1371 - Das Erbe der Toten
jetzt sind sie wieder aufgetaucht oder groß in Erscheinung getreten? Ist das so?«
»Ich weiß nicht genau. Rechnen müssen wir schon damit. Und diese Gruppe scheint nicht eben zu den Freunden unserer Freunde zu gehören, sonst hätte Suko mich nicht gebeten, über sie zu recherchieren. So muss man die Dinge sehen, Sheila.«
»Aber was sie genau getan haben, weist du nicht – oder?«
»Nein. Suko hat sich da nicht ausgelassen. Er weiß auch nicht viel. Da ist John stark am Ball. Ich denke, dass wir uns zusammensetzen werden, um die einzelnen Ergebnisse zu kommentieren.«
»Hört sich an, als hättest du mal wieder Blut geleckt.«
»Bitte, Sheila, du übertreibst. Es ist für mich nur einfach interessant, verstehst du? Diese Erleuchteten sind auch für mich neu. Da öffnet sich ein großes Gebiet, nehme ich mal an, und das Herumstochern in der Vergangenheit war für uns schon immer interessant.«
»Das kann ich bestätigen.«
Bill schaute zu seiner Frau hoch. »Und nun bist du gekommen, um mich von der Arbeit abzuhalten – oder?«
Sie lächelte Bill an. »Ich habe nur an dein leibliches Wohl gedacht. Es steht ein kleiner Imbiss bereit.«
»Kalt oder warm?«
»Kalt. Ein Salat aus frischen Tomaten und Mozarella.«
»Hört sich gut an. Kann aber warten.« Sheila verdrehte leicht die Augen. Sie kannte ihren Mann lange genug. »Wie lange?«
»Nur ein paar Minuten.«
»Gut.« Sheila strich Bill über den Kopf. »Ich wollte erst draußen im Garten decken. Es ist zu windig. Du kannst dann in die Küche kommen.«
»Danke, bis gleich.«
Der Reporter wartete, bis seine Frau das Zimmer verlassen hatte und kümmerte sich wieder um die spärlichen Informationen, die der Bildschirm preisgab.
Das, was er wusste, hatte er Sheila mitgeteilt. Viel mehr war über den Geheimbund nicht herauszufinden, was ihn natürlich ärgerte, aber damit musste er sich abfinden.
Allerdings gab es einen Hinweis auf eine Person, die wohl etwas mehr über die Gruppierung wusste. Ein gewisser Richard Leigh hatte Aufsätze über die Gruppe geschrieben, und da wollte der Reporter mehr wissen.
Bevor er den Namen anklickte, dachte er über ihn nach. Er war sich nicht hundertprozentig sicher, doch wenn ihn nicht alles täuschte, hatte er den Namen schon mal gehört oder gelesen. Völlig unbekannt jedenfalls war er ihm nicht.
Der Reporter spürte, dass er Erfolg haben würde. Da verließ er sich schon auf seine innere Stimme. Er klickte den Namen an – und auf dem Schirm entstand ein neues Szenario.
Bill beugte sich etwas vor und pfiff leise durch die Zähne. Das was er sah, las sich nicht schlecht. Richard Leigh bezeichnete sich auf seiner Seite als Privatier und Mäzen. Allerdings auch als Privatgelehrter, der sich für Geschichte und Kunst interessierte. Seine Spannweite reichte vom Hochmittelalter bis in die Neuzeit hinein.
Er selbst lebte auf einem kleinen Anwesen, das mehr einem kleinen Schloss glich, was als Bild zu sehen war.
Bill lächelte kantig. So abgeschieden lebte der Knabe nicht!, dachte er. Dann hätte er sich nicht so geoutet. Seine Gedanken wanderten sofort weiter, denn er grübelte darüber nach, wo er den Mann schon mal erlebt hatte.
Fest stand, dass er ihn nicht persönlich kannte. Doch er spürte den Drang in sich, Richard Leigh, der zugleich auch Sir war, persönlich kennen zu lernen. Eine Kontaktaufnahme war nicht mal schwer, denn Sir Richard hatte sogar ein E-Mail-Adresse angegeben.
»Sieh mal an«, murmelte Bill. »So zurückgezogen will er gar nicht sein. Mir ist es recht. Dann werde ich ihm mal eine Mail schicken.«
Der Reporter dachte nur kurz über den Text nach. Wenige prägnante Zeilen reichten aus, und er hoffte, eine Antwort zu bekommen. Als diese Arbeit erledigt war, stand er auf und ging zu Sheila in die Küche, die vom Licht der Sonne erfüllt war.
In Bills Arbeitszimmer war es dagegen düster gewesen. Er hatte das Faltrollo vor das Fenster fallen lassen, doch jetzt gefiel ihm die Helligkeit.
Das Fenster stand hier weit offen. Der frische Wind wehte hinein und brachte den Geruch des Sommers mit, der Bill in die Nase stieg.
Sheila saß am Tisch und telefonierte. Bills kleine Mahlzeit hatte sie abgedeckt.
Der Reporter nahm Platz. Er entfernte die dünne Folie, sah die Tomaten und den Käse, probierte und brauchte nicht nachzuwürzen. Sheila hatte die kleine Mahlzeit perfekt angerichtet.
Sie beendete das Gespräch mit der Zugehfrau, die ihnen nur mitteilen wollte, dass sie krank war. Danach
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