138 - Tödliche Fracht
anfliegenden Rochen abschoss.
»Gurney, Achtung! Kollision!«, schrie Kinner und schlug mit der Faust auf die Konsole.
Der offenbar stark beschädigte EWAT konnte nicht entkommen. Und der Todesrochen legte es eindeutig auf einen Zusammenstoß an, denn er öffnete nicht einmal im letzten Moment die Flügel.
Sein Einschlag hatte die Wirkung einer Kanonenkugel in eine dünne Holzwand. Er traf genau in die Lamellen zwischen dem ersten und dem zweiten Segment. Blitze und Funken einer gewaltigen elektrischen Entladung stoben in alle Richtungen davon. Das Segment fing Feuer, und dann verdeckten schwarze Qualmwolken die Sicht.
Doch nur für einen Moment. Vor den entsetzten Augen von McDuncans und Sedliks Mannschaft explodierte Gurneys EWAT in einer Orgie aus Rauch und Feuer, als er zusammen mit dem Todesrochen ungebremst auf dem felsigen Boden aufschlug und in mehrere Teile zerbarst.
Im selben Augenblick schaffte Sedlik es, den letzten Todesrochen abzuschießen. Der verkohlte Riesenkörper trudelte auf das Trümmerfeld hinab.
Doch die Freude der siegreichen EWAT-Besatzungen hielt sich in Grenzen.
»Gurney war gerade Vater geworden«, flüsterte Kinner.
»Zwillinge. Und sein Neffe war mit an Bord…«
»Wir trauern später um die Opfer«, sagte Captain McDuncan mit fester Stimme. »Vorher haben wir noch einen Job zu erledigen!«
Gemeinsam schwenkten sie nach Osten, wo sie den Transporter und Commander Drax vermuteten. Das Peilsignal war momentan nicht zu orten. Konventionelle Funkwellen wurden bei Entfernung von über drei, maximal fünf Kilometern von der allgegenwärtigen CF-Strahlung blockiert. Der ISS-Funk umging dieses Manko, indem er die Internationale Raumstation als Relais nutzte, aber einen solchen Sender in Commander Drax’ Gürtel unterzubringen war nicht einmal Katja Mirren gelungen.
Sie waren erst eine halbe Minute unterwegs, da meldete sich Sedlik über Funk. »Captain, mein EWAT macht’s nicht mehr lange«, meldete er mit bedrückter Stimme. »Der Antrieb ist beschädigt, die Bordhelix hat immer wieder Aussetzer, und ich habe Schwierigkeiten, manuell zu manövrieren.«
»Dann landen Sie, Sedlik«, ordnete McDuncan an. »Wir holen Sie ab, sobald die Lage geklärt ist.«
»Wir werden die Zeit nutzen und nach Überlebenden aus dem Wrack suchen«, gab Sedlik zurück. »Und wenn nichts mehr zu retten ist… können wir wenigstens die Leichen bergen.«
»Ja, tun Sie das, Sedlik«, stimmte die Kommandantin zu.
»Und versuchen Sie nach Möglichkeit Ihren EWAT so wieder hinzukriegen, dass Sie ihn zur Reparatur nach Pamplona zurück fahren können.«
»Wir tun unser Bestes«, meinte Sedlik. »Ihnen und der Crew viel Glück!«
Captain McDuncan übergab die Kontrolle wieder an Kinner und setzte sich zu Corporal Chris Verres, dem Navigator.
»Irgendeine Ortung auszumachen?«
Der junge Mann mit dem wilden Haarschopf schüttelte den Kopf. »Bislang negativ, Ma’am. Aber wir sind jetzt sechs Kilometer vom letzten bekannten Standort des Transporters entfernt. Wird wohl nicht mehr lange dauern, bis wir Kontakt haben.«
»Suchen Sie auch nach Spuren im Gelände«, wies Selina ihn an.
»Was werden wir tun, wenn wir sie gefunden haben?«, wollte Verres wissen.
»Angreifen. Eine Drohung werden sie uns kaum abnehmen.«
»Aber… der Reaktor…«
»Vertrauen Sie mir. Ich weiß schon, was ich mache.« Sie bemerkte eine leichte Kurskorrektur des EWATs und drehte sich zum Piloten um. »Haben Sie etwas entdeckt, Corporal?«
»Wir haben die Straße erreicht, die nach Osten führt, und da sind auch Reifenspuren«, gab Kinner zurück.
»Gut. Gehen Sie parallel zur Straße und verringern die Geschwindigkeit. Dreißig Meter Abstand, niedrige Flughöhe. Wir wollen uns dem Feind nicht gleich zeigen, sondern uns langsam herantasten.«
Gemäß der Order gingen sie auf »Schleichflug«. Alle Gespräche verstummten, jeder kümmerte sich konzentriert um seine Aufgabe. Das Bordgeschütz blieb besetzt und in Alarmbereitschaft.
»Sichtkontakt!«, kam endlich die erlösende Meldung des Navigators. »Der Transporter steht einen halben Kilometer vor uns in einer Senke. Er bewegt sich nicht.«
»Und noch immer kein Peilsignal?«, erkundigte Selina sich besorgt. Was mochte da vorgefallen sein?
»Negativ.«
»Verlangsamen«, befahl Captain McDuncan. Die Straße machte eine Kurve, einen kleinen Hügel hinauf. Dahinter lag die Senke, wo sich der Transporter befand.
Dann hatten sie den Hügel passiert und freie Sicht auf die
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