das will John auch wissen!«
Justine Cavallo fuhr herum. Blitzschnell packte sie zu und hob Jane hoch, als wäre sie nicht schwerer als eine Feder. Die Detektivin bekam wieder etwas von dieser übermenschlichen Kraft der Blutsaugerin zu spüren, und sie wusste, dass sie es nicht auf die Spitze treiben durfte.
»Okay, du hast gewonnen.«
»Dann beweise es mir auch.«
»Ist schon gut.«
Die Cavallo stellte Jane wieder auf die Füße. Sie lächelte sogar und meinte: »Deine Idee ist gar nicht so übel. Deinen Wagen können wir hier stehen lassen. Die Rückseite ist schnell zu Fuß zu erreichen.«
»Sagte ich doch.«
Justine gefiel die Antwort nicht. »Mach nur keinen Unsinn, Jane, es könnte ins Auge gehen.«
»Dann lass uns von hier verschwinden. Ich bin heute auf deine Artgenossen besonders gespannt.«
***
Es war gut, dass Suko fuhr, denn so konnte ich uneingeschränkt sprechen. Das Handy hatte sich gemeldet, und eigentlich war ich davon ausgegangen, dass mich Jane Collins sprechen wollte, doch es war Glenda, die sich meldete.
»Wo steckt du?«
»Noch immer bei Marek.«
Ich sagte Suko, wo sich Glenda befand. Er nickte nur und überließ mir das weitere Gespräch.
Viel brauchte ich nicht zu fragen, denn Glenda musste einfach loswerden, was sie sich ausgedacht hatte und genau in ihre Logik hineinpasste. Ich erfuhr, welchen Stress sie und Marek gehabt hatten und
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