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138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits

138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits

Titel: 138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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nicht das Reich der Toten. Es ging hier
sehr lebendig zu.
    Die Oase zwischen den Dünen war
paradiesisch schön. Reine, klare Luft. Das leise Plätschern von Wasser.
Vogelgezwitscher. Stimmen von Menschen, die sich fröhlich unterhielten und
lachten.
    Und dann sah er die Menschen.
    Es waren drei. Zwei Männer und eine Frau.
Sie saßen auf einer Wiese. Die Frau zupfte gerade eine Blume ab, die einen
roten, schillernden Kelch wie bei einer Tulpe hatte.
    Er erkannte die beiden Männer und die
Frau.
    »Suzette«, wisperte er. »John, Armand ...«
    Es war ausgeschlossen, daß die drei dort
auf der Wiese vor einem gurgelnden Bach, der sich irgendwo in der Ferne
zwischen Baumreihen verlor, seine Bemerkungen vernommen hatten.
    Und doch wandten sie ihre Köpfe.
    Er sah in die ausgeglichenen Gesichter von
Menschen, die keine Sorgen kannten. Armand sprang zuerst auf und kam ihm
entgegen.
    Der junge Mann mit dem weichen Haar, das
immer tief in die Stirn fiel, strahlte über das ganze Gesicht. Armand sah
glücklich, jung und zufrieden aus. Er war nicht mehr gezeichnet von der
Krankheit, die sein junges Leben im Alter von neunundzwanzig Jahren auslöschte.
    Armand trug wie die anderen ein weißes,
mit Lochstickerei versehenes Gewand. Ihre Körper schimmerten durch den Stoff.
    »Charles!« freute der junge Mann sich.
»Warum kommst du nicht zu uns? Was hält dich noch dort drüben? Du könntest
längst bei uns sein.«
    De Garche versuchte diese Situation von
der heiteren Seite zu nehmen. »Aber ich bin nicht tot. Ich habe gar keine Lust
zu sterben. Das ist doch nur ein Traum .«
    Gaston Bonnier prostestierte. Suzette schob
sich mit einer erotisch anmutenden Bewegung aus dem Gras empor. Mit drohendem
Zeigefinger kam sie auf ihn zu.
    »Sag so etwas nicht, Charles«, forderte
sie mit reiner, klarer Stimme. Die Vögel hörten nicht auf zu singen. Die
Umgebung war zauberhaft. »Wir sind so lebendig wie du. Wir haben nur deine
Mühseligkeiten nicht mehr zu ertragen.« Anmutig lächelnd blickte sie ihn an.
»Keiner von uns war krank - keiner von uns ist wirklich gestorben .«
    Charles de Garche schluckte. »Aber ich bin
doch selbst dabei gewesen, als man eure Körper in Särgen ins Grab senkte.«
    »Nun«, schaltete Gaston sich wieder ein,
»etwas mußte ja schließlich mit uns sein, um den Schein zu wahren. In
Wirklichkeit sind wir einfach dem Vorschlag Madames gefolgt und
hierhergegangen. Wir hätten jederzeit zurückgehen können. Aber keiner von uns
will das. Weshalb auch?«
    Gerade darüber dachte Charles am meisten
nach.
    Hier in dieser seltsam verzauberten,
fröhlichen und unbelasteten Atmosphäre kam ihm all das, was er sonst so wichtig
fand, plötzlich belanglos vor.
    »Es gibt Dinge, die wichtiger sind«, fuhr
sein Freund Gaston fort, als könne der seine Gedanken lesen.
    »Wir glauben zu leben - aber leben doch an
der Wirklichkeit vorbei. Täglich nehmen wir uns Dinge vor, die wir gern tun
möchten. Von denen wir einfach fühlen, daß sie uns Erfüllung sein könnten. Aber
dann tun wir sie doch nicht, weil wir in irgendeinem Zwang stecken. Aber das
alles sind nur Worte. Selbst was du jetzt hier siehst, ist nur ein Bruchteil
dessen, was du wahrnimmst, wenn du es mit den gleichen Augen wie wir sehen
könntest.«
    »Wo sind die anderen? Man sagt, daß Madame
noch viel mehr hierher führen konnte .«
    Charles blickte sich in der Runde um.
    »Du denkst an Beatrice und Jacques, nicht
wahr?« fragte Gaston Bonnier.
    »Ja.«
    »Sie sind auch irgendwo. Sie halten sich
dort auf, wo’s ihnen gefällt. Diese Welt ist grenzenlos, und durch Gedanken
vermag man jeden Punkt zu erreichen.«
    Charles’ Blick fiel auf John, der die
ganze Zeit im Hintergrund geblieben war. Dem schien plötzlich ein Gedanke gekommen
zu sein. Er lächelte nur, winkte dem Franzosen zu und verschwand im nächsten
Moment, als hätte er einen geheimen Ruf vernommen.
    Er war - einfach nicht mehr da! Wie ein
Geist hatte er sich aufgelöst .
    Die anderen kümmerte das gar nicht. Sie
gingen überhaupt nicht darauf ein.
    »Komm zu uns, Charles! Ich würde mich
freuen, wenn auch du die Entscheidung treffen könntest, die wir getroffen
haben. Du wirst es nie bereuen.« Gaston nickte dem Freund aufmunternd zu. »Es
ist eigentlich schade, daß so wenige wissen, wie schön es hier wirklich ist.
Ohne Sorgen, ohne Schmerzen, ohne Krankheit - ohne Tod!«
    Der Fabrikant fühlte bei diesen Worten
eine ungekannte Sehnsucht in sich aufsteigen. Es war, als hätte er gefunden,
was er

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