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1373 - Die vergessene Sage

1373 - Die vergessene Sage

Titel: 1373 - Die vergessene Sage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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musste mit seiner Spitze das Herz durchbohrt haben. Der Maler hatte das Blut auch sehr gut widergegeben, und das Wort echt brachte mich auf den Gedanken die Echtheit der Farben zu prüfen. Sie waren echt. Obwohl das Bild einige Jahrhunderte alt war, zeigte es keine Staubschicht. Da war nichts verblasst. Es schien all die Zeit hindurch gepflegt worden zu sein.
    »Siehst du was, John?«
    »Noch nicht.«
    »Gib auf.«
    »Nein, nein, so leicht mache ich es mir nicht.«
    Ich sezierte den Frauenkörper förmlich mit meinem Blick, aber es gab keine Besonderheit. Zumindest keine, die mir aufgefallen wäre.
    Ich hatte ja auch nach hauchdünnen Linien gesucht, die das Bild durchzogen und sich an einem bestimmten Punkt trafen. Da war nichts zu sehen gewesen, was mich schon leicht frustrierte.
    Von der Seite her schaute Glenda mich an.
    »Gibst du auf?«, fragte sie. »Nein, so leicht nicht.«
    »Aber du hast nichts gefunden.«
    »Das stimmt schon. Allerdings habe ich das Bild noch nicht genau untersucht.«
    »Was fehlt denn?«
    »Der Hintergrund. Die Frau ist, das kann ich sagen, perfekt gemalt worden. Ich habe sie mir sehr genau angesehen und konnte einen Erfolg verbuchen.«
    »Ach, welchen denn?«
    Ich gab ihr die Lupe. »Schau dir bitte mal das Gesicht an, Glenda. Aber sieh genau hin.«
    »Und?«
    »Konzentriere dich dabei bitte auf die Augen. Danach sag mir deine Meinung.«
    Sie hob die Schultern. »Okay, wie du willst.«
    Glenda nahm die gleiche Haltung ein wie ich. Und sie hielt sich an meinen Ratschlag. Sie schaute sich wirklich nur das Gesicht an.
    Einen Kommentar hörte sie von mir nicht, und sie selbst gab auch keinen ab. Schließlich richtete sie sich langsam wieder auf.
    »Nun?«
    Glendas Hand mit der Lupe sank nach unten. Sie blickte zwar in mein Gesicht, aber sie schaute trotzdem ins Leere. Hinter ihrer Stirn bewegten sich bestimmt zahlreiche Gedanken, die sie noch nicht formulieren konnte.
    »Das ist schon komisch, John.«
    »Was?«
    »Du hast mich auf die Augen aufmerksam gemacht, und genau die meine ich.«
    »Genauer bitte.«
    Glenda sah zur Seite, als wollte sie meinem Blick ausweichen. »Ich habe ein Gefühl, John, und ich möchte nicht, dass du lachst, wenn ich darüber spreche…«
    »Bestimmt nicht!«
    Glenda fing sich wieder. Jetzt sah sie mir direkt ins Gesicht. »Das sind wohl nicht die Augen einer Toten gewesen – oder?«
    »Genau so habe ich auch gedacht. Diese angebliche Tote besaß nicht die Augen einer Leiche. Das war nicht der leere Blick, den man von einem toten Menschen kennt. Ich zumindest hatte das Gefühl, als wäre die Frauen noch am Leben gewesen, als sie gemalt wurde.«
    Glenda dachte darüber nach. »Und was ist mit den Pfeilen?«, fragte sie dann.
    »Die steckten im Körper.«
    »Eben. Sogar sehr tief.«
    »Meinst du?«
    Sie schaute mich misstrauisch an. »Du meinst, dass sie Pfeile gar nicht so tief im Körper stecken oder dass dieses gesamte Motiv überhaupt gelogen ist?«
    »Ja, Glenda. Man hat der Nachwelt weisgemacht, dass Celine de Vichier tot ist. Man wollte es durch das Bild beweisen, das letztendlich eine Fälschung ist. Darauf sind die Menschen damals hereingefallen und heute auch noch.«
    »Stimmt, stimmt«, murmelte Glenda und ging einige Schritte zur Seite, wobei sie den Kopf senkte. »Alles ist ein Bluff. Aber warum hat man das getan, John?«
    »Weil man seine Ruhe haben wollte, kann ich mir vorstellen. Möglicherweise hatte man die Frau gehetzt, gejagt. Man hat sie nicht in Ruhe gelassen. Man wollte ihr vielleicht ein Geheimnis entreißen…«
    »Die Lage des Schatzes?«
    »Zum Beispiel.«
    »Verstehe«, flüsterte Glenda, »und so ist man auf den Gedanken gekommen, die Frau sterben zu lassen und sie auf eine recht spektakuläre Art und Weise für die Nachwelt zu hinterlassen. Wirklich raffiniert gemacht. Hätte ich mir vor einer halben Stunde auch nicht träumen lassen. Und noch mal. So sehen nicht die Augen einer Leiche aus. Da hat dieser Mensch tatsächlich etwas vergessen.«
    »Und es ist bisher auch noch niemandem aufgefallen«, sagte ich.
    »Selbst die Illuminati haben dies nicht herausgefunden.«
    »Und was ist mit dem Schatz, für den ein Hinweis hier auf dem Gemälde versteckt sein soll?«
    »Sein soll. Du sagst es, Glenda. Wer weiß, was man sich damals alles ausgedacht hat. Wer ein Gerücht über einen bestimmten Gegenstand ausstreut, kann davon ausgehen, dass man sich um diesen Gegenstand kümmert und ihn nicht in der Versenkung verschwinden lässt.«
    »Ja.

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