1389 - Meine grausame Partnerin
Präsentierteller stehen, ohne Hoffnung auf ein Entkommen.
Mallmann nickte ihr zu. Beinahe freundschaftlich sah diese Geste aus. Jane bewegte ihre Augen. Sie tat es nicht mal bewusst, es war einfach ein Reflex, der sie nach einem Ausweg suchen ließ.
Da gab es keinen!
Sie und Dracula II waren allein. Er hatte hier das Sagen, denn ihm gehörte diese Welt. Er war Regisseur und Hauptdarsteller zugleich in einer Kulisse, in der es keine Farbe gab. Sie bestand nur aus Zwischentönen. Dunkel, mal blass, dann wieder grau und immer abweisend. Unheimlich und kalt. Eine Welt, in der es keine Wärme gab und in der die Seelen der Menschen verloren waren.
Vergessen in einer düsteren Umgebung, in der sich nur die schwarzen Fledermäuse bewegten, die noch über ihnen ihre Kreise zogen.
Jane fühlte sich so schrecklich allein und verlassen. Wie eine Frau, die ihren Partner verloren hat, mit dem sie über lange Jahre hinweg verheiratet gewesen war.
Kein Ausweg mehr. Es gab nur ihn, diesen gnadenlosen Blutsauger, und Jane konnte die Tränen der Verzweiflung nicht mehr unterdrücken.
Dracula II sah es. Er musste lachen. »Du weinst, Jane Collins? Du vergießt Tränen?«
Sie zog die Nase hoch. »Ja, Mallmann, ich vergieße Tränen, das tue ich, und ich schäme mich nicht dafür.«
»Wie schön.«
»Für dich vielleicht, aber ich denke menschlich. Im Gegensatz zu dir, denn du siehst nur aus wie ein Mensch, aber ich bin es geblieben, und deshalb muss ich mich wegen meiner Tränen auch nicht schämen.«
»Sie werden dir nicht helfen, Jane.« Er hob seine Arme an. Es sah aus wie eine fürsorgliche Geste. In Wirklichkeit aber hatte er etwas anderes vor. Er legte beide Handflächen gegen Janes Wangen, und sie spürte seine Berührung.
Seine Hände waren weder warm noch kalt. Sie waren neutral. Es floss kein Blut wie bei einem Menschen.
Er strich mit seinen Händen an ihrem Gesicht entlang, als wollte er es für etwas Bestimmtes vorbereiten.
»Ich habe lange darauf warten müssen, Jane, das wiederhole ich gern. Sehr lange. Eigentlich habe ich mit deinem Freund Sinclair den Anfang machen wollen, aber das Schicksal hat es anders gemeint und dich in meine Fänge getrieben. Du wirst nie mehr diejenige sein, die du mal gewesen bist. Aber ich bin bereit, meine Zeit mit dir zu teilen. Zwischen uns wird es so etwas wie eine Hochzeit geben. Was Sinclair früher für dich gewesen ist, werde nun ich sein.«
»Nein…«
Jane hatte das Wort nicht mal bewusst gesagt. Es war ihr einfach so herausgerutscht. Sie konnte sich noch immer nicht vorstellen, was hier ablief.
Mallmann schaute sie direkt an. Dabei bewegte er seine Handflächen über ihre Wangen. Er streichelte sie wie ein Mann seine Geliebte, und sein Blick bekam einen beinahe schon menschlichsehnsüchtigen Ausdruck.
Fast ruckartig löste er seine linke Hand von ihrer Wange.
Jane schrak zusammen!
Es war der Augenblick der Wahrheit. Was nun folgen würde, das war einfach grauenhaft.
Beinahe sanft drückte Mallmann den Kopf der Frau nach rechts.
Er wollte ihn in eine für ihn günstige Bissposition bringen. Es gab nichts mehr, was noch nach Gewalt gerochen hätte. In der Umgebung breitete sich eine beinahe andächtige Stille aus.
Selbst die Fledermäuse hatten sich verzogen und kreisten so hoch, dass das Schlagen ihrer Schwingen nicht mehr zu hören waren.
Jane und Mallmann standen allein auf der Bühne, deren Vorhang sich zum Finale erhoben hatte.
Dracula II umleckte seine Lippen. Sein Gesicht hatte einen anderen Ausdruck bekommen. Ein Beobachter hätte vielleicht von einer Blutgeilheit gesprochen. Er wirkte wie jemand, der sich einen erotischen Traum erfüllen wollte.
Langsam öffnete er den Mund.
Jane schaute hin. Sie war Wachs in seinen Händen. Sie zitterte, sie weinte. Tränen rannen an den Wangen herab, und Mallmann wischte sie in einer fürsorglich anmutenden Geste weg.
Erotik und Gewalt lagen so dicht beieinander. Nicht grundlos hatten viele Autoren von der Erotik des Blutsaugens geschrieben. In sie hinein waren immer wieder junge Frauen geraten, die zu Bräuten der Vampire geworden waren. Durch Bisse waren sie hörig geworden und in einen wahren Teufelskreis geraten.
Jane konnte das Zittern der Knie nicht verhindern. Sie verlor ihre Kraft. Sie war letztendlich nur ein Mensch und keine Maschine, auch wenn sie noch so schlimme Erlebnisse hinter sich hatte, bei denen es ihr immer wieder gelungen war, zu entkommen.
»He, nicht fallen!« Mallmann griff zu. Er lachte
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