1370 - Das Vampir-Lager
Vampiren werden.«
»Damit könnte ich mich anfreunden«, sagte Marek. »Aber so dumm sind die Leute hier auch nicht. Man weiß ja, was von den Versprechungen zurückbleibt, die gemacht werden. Da locken Menschenhändler Frauen mit einem attraktiven Sekretärinnen- oder Modeljob in den Westen, und wo landen die armen Dinger? In den Bordellen der Großstädte. Das ist moderner Sklavenhandel.«
»Es ging hier nicht nur um junge Frauen.«
»Genau, Glenda, das ist das Problem. Wer hat es geschafft, auch die meist misstrauischeren Männer zu überzeugen? Da muss jemand schon verdammt stark gewesen sein. Und dieser Typ will sie für London haben und nicht für Rumänien.«
»Da sagst du was«, sagte Glenda.
»Nur kenne ich mich in London nicht aus. Das ist dein Metier. Oder das deiner Freunde.«
»Und trotzdem sitze ich jetzt hier bei dir. Ist das nur reiner Zufall gewesen?«
Frantisek Marek hob die Schultern. »Nein, das glaube ich nicht. Nein, ganz und gar nicht. Zufall kann es nicht gewesen sein. Dahinter steckt eine Methode.«
»Welche?«
»Ich weiß es nicht. Sie muss mit dir zusammenhängen. Mit deiner Veränderung. Mit diesem verfluchten Serum, von dem du mir berichtet hast. Irgendwie hat dich das programmiert.«
Glenda erlebte auf ihrem Rücken den kalten Schauer, der immer entstand, wenn sie an ihr Schicksal erinnert wurde. Zwar besaß sie außergewöhnliche Fähigkeiten, aber sie hatte noch keinen Weg gefunden, sie in die richtigen Bahnen zu lenken.
»Warum bin ich hier bei dir gelandet?«
»Man hat dich hier hergeschickt, Glenda.«
»Wer? Nicht das verfluchte Serum?«
»Nein, das wohl nicht. Es muss etwas anderes gewesen sein, und da solltest du über eine Veränderung in deinem Kopf nachdenken.«
»Das kann ich nicht, Frantisek.«
»Warum nicht?«
»Weil ich es nicht beherrsche. Es beherrscht mich, verstehst du das? Es macht mit mir, was es will, aber es geht zum Glück nicht ins Negative hinein. Das hätte eigentlich so sein sollen, wäre es nach meinen Feinden gegangen.«
»Sag mir einen Namen, bitte.«
»Saladin, der Hypnotiseur.«
Der Pfähler dachte einen Augenblick lang über den Namen nach, um dann mit den Schultern zu zucken. »Tut mir Leid, diesen Namen kenne ich nicht.«
»Sei froh.«
»Wenn du das sagst. Und du meinst jetzt, dass Saladin dich hierher geschafft oder geleitet hat? Sehe ich das richtig?«
»Nein, höchstens indirekt. Saladin kann mich nicht lenken. Das schafft nur das Serum in meinem Körper. Es hat für die Ver änderungen gesorgt, daran gibt es nichts zu rütteln. Wenn ich recht darüber nachdenke, habe ich sogar den Eindruck, dass es sich bei dem Serum um eine intelligente Masse handelt.«
»Kann sein, Glenda. Wer weiß, was dieser Erfinder sich da ausgedacht hat? Und eine exakte Aufklärung hast du ja auch nicht bekommen, wie mir scheint.«
»Das ist leider so.«
Marek wechselte wieder das Thema. »Warum gerade hier? Warum hat dieser Unbekannte sich seine Helfer hier aus Rumänien geholt? Das muss einen Grund gehabt haben. Und wer hat sie zu Vampiren gemacht? Ich weiß es nicht, verdammt!«
Glenda Perkins lächelte schief. »Du hast von einem großen Unbekannten gesprochen. Daran glaube ich nicht. Ich denke, dass es Saladin gewesen ist. Er hat sie ausgesucht. Er hat ihnen seinen Willen aufgezwungen, was er perfekt kann. Er hat sie entsprechend ausgerüstet, und so sind sie nach London gekommen.« Glenda blies die Luft aus. »Es muss schon ein großer Plan gewesen sein, der dahinter steckte. Und es hat sicherlich eine lange Vorbereitungszeit gekostet.«
»Davon gehe ich auch aus.«
»Aber warum hat es mich hierher zu dir getrieben?«, fragte Glenda mehr sich selbst. »Mich hat niemand hypnotisiert, und trotzdem bin ich bei dir gelandet.«
»Hast du nicht von einem Schicksal gesprochen, Glenda?«
»Ja, das sagt man immer, wenn man keine Erklärungen finden kann. Es könnte Schicksal sein. Ein positives, sage ich mal, denn die Wirkung des Serums hätte anders sein sollen.«
»Weißt du denn, wie das Zeug auf andere Probanden reagiert hat?«
»Nein. Ich habe auch keine Ahnung, ob es noch welche gibt, und zu Vampiren wird es Menschen kaum machen können. Ich selbst sage mir jedenfalls, dass ich hier bin, weil es das Schicksal eben so wollte. Aber nicht nur. Wahrscheinlich bin ich auch hier, um an Hintergründe heranzukommen, und das ist mir gelungen. Ich weiß jetzt, woher die Menschen stammen.«
»Das schon«, gab Marek zu. »Aber gibst du dich damit
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