1382 - Götterfluch
komisch geworden. Eine leichte Unpässlichkeit.«
Der Ägypter schaute sie besorgt an. »Hast du das öfter?«
»Nein, absolut nicht.«
»Du bist bestimmt überarbeitet. Der ganze Ärger und der Trubel mit der Ausstellung, das ist alles zu viel für dich gewesen. Am besten wird es sein, wenn du mal eine Woche ausspannst. Nicht in Ägypten. Besser wäre ein Wellness-Hotel, das…«
Rebecca konnte wieder lachen. »Nein, nein, Kazar. Ich freue mich ja, dass du so besorgt um mich bist, aber du brauchst keine Angst um mich zu haben. Es wird schon laufen. Nur die Harten kommen in den Garten, das weißt du.«
Kazar trat zurück und lachte. »Ja!«, rief er dann. »Ja, das ist die echte Rebecca Taylor. So kenne ich dich. So mag ich dich. So habe ich dich schätzen gelernt.«
»Danke.« Rebecca ging es wirklich wieder besser, und sie schaffte es sogar, sich auf die Umgebung zu konzentrieren. Auf das Licht, auf die Särge und die Kanopen, die gar nicht mal so klein waren und die Mumien wie Wächter umstanden.
Die Besucher konnten den Raum zwar betreten, aber sie mussten sich auch an die Regeln halten und hinter dem Rechteck aus Kordeln bleiben, das das eigentliche Zentrum umgab. Es gab auch zusätzlich noch zwei Mitarbeiter, die ihre Augen offen hielten.
Keine Mumie bewegte sich. Alle lagen starr in ihren Särgen.
Rebecca schaute von einer zur anderen, und auf einmal merkte sie, dass in ihrem Innern etwas hochstieg, das sie zuvor noch nie erlebt hatte.
Es hing mit den Mumien zusammen. Als sie näher darüber nachdachte, kam ihr ein merkwürdiger Gedanke.
Zwischen den Toten und ihr schien ein Band zu bestehen. Unsichtbar, aber sehr fest. Die fixe Idee, dass sich die Mumien nur zum Schlaf hingelegt hatten, stieg plötzlich in ihr hoch. Ihr kamen auch wieder die alten Filme in den Sinn und auch all die unheimlichen Geschichten, die über Mumien geschrieben worden waren.
Konnte es wahr sein?
»Worüber grübelst du, Rebecca?«
»Ach, merkt man das?«
»Ja, es ist nicht zu übersehen.«
»Komisch, Kazar…«
»Was ist komisch?«
»Das alles hier.«
»Ich verstehe nicht…«
»Nun ja, du bist hier der Fachmann. Du bist so etwas wie ein Wächter der Mumien. Du hast sie lange in Ägypten unter Kontrolle gehabt, das weiß ich ja, und ich war begeistert von ihnen, aber jetzt ist das nicht mehr so.«
Kazar ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er nachfragte.
»Warum ist das nicht mehr so?«
»Keine Ahnung. Aber wenn ich ehrlich sein soll, dann muss ich zugeben, dass ich Angst habe.«
»Ich bitte dich!«, rief er fast theatralisch. »Du hast Angst vor den Toten?«
Sie nickte. »Warum das denn?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Ich spüre irgendeine Verbindung, die es zuvor nicht gegeben hat. Du kannst darüber lachen, Kazar, aber so ist es wirklich.«
»Nein, ich lache nicht. Ich kenne die Geschichten, die sich um die alten Ägypter ranken. Ich weiß, dass sich der moderne Mensch dem nicht entziehen kann. Das ist mir alles bekannt, und ich weiß auch, dass nicht alles erforscht ist.«
»Was meinst du damit?«
»Ganz einfach. Es gibt in meinem Land noch zu viele Geheimnisse, die unter dem Sand begraben liegen. Und es ist möglich, dass eines der Geheimnisse seinen Weg hierher gefunden hat.«
»Ach«, flüsterte sie, »du weißt mehr?«
»Bitte.« Kazar lachte sie an. »So darfst du das nicht sehen. Halte mich nicht für einen Hohenpriester. Die sind um dich herum verteilt. Aber auch ich kenne die alten Geschichten und Legenden, die sich um sie ranken.«
»Legenden…«
»Ja…«
Rebecca hob den Blick. »Legenden haben oft einen Kern Wahrheit.«
»Wie meinst du das?«
»Ach, lass es.« Sie winkte ab. »Das ist nur einfach so dahergesprochen.« Sie drehte sich auf der Stelle und freute sich darüber, keinen Schwindel mehr zu spüren. »Es liegt wohl einfach nur an der Umgebung. Die erscheint einem verdammt echt, das muss ich sagen.«
»Das Kompliment gehört dir.«
»Danke.«
Rebecca wollte nicht mehr bleiben. Es wurde Zeit, nach Hause zu fahren. Das sagte sie ihrem ägyptischen Freund auch.
»Soll ich dich begleiten?«
»Nein, das ist nicht nötig.«
»Wir könnten etwas essen.«
»Auch das nicht, danke. Ich werde mir in der Küche eine Pizza in den Ofen schieben, das reicht. Zuvor nehme ich ein Bad, und wenn ich esse, wird eine Flasche Rotwein geöffnet. Dann kann ich schlafen wie ein Bär im Winter, und ich denke, dass ich am anderen Morgen wieder völlig fit für den nächsten
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