1382 - Götterfluch
Schreibtisch auf. Lange brauchte er nicht zu suchen.
Die kleine Visitenkarte hielt er bald zwischen seinen Fingern und wedelte damit.
»Da ist sie.«
Wenig später hielt ich sie in der Hand, und der Professor hockte wieder in seinem Sessel.
Zwei Telefonnummern standen zur Auswahl. Da mir die Lady fremd war, bat ich den Professor, mir die Tür zu öffnen.
»Ach, ich soll sie anrufen?«
»Bitte.«
»Gut, weil Sie es sind.«
Zuerst rief er im Museum an. Im Büro erreichte er keinen, also rief er bei ihr zu Hause an, doch auch dort meldete sie niemand. Auf den Anrufbeantworter wollte er nicht sprechen, und so konnte er nur die Schultern heben.
»Tut mir Leid, aber wir haben Pech.«
»Ich denke, dass sie irgendwann nach Hausse kommen wird. Ich werde auf jeden Fall zu ihrer Wohnung fahren. Kann sein, dass ich Glück habe. Um diese Zeit sind viele Menschen unterwegs, die Feierabend haben.«
»Das allerdings.«
Es war richtig gemütlich geworden, aber ich musste mich verabschieden. Zudem wollte ich nichts auf die lange Bank schieben, denn mein Gefühl sagte mir, dass ich zumindest den Anfang eines Fadens in der Hand hielt. Was folgen würde, das musste sich noch herausstellen.
Der Professor brachte mich bis zur Tür. Er saugte weiterhin an seiner Zigarre, und auch das verschmitzte Lächeln verschwand nicht aus seinem Gesicht.
»Wird Ihre Frau Ihnen denn glauben, dass Sie nicht geraucht haben?«
»Bestimmt nicht.«
»Und dann?«
»Es ist mir egal.« Er reichte mir die Hand. »Viel Glück, John.«
»Danke, Professor. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn es denn geklappt hat…«
***
Sie war da, zuhause in der Wohnung – endlich!
Rebecca Taylor begriff ihr Verhalten selbst nicht mehr. Wie ein kleines Kind auf Weihnachten, so hatte sie sich an diesem Abend auf ihre Wohnung gefreut, die für sie so etwas wie ein Rückzugsgebiet war, ein Refugium, in dem sie sich wohlfühlte und privat sein konnte. Obwohl letzteres nicht so ganz zutraf, denn auch in der Wohnung hatte der Beruf seine Spuren hinterlassen.
So manches Mitbringsel aus dem Land ihrer Träume hatte sie ausgestellt. In einem hellen Regal standen die Figuren und Steine zwischen den Büchern und lockerten so die Strenge auf.
Ihre Wohnung war nicht groß. Große Wohnungen konnten sich in London nur Menschen mit viel Geld leisten. Ein großes Vermögen besaß sie leider nicht. Auch ihr Verdienst hielt sich in Grenzen, aber sie wollte nicht klagen, denn das Gehalt würde steigen, das hatte sie sogar schriftlich bekommen.
Das Haus, in dem sie wohnte, war so etwas wie ein Single-Block.
In den Wohnungen lebten die Menschen allein. Uniform geschnittene kleine Räume, alles Standard, doch wer höher wohnte, der besaß einen guten Ausblick über das nördliche London, sogar bis über den Regent’s Park hinweg. Als die Häuser gebaut wurden, hatte man auch Tiefgaragen angelegt. Einen Platz dort musste man aber teuer bezahlen, aber Rebecca stellte ihren Kleinwagen lieber dort ab, als dass sie irgendwo im Freien parkte.
Einbrüche gab es leider in diesem Wohnblock auch. Bisher war Rebecca davon verschont geblieben.
Die Küche war winzig, das Bad ebenfalls, und ein Schlafzimmer gab es nicht. Sie sah es als nicht weiter tragisch an, denn dafür besaß der Wohnraum eine genügende Größe. Wenn sie sich hinlegte, wurde die Couch zum Bett, denn die konnte man entsprechend aufklappen, und meistens ließ Rebecca die Couch sogar als Bett bestehen.
Die Ruhe in der Wohnung gefiel ihr nicht. Kaum dass sie die eigenen vier Wände betreten hatte, schaltete sie den CD-Player ein.
Die Klaviermusik des Komponisten Schumann gefiel ihr. Dabei konnte sie entspannen, das tat ihr gut, und auch jetzt ließ sie sich von den Klängen berieseln.
Körperlich hatte sie sich wieder gefangen. Kein Schwindel mehr, keine Mattheit, auch wenn sie sich nicht topfit fühlte, aber nach der Dusche würde sich das ändern.
Etwas essen, einen Rotwein trinken und mal schauen, wann die große Müdigkeit sie übermannte. Schlafen wollte sie auf jeden Fall, denn der nächste Tag würde anstrengend werden, das stand fest.
Es war doch recht warm gewesen, das merkte sie, als sie ihre Kleidung auszog. Zum Teil war sie verschwitzt, und jetzt freute sie sich noch mehr auf die Dusche.
Nach ihrem Einzug hatte sie sich eine neue Dusche einbauen lassen. Sie war zwar etwas größer als die normalen, aber das machte ihr nichts. Sie brauchte im Bad nicht viel Platz.
Unter den Wasserstrahlen ging es ihr gut. Die
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