1370 - Das Vampir-Lager
meinst du damit?«
»Ganz einfach. Du brauchst dir keine Sorgen darüber zu machen, dass noch weitere hier erscheinen werden, um dir ans Leder zu wollen. Es waren die einzigen.«
»Und sie stammen von hier«, murmelte Frantisek. »Carla kannte ich vom Namen her. Ich wusste auch, was sie vorhatte. Der Mann war mir nur vom Gesicht bekannt und deshalb…«
Glenda konnte die Frage nicht mehr länger bei sich behalten.
»Sind denn noch weitere Menschen hier aus der Gegend verschwunden?«
»Bestimmt.«
Überzeugt war Glenda nicht, deshalb wollte sie wissen: »Bist du dir da ganz sicher?«
»Nein, aber ich rechne damit.«
»Wer könnte denn Auskunft geben? Gibt es hier eine Polizeistation, in der eine Vermisstenliste geführt wird?«
Marek überlegte. »Ja, die gibt es. Und sie ist nicht nur für Petrila zuständig.«
»Kennt man dich dort?«
Marek lächelte breit. »Klar.«
»Dann ruf doch mal an. Vielleicht kannst du in Erfahrung bringen, wer alles verschwunden ist.«
»Das werde ich auch machen.« Der Pfähler erhob sich mit müden Bewegungen.
Glenda Perkins schaute ihm dabei zu und musste zugeben, dass er sich verändert hatte. In ihm steckte nicht mehr die große Energie, die sie von früheren Zeiten her oder aus Erzählungen ihrer Freunde kannte. Marek wirkte verbraucht und ausgepumpt. Der Großteil seiner Energie war ihm genommen worden. Wenn sie daran dachte, mit welch einem Elan er die schrecklichen und gefährlichsten Blutsauger bekämpft hatte und dies mit der heutigen Szene verglich, war Marek eigentlich nur noch ein Schatten seiner selbst.
Mochte das Haus auch noch so alt sein oder alt aussehen, es gab hier eine moderne Telefonanlage, und Marek war auch mit einem Laptop ausgerüstet. Dafür hatten die Conollys gesorgt, die ihn finanziell unterstützten. Auch die Horror-Oma hatte ihm ab und zu Geld überwiesen.
Glenda schaute und hörte zu, als Marek telefonierte. Da er in seiner Heimatsprache redete, verstand sie kein Wort. Das war auch nicht wichtig. Er würde ihr schon sagen, was er in Erfahrung gebracht hatte.
Das Gespräch dauerte recht lange. Der Polizist musste noch in irgendwelchen Unterlagen nachschauen, und schließlich sagte Marek wieder etwas.
Glenda lauschte auf den Ton. Er hörte sich fragend an. Antworten erhielt er auch, weil er zwischendurch schwieg, und wenig später setzte er sich wieder auf seinen Platz auf dem Stuhl.
»Und? Erfolg gehabt?«
»Ja.« Der Pfähler nickte schwer. »So kann man es auch sagen. Für mich ist es ein positiver und zugleich negativer Erfolg. Es sind tatsächlich aus der Gegend einige Menschen verschwunden. Männer und auch Frauen. Auch an anderen Orten werden Menschen vermisst. Zum Beispiel aus der Nähe der Hauptstadt. Niemand hat sie bisher gefunden.«
»Wie viele sind es denn?«
»Zehn!«
»O Gott.« Glenda erbleichte.
»Zwei kannst du abziehen. Die haben wir erledigt. Bleiben noch acht.«
Glenda musste erst nachdenken. Sie runzelte die Stirn und sagte:
»Das kann sein. Vielleicht sind es auch nur sieben. Ich habe zwei auf meiner Reise mitgebracht. Unfreiwillig, das möchte ich noch mal betonen.«
»Das glaube ich dir aufs Wort.« Marek trank einen Schluck von dem Selbstgebrannten. Er hatte die Flasche auf dem Weg vom Telefon zum Tisch mitgebracht. Als er sie Glenda hinschob, schüttelte sie nur den Kopf.
»Da wären wir bei dem eigentlichen Problem, Glenda, bei deiner seltsamen Reise. Warum hat sie dich gerade hierher geführt? Ist das eine Fügung des Schicksals gewesen?«
»Das könnte sogar stimmen. Möglicherweise wollte man mich nur auf eine Spur hinweisen. Darüber mache ich mir so gut wie keine Gedanken. Ich denke mehr daran, wer dahinter stecken könnte. Diese Menschen müssen ja mal entführt worden sein. Also ist jemand hier gewesen, der das getan hat. Oder nicht?«
»Klar, so hätte es laufen müssen.«
»Besuch von einem Blutsauger«, erklärte Marek. »Und ich habe davon nichts bemerkt. Wäre es nicht so verdammt ernst, dann musste ich einfach nur lachen.«
»Lieber nicht.« Glenda senkte den Blick. »Ich habe mir ausgemalt, dass sie hier gar nicht zu Vampiren geworden sind. Dass dies erst in London geschah. Wie lange liegen die Entführungen denn schon zurück? Hat man dir da etwas gesagt?«
»Das zieht sich wohl schon über einige Wochen hin.«
Glenda konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Interessant. Da hat jemand Leute möglicherweise von hier weggelockt und erst in London dafür gesorgt, dass sie zu
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