1373 - IMAGO

auf meine Warnungen nicht achtet, werdet ihr alle getötet. Ist es das, was ihr erreichen wollt?"
    Die Sonden hatten sich der eigenartigen Szene bis auf wenige Meter genähert. Ren-No, der Benguel und einige weitere Mitglieder der Führungsmannschaft waren in Großaufnahme zu sehen. Der Benguel, ein Zwerg gegenüber dem stämmig gebauten Kartanin, sah aus großen, starren Augen zu Ren-No auf. Er befand sich im Zustand der Trance. „Wir suchen Imago", antwortete er mit seelenloser Stimme. „Warum wollt ihr uns töten, wenn wir Imago suchen?"
    „Weil ihr euch auf verbotenem Gelände befindet", antwortete Ren-No zornig. „Sagt uns, wer Imago ist, und wir schicken sie euch."
    „Du kennst Imago", behauptete der Benguel. „Ich sah dich an seiner Seite - neulich, als ihr zu uns spracht."
    Verblüfft ließ Ren-No den Benguel fahren und trat einen Schritt zurück. „An meiner Seite?" wiederholte er verständnislos. „Als wir zu euch sprachen?"
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. Seine Stimme hatte einen schrillen Klang, als er die versammelten Benguel und Juatafu anfuhr: „Der Fremde aus dem anderen Universum ...? Perry Rhodan ist Imago?"
    „Du kennst seinen Namen, wir kennen ihn nicht", antwortete der Benguel dumpf. „Aber wir fühlen seine Ausstrahlung."
    „Sonden zurück!" Perry Rhodans rauhe Stimme klang wie ein Bellen. „Bild aus! Start!"
    Die LEDA reagierte wortlos. Die Bildfläche erlosch. Die Sonden schossen mit Höchstgeschwindigkeit durch das Dickicht des Waldes. Eine Minute später war die letzte geborgen. Die LEDA setzte sich in Bewegung. Die leistungsfähigen Stabilisatoren schützten sie gegen die Wucht des Sturmes. Mit mäßiger Geschwindigkeit stieg die Kapsel bis zu einer Höhe von fünf Kilometern. Dann schaltete sie auf Maximalbeschleunigung und schoß, wie vom Katapult geschleudert, durch die oberen Schichten der Atmosphäre dem freien Weltraum entgegen.
    Perry Rhodan saß noch lange reglos in dem bequemen Gliedersessel und starrte vor sich hin. Beodu wagte nicht, sich zu bewegen, aus Angst, er könne den großen Freund in seinen Gedanken stören.
    Auch LEDA sprach kein Wort. Sie hatte einen mehr oder weniger willkürlichen Kurs eingeschlagen, der aus dem Anklam-System hinausführte.
    Nach langen Minuten richtete Perry Rhodan sich endlich auf. „Nie wieder!" sagte er. „Was auch immer die Benguel und Juatafu in Imago sehen mögen, ich möchte nie wieder so unmittelbar in ihrer Nähe sein."
    „Das Phänomen muß untersucht und erforscht werden", erklärte LEDA. „Es könnte eine Lage entstehen, in der du auf Hilfe angewiesen bist. Riesige Scharen von Benguel und Juatafu, die in dir so etwas wie eine Gottheit sehen, kämen dir dann sehr zustatten."
    LEDAS Bemerkung würde sich eines Tages als prophetisch erweisen. Vorläufig jedoch erregte sie nur Rhodans Zorn. „Hör auf damit", sagte er ungeduldig. „Setz Kurs auf das Charif-System. Die Heimatwelt der Kartanin erwartet unseren Besuch."
     
    *
     
    Im Lauf der kommenden Tage hatten sich seine Pläne jedoch geändert. LEDA horchte bei jedem Auftauchmanöver fleißig nach Nachrichten, die sich auf die Lage im Anklam-System bezogen. Sie brachte in Erfahrung, daß den Benguel und Juatafu wohl klargeworden war, daß sich Imago plötzlich ihrem Zugriff entzogen hatte. Imagos Ausstrahlung war mit einemmal nicht mehr zu spüren. Dies hatte jedoch die Sucher nicht etwa bewogen, sich aus dem Anklam-System zu entfernen. Sie wollten warten, hatten sie Ren-No erklärt, bis Imago zurückkehrte. Immerhin hatte sich der Verband der zehntausend Raumschiffe dazu überreden lassen, sich in eine Gegend am Rand des Systems zurückzuziehen, wo er für die Weiterführung des Anklam-Projekts nur eine minimale Behinderung darstellte.
    Aber Ren-No war damit immer noch nicht zufrieden. Er wollte die Imago-Sucher vom Hals haben.
    Mehrere Funksprüche wurden aufgefangen, die zwischen Anklam und Charif ausgetauscht wurden. Eine dieser Sendungen enthielt folgenden Text; „Der Fremde aus Meekorah, mit Namen Perry Rhodan, befindet sich vermutlich auf dem Weg ins Charif-System. Die entsprechenden Koordinaten hat er von mir erhalten. Ich bitte zu bedenken, daß Perry Rhodan von höchster Wichtigkeit für uns ist, da er über ein umfangreiches Wissen verfügt und die Verhältnisse in Meekorah aus eigener Anschauung kennt. Des weiteren gilt Perry Rhodan unter gewissen Segmenten der Benguel- und Juatafu-Bevölkerung als IMAGO - was immer dieser Begriff auch bedeuten mag.