1378 - Geheimniswelt Cheobad
entwürdigende Arbeiten verrichten."
Ich ließ ihn gewähren, obwohl er sich sehr abmühte. „Ich habe alles bekommen, was ich wollte", erzählte er. „Ich wurde sehr zuvorkommend behandelt. Es bedurfte keiner Gegenleistung. Sie sagten mir, für den edlen Afu-Metem und sein Gefolge tun sie alles."
„Was hast du sonst noch festgestellt?"
„Sie kennen dich alle. Und sie arbeiten alle im Dienst des Hexameron für den Weiterbau der Schaltstation der Materiewippe. In der hiesigen Region der Stadt gibt es aber nur Wächter, Soldaten und niedere Techniker sowie ein paar Verwaltungshelfer, die für die logistischen Belange, wie Nahrungsbeschaffung für Nicht-Hauri, tätig sind. Sonkat besteht zu einem Drittel aus Fertigungsbetrieben für Teile der Schaltstation. Dieses Objekt im Berg muß wahrhaft riesige Ausmaße haben. Die Station arbeitet zwar schon, aber sie ist noch nicht ganz fertiggestellt."
Beodus Mitteilungen rundeten meine ersten Eindrücke von Sonkat ab. „Wir kehren zurück in Tarpo lum Nemees' Prachtbau."
Der Zwergvenno startete den Gleiter. Er starrte mich durchdringend an, und ich merkte, daß ihn Fragen oder Zweifel plagten. „Wir können hier offen reden, mein Freund", munterte ich ihn auf. „Woher kommt das Wissen um diesen Afu-Metem?" fragte Beodu. „Ich weiß es nicht", mußte ich eingestehen. „Diesen Fürsten des Feuers muß es wohl wirklich geben.
Das Wissen der Sonkater unterscheidet sich von unserem. Diese Helfer des Hexameron besitzen ein klares Bild von mir - beziehungsweise von Afu-Metem. Mir ist die ganze Sache unheimlich und rätselhaft."
„Mir auch, Perry. So darf ich dich hier doch nennen? Wenn Afu-Metem wirklich existiert, wird der Schwindel irgendwann auffliegen. Hast du daran schon gedacht? Oder wiegst du dich in einer trügerischen Sicherheit?"
„Ich weiß zwar nicht, woher ich das Wissen um Afu-Metem habe. Ich weiß auch nicht, woher es die Sonkater haben. Aber ich bin mir darüber im klaren, daß ich mit geborgter Zeit arbeite. Ich muß davon ausgehen, daß es sich bei allem nur um einen temporären Effekt handelt."
„Was meinst du damit?" Beodu lenkte den Gleiter diesmal in einem großen Bogen um das Sperrgebiet an den beiden Tunnelröhren herum. „Der Afu-Metem-Spuk kann so schnell verfliegen, wie er begonnen hat, mein kleiner Freund. Das kann jede Sekunde passieren, denn er wurde widernatürlich erzeugt. Niemand kann sagen, wie lange diese Wirkung anhält. Und wenn Tarpo lum Nemees und seine Leute merken, daß ich kein Fürst des Feuers bin, sitzen wir in der Falle."
„Es könnte auch passieren", meinte der Zwergvenno, „daß der wahre Afu-Metem, den es ja wohl geben muß, vom Auftauchen eines Doppelgängers erfährt. Und dann ist der Bart ab."
„Woher hast du denn diesen Ausdruck?" staunte ich. „Von dir, Afu!" Beodu lenkte den Gleiter auf die Wiese vor dem Prunkbau des Gemeindeoberhaupts. „Wir stehen also unter Zeitdruck. War es daher nicht überflüssig, diesen Abstecher in die Unterstadt zu unternehmen?"
„Keinesfalls. Wir hätten zwar auch Nahrungsmittel durch Tarpo lum Nemees beschaffen lassen können, aber diese Aktion diente mir zur Ablenkung. Ich mußte erst ein paar Dinge über Cheobad in Erfahrung bringen, bevor ich in die Gespräche mit dem Oberhauri gehen konnte. Dieses Grundwissen habe ich jetzt.
Ich kann hier nur bestehen, wenn ich die Handlungen bestimme. Ich darf mir das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen, sonst werden die Hauri mißtrauisch Denk an die Rothauri. Wenn die auf uns angesetzt werden, ist - wie sagtest du so schön? - der Bart ab! Und genau das muß ich verhindern."
Beodu landete den Gleiter. Tarpo lum Nemees und Kemm-Enau erwarteten uns mit aufgeregten Gesten. „Meine ersten Eindrücke waren nicht besonders gut", erklärte ich unwirsch. „Wir sehen uns in Kürze in meinem Arbeitszimmer für ein Informationsgespräch. Habt ihr das verstanden?"
Die beiden Hauri gaben stumm eine Geste des Einverständnisses ab. „Trägst du nicht etwas zu dick auf?" meinte der Pikosyn.
Ich ließ Tarpo lum Nemees und Kemm-Enau stehen und begab mich ins Gebäude. Beodu drückte den beiden je eines der Pakete mit den besorgten Nahrungsmitteln in die Hände und forderte sie hochnäsig auf, die Sachen zu tragen.
Nach einem kurzen Blickwechsel zwischen den beiden Hauri nahm Kemm-Enau die Pakete und folgte uns.
*
Die Hauri hatten im Rund des Arbeitszimmers zehn zusätzliche Sessel aufstellen lassen. Sie selbst waren mit fünf
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