1389 - Straße der Skarabäen
Vorsichtsmaßnahme erwies sich als unnötig. Das Antigravfeld fiel nicht aus, und sie erreichten das oberste Geschoß der Pyramide ohne Zwischenfälle. „Niemand da", bemerkte Beodu mit gesenkter Stimme. „Wir können uns jetzt ganz ungestört umsehen."
Sie gingen zu den Monitoren hinüber und versuchten, irgend etwas über die Funktion der verschiedenen Geräte im Raum herauszufinden, ein Unterfangen, das sich als überaus schwierig erwies. Die Nakken nahmen die Schaltungen auf psionischem Weg vor, so daß für jemanden, der nicht über ihre Talente verfügte, kaum nachvollziehbar war, wie sie dabei vorgingen, und was sie mit ihren verschiedenen Maßnahmen bewirkten.
Beodu kam schon bald zu der Überzeugung, daß sie nichts erreichen würden, doch der Terraner gab nicht auf, und schließlich gelang es ihm, einige Monitorschirme einzuschalten. „Moment mal!" sagte er wenig später. Verblüfft blickte er den Attavenno an. „Wenn mich nicht alles täuscht, ist dies nichts weiter als ein Simulator."
„Simulator?" Beodu schüttelte den Kopf. „Das ergibt doch keinen Sinn. Wozu sollte so eine Anlage gut sein?"
„Liegt das nicht auf der Hand?"
„Für mich nicht." Der Attavenno stutzte und griff sich dann mit den Händen an den Kopf. „Oder willst du etwa behaupten, daß die Pyramide in Wirklichkeit - ein Raumschiff ist? Willst du mir zu verstehen geben, daß diese Anlage nur dazu da ist, den Nakken beizubringen, wie man damit fliegt?"
„Völlig daneben", erwiderte Rhodan. „Was dann?"
„Wir sind uns darin einig, daß zumindest einige der Nakken, die bei den Prüfungen am „Loch der Ewigkeit" scheitern, hierherkommen."
„Genau. Diejenigen, die psiphrenisch werden."
„Richtig! Auch dürfte sicher sein, daß man versucht, den kranken Nakken in irgendeiner Weise zu helfen, also ihre Psiphrenie zu beheben."
„Jetzt verstehe ich", staunte Beodu. „Natürlich! Wir wissen ja längst, daß dies eine Art psychiatrische Anstalt ist. Und in so einer Einrichtung benötigt man natürlich auch Übungsgeräte, an denen die Kranken für eine Rückkehr ins normale Leben vorbereitet werden können."
„Ich sehe, du hast es verstanden", stellte Rhodan fest. „Hier haben wir den Beweis, daß man tatsächlich versucht, die psiphrenischen Nakken zu heilen."
Beodu spielte wahllos an den verschiedenen Schaltungen herum, wobei er sich dessen bewußt war, daß er damit nichts erreichen konnte. Um so verblüffter war er, als sich plötzlich mehrere Monitorschirme erhellten. „He - war ich das?" stammelte er.
Rhodan hatte nicht erwartet, irgend etwas Wichtiges auf den Bildschirmen zu sehen, doch nun wurde er aufmerksam. Auf den Monitoren waren Nakken zu sehen, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach irgendwo in der Pyramide aufhielten. Bei ihnen waren Hunderte von schillernden Riesenkäfern, und die meisten von ihnen krochen auf ihnen herum, so daß die Schneckenwesen nahezu unter ihnen verschwanden. „Sie fressen sie auf", rief Beodu entsetzt. Er krallte seine Hand um den Arm Rhodans. „Waqian, begreifst du denn nicht? Sie werfen die unheilbaren Kranken den Käfern zum Fraß vor."
„Nur nicht so voreilig", wehrte der Unsterbliche ihn ab. „Wer wirft die Nakken den Käfern zum Fraß vor?
Und woher weißt du, daß es sich dabei um die unheilbar Kranken handelt? Und wie kommst du auf den Gedanken, daß die Nakken aufgefressen werden?"
„Aber das sieht man doch!" empörte sich Beodu.
Die Bildschirme erloschen, und so sehr sie sich auch bemühten, sie wieder einzuschalten, es gelang nicht. „Irgend jemand hat gemerkt, daß wir dieses Verbrechen beobachtet haben", sagte der Attavenno. „Er hat eingegriffen und dafür gesorgt, daß wir nicht noch mehr sehen."
Für ihn bestand nicht der geringste Zweifel daran, daß er richtig beobachtet hatte. Rhodan war sich jedoch keineswegs sicher, daß die Nakken von den Riesenkäfern gefressen wurden, denn er hatte nicht die geringste Verletzung bei den Schneckenwesen bemerkt. Er machte Beodu darauf aufmerksam. „Das hat doch nichts zu sagen", erwiderte der Attavenno erregt. Es pfiff, heulte und zwitscherte aus seinem Rüssel. „Wer sagt denn, daß die Käfer mit ihrer scheußlichen Mahlzeit begonnen hatten? Sie lassen sich Zeit. Die Nakken können sich nicht wehren. Sie sind ihnen hilflos ausgeliefert. Vielleicht weiden sich die Insekten noch an den Qualen und Ängsten der Schneckenwesen, bevor sie endlich damit beginnen, sie Stück für Stück
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