1373 - IMAGO
Rhodans Zornesausbruch offenbar völlig überraschend kam. „Benguel sind denkende Wesen, Geschöpfe der Natur!" schrie Rhodan. „Ihr habt nicht das Recht, sie zu töten!"
Auf dem Bild sah man, wie Ren-No sich zur Seite wandte. Was er sagte, war nicht zu hören. „Der Wutanfall hat gewirkt", bemerkte LEDA sarkastisch. „Das Feuer ist eingestellt. Vier Landeboote vernichtet."
Ren-No rückte wieder in den Mittelpunkt des Bildes. Er wirkte bestürzt. „Was soll ich tun?" fragte er hilflos. „Einfach zusehen, wie Benguel und Juatafu die schöne Welt Namrong überschwemmen?"
„Mit dreiundzwanzig Raumbooten kann man diese Welt nicht überschwemmen", rief Rhodan. Der allergrößte Zorn war verraucht. Erschöpfung und Trauer setzten ein. „Hast du schon versucht, mit den Benguel oder den Juatafu zu reden? Ich meine, seitdem sie ihre Landeboote ausgeschleust haben?"
„Nein", bekannte Ren-No lahm. „Nach all den Versuchen, die wir in den vergangenen Tagen unternommen haben, hielt ich es nicht mehr für sinnvoll ..."
„Dann komm herunter", forderte Perry Rhodan ihn auf. „Für eine Funkverbindung ist es ohnehin zu spät.
Die Boote werden in ein paar Minuten landen. Lande du in in der Nähe, aber nur mit einem Fahrzeug!
Sprich mit den Benguel und den Juatafu, wenn sie aus den Booten steigen."
Eine Sekunde lang sah es so aus, als wolle Ren-No den Vorschlag entrüstet zurückweisen. Aus dem Hintergrund schien jemand auf ihn einzureden. Er hatte den Kopf halb zur Seite gewandt. Schließlich lenkte er ein. „Ich werde tun, wie du meinst", sagte er.
Ein Gedanke schoß Perry Rhodan durch den Kopf „Was du auch immer tust, komm allein!" rief er dem Kartanin zu. „Vor allen Dingen laß alle Vennok an Bord deines Fahrzeugs."
Ren-No sah ihn mißtrauisch an. „Was hat das zu bedeuten?" wollte er wissen. „Wir reden später darüber. Jetzt ist keine Zeit mehr für Erklärungen. Bitte, tu es so, wie ich es dir beschrieben habe."
„Ich gehe auch darauf ein", sagte Ren-No unsicher.
Im nächsten Augenblick war die Verbindung erloschen.
Mit atemloser Spannung verfolgten Perry Rhodan und Beodu, wie die neunzehn Landeboote der Juatafu und Benguel sich auf die Ebene herabsenkten. Das Bild, das LEDA auf die Videofläche projizierte, war von Infrarotgeräten aufgenommen. Die Nacht hielt sich noch über dem flachen Land südlich der Hügel.
LEDA hatte den voraussichtlichen Landepunkt der Boote errechnet. Er lag nicht mehr als drei Kilometer entfernt.
Von den Booten waren acht von identischer Form. Sie waren mit Juatafu bemannt, wie LEDA anhand der energetischen Emission erkannte.
Zehn weitere waren unterschiedlich geformt, jedoch annähernd von derselben Größe. Ein Boot besaß mehr als den doppelten Umfang der anderen Fahrzeuge. Über seine Besatzung war sich LEDA nicht ganz im klaren. Sie vermutete jedoch, daß sich an Bord dieses Bootes die Leiter des Landeunternehmens befanden und daß die Unternehmensleitung paritätisch aus Benguel und Juatafu zusammengesetzt war.
Also hatten die Juatafu im Feuer der Sicherheitspatrouille Raum drei Fahrzeuge verloren, die Benguel eines. Das mochte dem zum Trost gereichen, der das Leben eines organischen Lebewesens höher achtete als das eines Roboters, gleichgültig mit wieviel bionischer Substanz sein Denkzentrum ausgestattet war.
Kertuuls Fahrzeug mit Ren-No an Bord kam mit solchen Geschwindigkeit aus der Höhe herabgeschossen, daß das Prallfeld die Luft ionisierte und einen leuchtenden Schweif erzeugte, der sich kilometerweit durch die Dunkelheit erstreckte. Der Sturm hatte inzwischen an Heftigkeit zugenommen. Es würde in Kürze zu regnen beginnen. „Kontakt", sagte LEDA. „Das erste Boot ist gelandet."
In der südlichen Ebene gab es große, mit Gräsern und niedrigem Buschwerk bestandene Lichtungen.
LEDA hatte eine Reliefkarte angefertigt, die das Terrain der Umgebung in dreidimensionaler Darstellung zeigte. Die Lichtung, die sich die Benguel und Juatafu als Landeort ausgesucht hatten, war diejenige, die dem Standort der DORIFER-Kapsel am nächsten lag. „Sonden", sagte Perry Rhodan. „Wir brauchen ein paar Mikrosonden, die uns die Szene aus der Nähe zeigen."
„Sind schon unterwegs", antwortete LEDA.
Ein Blitz zuckte übers Bild. Die Außenaufnahmegeräte übertrugen das Rollen des Donners. Zehn Boote waren inzwischen gelandet. Sie bildeten eine ordentliche Formation: drei Reihen, die Fahrzeuge jeweils gleichen Abstand voneinander haltend.
Kertuuls Fahrzeug
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